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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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geschnappt und haben für die nächsten Jahre wieder ihren
mietfreien festen Wohnsitz bei uns.»
    «Wenn
er wirklich etwas weiß», sagte Marthaler mehr zu sich selbst als
zu den beiden Männern, «dann muss ich ihn finden. Und dann werde ich
ihn finden.»
    Gundlach
lächelte fast ein wenig mitleidig. «Dann wünsche ich Ihnen
viel Glück, Herr Kommissar. Aber vergessen Sie nicht: Er hatte
Angst. So wie er benimmt sich nur jemand, der sich auf der Flucht
befindet. Der kleine Bruno hatte große Angst.»
    Marthaler
zog 50 Euro hervor und legte sie auf den Tisch, aber Arne Grüter
schob ihm den Schein wieder zu. «Das Essen geht aufs
Spesenkonto», sagte er. «Sie beide waren Gäste des City-Express.»
    «Nein,
Grüter», erwiderte Marthaler, «das werden Sie nicht erleben, dass
ich mir von einem wie Ihnen das Essen bezahlen lasse.»
    Grüter
zuckte mit den Achseln. «Soll ich Sie jetzt zu Ihrem Wagen
bringen?»
    Marthaler
war aufgestanden. Er überlegte kurz. «Ich suche mir ein Taxi»,
sagte er.
    Er
nickte Mirko und den beiden anderen zu. Als er das Tor schon fast
erreicht hatte, hörte er noch einmal Grüters kratzige Stimme.
    «Herr
Hauptkommissar!»
    Marthaler
drehte sich um.
    «Denken
Sie dran: Wir haben eine Abmachung. Ich erwarte Ihren ersten
Anruf morgen früh zwischen neun und zehn Uhr.»
    «Sonst?»
    «Sonst
erscheint mein erster Artikel ohne Rücksprache mit Ihnen.»

    Arne
Grüters letzte Worte hatten sich angehört wie die Drohung des
Rumpelstilzchens aus dem Märchen der Brüder Grimm: Und übermorgen
hol ich der Königin ihr Kind. Marthaler war sicher, dass der
Reporter seinen Lohn einfordern würde, dass er darauf bestehen
würde, über die Ermittlungen informiert zu werden.
    Trotzdem
hatte Marthaler nicht das Gefühl, einen Fehler begangen zu haben.
Sicher war es bedenklich, sich mit jemandem wie Grüter
einzulassen. Irgendwann bekäme man die Quittung dafür präsentiert.
Aber eine andere Möglichkeit hatte es nicht gegeben. Ohne
Grüter wäre er nicht auf Gundlach gestoßen, ohne Gundlach nicht
auf den kleinen Bruno.
    Er
hatte seinen Wagen aus dem Parkhaus geholt, dann war er ins Weiße
Haus gefahren. Der Eingang war abgeschlossen, alle Büros waren
dunkel. Seine Kollegen hatten entweder längst Feierabend gemacht
oder waren noch im Einsatz. Marthaler merkte, wie müde, wie
erschöpft er war. Er ging in die Teeküche und machte sich einen
doppelten Espresso. Er trank ihn im Stehen und verbrannte sich die
Zunge.
    Auf
dem Schreibtisch in seinem Büro lag eine Notiz seiner Sekretärin:
«Kann Dich telefonisch nicht erreichen. Mache mir Sorgen. Melde
Dich! Elvira».
    Er
schaltete den Computer an und wartete, bis er hochgefahren war.
Er gab den Namen Bruno Kürten ein, um zu sehen, was sie in POLAS
über ihn hatten. Die Angaben deckten sich mit den Informationen,
die ihm Gundlach bereits gegeben hatte. Marthaler schaute sich
die Chronologie der Straftaten an, die der kleine Bruno begangen
hatte. Als er das Jahr 1994 erreichte, stutzte er: «Beteiligung an
einem Kunstraub, Frankfurt am Main» stand dort. Er klickte die
Information an. Seine Vermutung wurde bestätigt. Der kleine
Bruno war einer der Männer, die am 28. Juli 1994 die drei Ölgemälde
gestohlen hatten, von denen Sabato erzählt hatte. Er war dafür
verurteilt worden und ins Gefängnis gekommen. Weitere Informationen
fand Marthaler nicht.
    Die
letzte vorhandene Adresse von Bruno Kürten war die des Tierheims.
Niemandem war aufgefallen, dass sich der kleine Bruno bei seiner
Entlassung aus dem Gefängnis einen Scherz erlaubt hatte.
    Marthaler
rief eine Suchmaschine auf und gab die Begriffe «Frankfurt»
und «wohnsitzlos» ein. Nach einer halben Stunde hatte er eine
Liste mit Hilfsorganisationen und Häusern, die
Übernachtungsmöglichkeiten für Menschen ohne eigene Wohnung
anboten. Dann begann er zu telefonieren. Er sprach mit
überarbeiteten Sozialarbeitern, die ihm sehr schnell klarmachten,
dass sie um diese Uhrzeit anderes zu tun hatten, als mit der Polizei
zu sprechen. Überall fragte er nach Bruno Kürten, überall teilte
man ihm mit, dass keiner der Bewohner so heiße.
    Als
er fast die Hälfte seiner Liste abgearbeitet hatte, war Marthaler
entmutigt. Ein Telefonat wollte er noch führen, den Rest würde er
auf morgen verschieben. Er wählte die Nummer der
Übernachtungsstätte im Ostpark. Er kannte das Containerdorf, das
am südlichen Ende des Parks direkt an der Grenze zu den Bahngleisen
errichtet worden war. Auf seinen Spaziergängen

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