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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und hat die anderen ermahnt,
ruhig zu sein. Er stand bewegungslos vor dem Apparat und hat
zugehört. Danach war er regelrecht ... ich weiß nicht, wie
ich es nennen soll. Er war ... verstört; so habe ich ihn noch nie
gesehen. Ich muss weg, hat er gesagt. Ich muss sofort weg. Er ist
nach draußen gelaufen, hatte aber seine Sachen vergessen. Ich bin
ihm nachgerannt und hab ihn nach hundert Metern eingeholt. Er wollte
nicht reden. Er wollte nicht sagen, was ihn so aufgeregt hat.
Schließlich ist er aber nochmal mit zurückgekommen und hat
sein Bündel abgeholt. Er wollte, dass wir zusammen ins Büro
gehen.» «Warum?»
    «Er
bat mich um ein Blatt Papier und um einen Briefumschlag.»
    «Was
wollte er damit?»
    «Er
hat etwas aufgeschrieben.»
    «Was?»
    «Ich
weiß es nicht. Er tat sehr geheimnisvoll, verschwörerisch. Er
wollte nicht, dass die anderen es mitkriegen. Obwohl er es sehr
eilig hatte, hat er extra die Tür geschlossen.»
    Inzwischen
waren sie wieder vor dem Eingang der Tagesstätte angelangt.
Steffi hatte ihre Stimme gesenkt. Auch sie schien verhindern zu
wollen, dass ihr Gespräch von fremden Ohren gehört wurde.
    «Das
ist alles?», fragte Marthaler.
    Die
Sozialarbeiterin schüttelte heftig den Kopf. «Nein. Er hat den
Zettel in den Umschlag gesteckt. Dann hat er den Umschlag
zugeklebt.»
    «Weiter!
Bitte!», ermahnte Marthaler.
    «Er
bat mich, den Umschlag in meine Schreibtischschublade zu legen.
Er hat darauf bestanden, dass ich die Schublade abschließe und den
Schlüssel einstecke.»
    «Und
da ist der Umschlag noch? Das heißt, Sie haben ihn hier?»
    Steffi
seufzte. Dann nickte sie.
    «Aber
Sie wissen nicht, was er enthält? Was Bruno aufgeschrieben
hat?»
    «Nein.
Er hat gesagt, wenn ich höre, dass ihm etwas zugestoßen ist,
soll ich den Umschlag öffnen und damit zur Polizei gehen.»
    «Holen
Sie ihn! Worauf warten Sie noch? Öffnen Sie den Umschlag!»
    «Sie
haben selbst gesagt, dass nichts darauf hinweist, dass ihm etwas
zugestoßen ist.»
    «Ich
weiß es nicht. Aber wir wollen verhindern, dass noch mehr passiert,
nicht wahr? Also geben Sie mir diesen Umschlag.»
    Die
Lippen der Sozialarbeiterin wurden schmal. «Wissen Sie, was Sie von
mir verlangen? Was das bedeutet? Wissen Sie, wie schwer es ist, nur
ein winziges bisschen Vertrauen bei den Berbern zu erwerben? Es ist
das A und O unserer Arbeit, dass unser Wort gilt, dass wir sie nicht
hintergehen. Wenn sich herumspricht, dass ich ein Versprechen nicht
halte, dann ...»
    «Es
wird sich nicht herumsprechen. Niemand muss erfahren, dass Sie
mir den Umschlag gegeben haben.»
    Aus
dem Innenhof war die Stimme eines Mannes zu hören, der Steffis
Namen rief.
    «Sie
hören ja selbst, das ist mein Chef. Ich kann nicht länger reden,
ich werde gebraucht. Ich glaube, es ist besser, wenn Sie jetzt
gehen.»
    Marthaler
legte seine rechte Hand auf ihren Unterarm. «Steffi, bitte, machen
Sie sich nicht unglücklich! Wenn dem kleinen Bruno etwas zustößt,
und wir hätten es verhindern können, dann werden wir uns ewig
Vorwürfe machen.»
    «Steffi,
kannst du bitte kommen!» Der Ton ihres Chefs wurde drängender.
    Sie
sah Marthaler unschlüssig an. Dann schüttelte sie den Kopf. «Tut
mir leid», sagte sie und entzog sich seinem Griff.
    «Ich
mache Ihnen einen Vorschlag: Öffnen Sie den Umschlag und
zeigen Sie mir, was der kleine Bruno geschrieben hat. Dann
verschließen Sie ihn wieder und legen ihn zurück in Ihre
Schublade.»
    «Sie
lassen nicht so leicht locker, oder?»
    «Nein»,
sagte Marthaler, «ich darf nicht lockerlassen. Es steht zu viel auf
dem Spiel.»
    Einer
der Obdachlosen kam nach draußen geschlurft. Er wandte sich an die
Sozialarbeiterin, ohne Marthaler zu beachten. «Steffi, der
Norbert ruft. Du sollst kommen.»
    «Gleich!
Noch zwei Minuten, dann bin ich da. Geh wieder rein.» Sie wartete,
bis der Mann verschwunden war. «Gut», sagte sie zu Marthaler.
«Machen wir es so, wie Sie vorgeschlagen haben. Warten Sie
hier. Ich bin sofort wieder da.»
    Sie
verschwand in dem Innenhof. Als sie zurückkam, hatte sie den
Umschlag in der Hand. Ohne weitere Umstände riss sie ihn auf. Sie
zog den Zettel heraus und las ihn.
    «Vielleicht
können Sie etwas damit anfangen», sagte sie. «Ich weiß nicht,
was das zu bedeuten hat. Ich möchte, dass Sie mir ein Versprechen
geben. Tun Sie alles dafür, dass dem kleinen Bruno nichts passiert.
Kann ich mich darauf verlassen?»
    Marthaler
versprach es ihr. Sie gab ihm den Zettel. Es stand nur ein Wort
darauf. Er las

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