Rosenherz-berbKopie
es.
Es
war das Wort «Rosenherz».
Vor
dem Weißen Haus stand ein dunkelblauer Van am Straßenrand. Er
merkte zu spät, dass es sich um den Wagen eines Fernsehteams
handelte.
«Das
ist er!», zischte die Frau, als sie Marthaler kommen sah. «Kamera
ab!»
Der
Kameramann und sein Tonassistent sprangen aus dem Wagen und
postierten sich auf dem Bürgersteig.
Eilig
ging Marthaler auf das Team zu. Er hob seine rechte Hand und hielt
sie vor das Objektiv. «Ich gebe keine Erklärungen ab. Bitte
haben Sie Verständnis! Gehen Sie wieder nach Hause; ich habe mit
den Ermittlungen nichts zu tun.»
Er
schob den Kameramann zur Seite und ging auf den Eingang des Weißen
Hauses zu.
«Hier
ist Gaby Heinze für NewsTV. Bei
uns ist Hauptkommissar Robert Marthaler von der Kripo
Frankfurt. Herr Hauptkommissar, stimmt es, dass Ihre Frau ... stimmt
es, dass Tereza Prohaska schwanger ist?»
Marthaler
wirbelte herum.
Die
Frau lächelte. Sie war stark geschminkt und zeigte Marthaler ein
blendend weißes Gebiss. Sie trug ein tadellos sitzendes Kostüm,
eine dezent geschlossene Bluse und modische Schuhe mit
mittelhohen Absätzen.
«Was
fällt Ihnen ein, eine solche Frage zu stellen?»
«Wir
können ihr helfen. Wir haben eine Benefiz-Aktion für Frau Prohaska
und das Baby gestartet.»
«Sie
haben was?»
«Wir
haben Kontakt zu den größten Unternehmen der Pharma-Industrie, wir
können Sponsoren finden. Es gibt hochspezialisierte Mediziner, auf
deren Mitarbeit wir im Bedarfsfall rechnen können. Wir werden
Geldspenden bei unseren Zuschauern einsammeln ... Es gibt
bereits ein Sonderkonto .»
«Hören
Sie ...!»
«Wenn
nötig, werden wir auch zu Blutspenden und sogar zu Organspenden
aufrufen.»
Marthaler
schüttelte fassungslos den Kopf. «Und was ist Ihr Preis?», fragte
er. «Wollen Sie Ihre Spezialisten vor laufender Kamera am
offenen Herzen operieren lassen? Ich sage Ihnen was: Sie sind zum
Kotzen. Alles, was Sie vorhaben, ist ein Dreck. Das dürfen Sie
gerne über Ihren Sender laufen lassen. Ich hoffe, dass Ihre Eltern
jetzt ins Grübeln kommen und sich fragen, was in der Erziehung
falsch gelaufen ist, dass ein solch verkommenes Wesen aus ihrer
Tochter werden konnte. Um es noch deutlicher zu sagen und damit es
auch der dümmste Ihrer dummen Zuschauer begreift: Sie widern mich
an. Sie können sich noch so sehr herausputzen: Sie sind ein Stück
Dreck.»
Die
Journalistin lächelte ungerührt. Die Kamera schwenkte auf ihr
Gesicht; Gaby Heinze wandte sich direkt an ihr Publikum: «In ihrem
Schmerz neigen viele Menschen zu Ungerechtigkeiten. Seien wir
also nachsichtig mit Hauptkommissar Marthaler. Er steht unter
Stress, seine Lebensgefährtin wurde schwer verletzt, sie und ihr
Baby schweben in Lebensgefahr. Er hat unser ganzes Mitgefühl
verdient.»
«Nein»,
sagte Marthaler. Er hatte seinen Arm gehoben und ging nun mit
drohend ausgestrecktem Zeigefinger auf die Journalistin zu. Gaby
Heinze stellte sich dicht neben den Kameramann, sodass es später im
Fernsehen so aussehen musste, als würde Marthaler direkt auf die
Zuschauer zukommen.
«Nein,
das machen Sie nicht!», sagte er. «Sie kramen nicht in unserem
Privatleben. Sie schalten jetzt die Kamera aus und verschwinden von
hier!»
Gaby
Heinze grinste. Marthaler begriff: Sie hatte alles, was sie
brauchte. Es waren spektakuläre Bilder von einem Polizisten,
der sich nicht im Griff hatte. Sie hatte einen O-Ton, den sie nicht
einmal zu schneiden brauchte, damit Marthaler sich anhörte wie ein
durchgeknallter Bulle auf Koks. Aber Gaby Heinze war noch nicht
fertig mit ihm.
«Mir
scheint, Sie messen mit zweierlei Maß, Herr Hauptkommissar.»
«Was
wollen Sie damit sagen?»
«Dass
nicht alle Journalisten von Ihnen so schlecht behandelt
werden.»
Marthaler
zuckte mit den Schultern. Er wusste nicht, worauf die
Reporterin hinauswollte. Es war ihm egal.
«Man
hört, dass Sie neue Freunde haben.»
Marthaler
sah sie verständnislos an.
«Sie
sind gesehen worden. Man sagt, Sie seien mit Arne Grüter essen
gegangen. Es heißt, Sie hätten einen Vertrag mit dem City-Express geschlossen.»
Marthalers
Hände wurden feucht. «Das ist eine Lüge», sagte er.
Gaby
Heinze lächelte ihn noch immer an: «Kann es sein, dass Sie nur
dann mit Journalisten reden, wenn man Sie dafür bezahlt?»
Er
war kurz davor, handgreiflich zu werden. Im letzten Moment
besann er sich. Er drehte sich um und ging auf den Eingang des
Weißen Hauses zu. Als er den Schlüssel ins Schloss steckte, merkte
er,
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