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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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des
Mannes.
    «Wenn
Sie etwas wissen, sagen Sie es mir bitte. Ich will Bruno Kürten
helfen. Und er muss mir helfen.»
    Aus
der Kehle des Mannes kam ein tiefes Brummen. «Der kleine Bruno ...»
    Marthaler
wartete, dass er weitersprach. Er hatte das Gefühl, dem Büffel
Zeit lassen zu müssen. Der aber starrte weiter wortlos zu
Boden. Dann drehte er sich um und entfernte sich langsam mit ein
paar schwerfälligen Schritten. Plötzlich blieb er unvermittelt
stehen, drehte den Kopf und sah Marthaler direkt in die Augen:
«War da ... der kleine Bruno», brummte er aus sicherer Entfernung.
    «Wo
war er? Hier? In der Unterkunft?»
    Das
zottelige Haar des Büffels geriet in Wallung. «War da!»
    «Gut.
Er war also hier. Wissen Sie, wo er hin wollte? Haben Sie eine
Ahnung, wo er sich aufhält?»
    «Is
weg, der kleine Bruno ... Angst.»
    «Er
hat Angst gehabt? Vor wem hat er Angst gehabt? Sind Sie mit ihm
befreundet?»
    Zu
viele Fragen, dachte Marthaler. Ich darf den Mann nicht verwirren,
ich darf ihn nicht überfordern.
    «Polizist»,
sagte der Büffel.
    «Ja.
Ich bin Polizist. Aber der kleine Bruno hat nichts getan. Ich
will nur mit ihm sprechen.»
    Heftig
schüttelte der Büffel seinen Kopf. «Polizist», stieß er wütend
hervor. «War da.»
    Marthaler
überlegte, was der Mann meinte. «War ein Polizist hier?»
    Der
Büffel grunzte nun sichtlich besänftigt.
    «Und
der kleine Bruno hat Angst vor diesem Polizisten gehabt?»
    Erneutes
Grunzen.
    «Haben
die beiden sich hier getroffen? Oder hat der Polizist nur nach
ihm gefragt?»
    «Gefragt!»,
erwiderte der Büffel mit der Andeutung eines Nickens.
    «Und
Bruno ist von hier abgehauen, weil er Angst vor dem Polizisten
hatte, weil er ihn nicht treffen wollte?», fragte Marthaler.
    Kopfnicken
ohne Grunzen.
    «Mit
wem hat der Polizist gesprochen?»
    Bevor
der Büffel den Namen hervorstieß, versprühte er eine
Speichelfontäne: «F... F... Fickler!»
    «Der
Polizist hat mit Vöckler gesprochen? Und als Bruno das gehört hat,
ist er geflohen?»
    «Streit.
Schnell weg!», brummte der Büffel.
    «Bruno
hat mit Vöckler gestritten?»
    Nicken.
    «Wissen
Sie, wo Bruno hin wollte?» «F... F... F...»
    «Zu
Vöckler? Aber von dem kam er doch!» Schnauben. Heftiges
Kopfschütteln. «F... F... Freundin.» «Bruno hat eine Freundin?»
Der Büffel nickte.
    «Wissen
Sie, wie seine Freundin heißt?» «Hagenstraße!»
    «Sie
wohnt in der Hagenstraße. Aber wie heißt sie?»
    «Hagenstraße!»,
wiederholte der Büffel.
    «Sie
wissen ihren Namen nicht?»
    «Hagenstraße,
Hagenstraße, Hagenstraße!»
    Marthaler
dachte nach, was das zu bedeuten hatte. Er hatte das Gefühl, diesen
Straßennamen erst kürzlich gehört oder gelesen zu haben. Die
Hagenstraße lag nicht weit von hier im Ostend am Rande des
Hafengebietes. Es war eine kleine Straße, in der es nicht viele
Wohnhäuser gab.
    Dann
fiel es ihm ein. Der Straßenname stand auf seiner Liste. Es gab
dort eine Tagesstätte, wo Obdachlose sich aufhalten konnten,
wo sie Getränke und Essen bekamen und sich duschen konnten. Dort
hatte der kleine Bruno eine Freundin.
    «Sie
meinen die Tagesstätte in der Hagenstraße, nicht wahr?»
    Der
Büffel schnaubte wieder. Aber diesmal war es ein freundliches
Schnauben, so, als wolle er seiner Erleichterung Ausdruck geben,
dass Marthaler endlich verstanden hatte.
    «Sie
haben mir sehr geholfen. Kann ich Ihnen irgendwie eine Freude
machen?»
    Der
Mann, der sich Büffel nannte, nickte.
    «Würden
Sie ein wenig Geld von mir annehmen?», fragte Marthaler.
    Der
Mann nickte wieder.
    Marthaler
zog sein Portemonnaie hervor und nahm einen Zwanzig-Euro-Schein
heraus. Der Büffel hielt bereits seine Hand auf.
    Marthaler
gab ihm das Geld. Es war das erste Mal, dass er einen Büffel
lächeln sah. Er überlegte noch, ob er ihn ermahnen sollte,
sich keinen Alkohol davon zu kaufen. Dann schwieg er lieber.
    «Ich
wünsche dem Büffel nochmals einen schönen Tag», sagte er.
    Dann
wandte er sich rasch ab und steuerte auf den Ausgang des Parks
zu. Er hatte es eilig. Trotzdem drehte er sich vor der nächsten
Wegbiegung noch einmal um. Der Büffel stand in der Sonne und sah
ihm nach.
    Selten,
dachte Marthaler, habe ich einen Menschen gesehen, der sich
selbst einen treffenderen Namen gegeben hat.

    Als
Marthaler die Hagenstraße erreichte, öffnete die Tagesstätte für
Wohnsitzlose gerade erst ihre Tore. Das war in diesem Fall wörtlich
zu nehmen, denn der kleine Innenhof, in dem sich die Räume der
Einrichtung befanden, wurde

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