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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Bauvoranfrage, Baubewilligung, Raumordnung, Baufenster,
Bauplan, Nachbarschaftseinverständnis, Nutzungsuntersagung, Bauabnahme oder
Wohnbewilligung. Solche Begriffe gab es in seinem Land nicht. Sie wären nicht
einmal übersetzbar.
    »Baubeschreibungsübersetzungsverordnung«, sagte er laut. Es klang
hart, aber deutsch. Er ging das Wort noch einmal im Kopf durch.
Baubeschreibungsübersetzungsverordnung. Dann bog sich sein Oberkörper elastisch
nach hinten, und er lachte schallend. »Endlich kann ich gutes Bayrisch.«
    Andi Wildschitz klatschte leise Beifall.
    »Wenn ich dich richtig verstanden habe, brauchen wir zweierlei:
einen neuen Bürgermeister, damit die Sache funktioniert. Und ein bisschen Geld
für dein Altenteil.«
    Ein Beitrag Felix Gubkins zur bayrischen Sprachkultur.
    Andi nickte zufrieden.
    Gubkin musterte ihn aus engen Augenschlitzen. Jedes Mal, wenn er das
Wort »Geld« in den Mund nahm, beschleunigte sich Andis Herzschlag. Das hatte er
mehrfach erprobt.
    »Du bist mein Leutnant in der Gemeinde«, sagte er. Er hatte gelernt,
Menschen um den Finger zu wickeln. Nicht nur mit Geld. »Genau wie ich dein
Freund bin, wenn’s ums Große geht.«
    Gubkins Finger schlossen sich um Andis Arm. Der Zorn, den Wildschitz
in diesem Griff spürte, schien ihn zu überraschen. Gubkin starrte ihn an, und
sein kalter Blick war eine klare Botschaft an Andi Wildschitz. Doch was hinter
Wildschitz’ Stirn vorging, blieb Gubkin verborgen.
    Als der Bayer draußen war, riss Gubkin sein Messer aus dem Schaft
und schleuderte es hinter ihm her ins Türblatt, wo es zitternd stecken blieb.
    »Arschloch!«, rief er laut auf Russisch.
    Anschließend setzte er sich an den Flügel und spielte das Adagio aus
dem ersten Satz von Schostakowitsch.

DREI
    Die Haustür war zu. Ottakrings Lachen war verstummt. Er
stand allein und in dem Bewusstsein, dass er zwar bewaffnet, aber hilflos war,
im Flur den beiden Männern gegenüber. Seine P7 durfte er auf keinen Fall einsetzen.
    »Mein Auto wird zerkratzt«, sagte er, so ruhig er konnte. Er atmete
unregelmäßig und konnte seine Nervosität nicht verbergen. »Mitten in der Nacht
dröhnt Musik durchs Viertel. Schatten hinter den Fenstern in Ihrem Haus. Als
die Polizei kommt, ist alles ruhig. Eine Musikanlage ist in meinem Garten
installiert. Am Tag darauf liegt eine erdrosselte Katze im Garten. Was haben
Sie mit alldem zu tun?«
    Seine Blicke waren vom einen zum anderen gewandert. Nun fixierte er den
im Trainingsanzug aus der unteren Wohnung.
    Dessen Hände steckten in den Hosentaschen. Er sprach in russischer
Sprache zum anderen im Anzug. Beide starrten Ottakring mit unverhohlenem
Entsetzen an.
    »Katze tot? Schrecklich«, sagte der Stiernackige. »Polizei da? Alles
ruhig? Na dann alles gut. Kannst wieder gehen.«
    »Ja«, wiederholte der im Anzug lautstark. »Wieder gehen.« Während er
mit so etwas wie gutmütiger Arroganz vor Ottakring die Haustür aufzog, machte
diesmal auch er die Geste des Halsabschneidens.
    Aus der unteren Wohnung kreischte ein Fernseher. Ottakring wischte
sich mit dem Knöchel des Zeigefingers über den Mund. Was sollte er tun?
Gewaltlos konnte er gegen die zwei Kerle nichts ausrichten. Denen sprang die
Lust am Faustrecht geradezu aus den Augen. Er musste sich auf seine
polizeilichen Möglichkeiten besinnen. Er ließ den Blick ein letztes Mal über
die Gesichter wandern und ging. Mit ihren Blicken im Rücken. Erleichtert atmete
er auf, als er draußen war.
    Zu Hause nahm er eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, schraubte
den Deckel ab, goss sich ein und trank im Licht der Sonne, die durchs Fenster
schien. Er stellte die Flasche zurück ins Fach, schloss den Kühlschrank. Dann
stand er einfach nur da, in der Hand das kalt beschlagene Glas, und schaute
durchs Fenster auf das entfernt liegende Russenhaus.
    »Konntest du etwas erreichen?«, fragte Lola, die hinter ihn getreten
war.
    »Nein«, sagte er und nahm einen weiteren Schluck aus dem Glas. Er
hatte das Gefühl, sein Leben weit weniger im Griff zu haben als noch vergangene
Woche.
    Herr Huber kam schwanzwedelnd angelaufen. Ottakring ging in die Knie
und legte die Arme um seinen Hals. »Alles wird gut«, flüsterte er dem Hund ins
Ohr.
    Dann fuhr er zum Dienst.
    »Hallo. Kriminalrat Ottakring. Ich brauche ein paar Daten.
Überprüft für mich folgende Namen. Russische Namen. Scheinen aber Deutsche zu
sein. Checkt beim Einwohnermeldeamt, jagt sie durch den Computer, prüft, ob sie
sonst wie auffällig geworden sind,

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