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Rosenmunds Tod

Rosenmunds Tod

Titel: Rosenmunds Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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Zeitungsinterview mit dem bayerischen Ministerpräsidenten.
    »Es könnte dir nicht schaden, auch mal ein wenig aktiver zu werden«, tadelte seine Frau. »Seit du im Ruhestand bist, vegetierst du doch nur so vor dich hin. Und deine Figur wird immer konvexer.«
    »Du kochst halt zu gut, Agnes«, bemerkte Krafft und ließ die Zeitung in den Schoß sinken. »Aber was ist dagegen einzuwenden, wenn ich meinen Ruhestand genieße? Unter Dahinvegetieren verstehe ich etwas anderes.«
    »Du weißt genau, was ich meine«, fuhr Agnes Krafft unbeirrt fort. »Wenn ich mich daran erinnere, welche Pläne du für deinen Ruhestand geschmiedet hattest; und nun besteht jeder deiner Tage ausschließlich aus lange schlafen, Stunden hinter der Zeitung verbringen, auf der Couch liegen und lesen oder fernsehen.«
    »Verzeih bitte, wenn ich dich enerviere«, sagte Krafft mit einem leicht gereizten Blick auf die Uhr. Es war gerade mal halb neun. »Anscheinend kann ich es dir nie recht machen. Früher hast du dich ständig beschwert, dass ich so selten daheim war. Und jetzt passt dir das auch nicht.«
    »Ottokar, sei nicht so gemein. Natürlich freue ich mich, dass du nicht mehr ins Gericht musst. Aber ich habe doch rein gar nichts von dir. Warum machen wir nicht einfach mal eine schöne Reise? Oder suchen uns ein gemeinsames Hobby?«
    Krafft konnte im letzten Moment ein Auflachen zurückhalten. Vor seinem geistigen Auge war die Schlussszene aus Papa ante portas erschienen. Er nebst Gattin im trauten Blockflötenduett. Eine obskure Vorstellung.
    »Agnes, wir haben doch noch so viel Zeit. Warum sollen wir alles übereilen? Außerdem verträgst du die Hitze doch nicht.«
    »Vielleicht ein Winterurlaub?«, lockte seine Gattin. »Das hatten wir uns schon immer mal vorgenommen.«
    Krafft nahm einen tiefen Schluck aus seiner Tasse und überlegte. Warum eigentlich nicht? Zwei, drei Wochen in einem schönen Hotel, inmitten einer idyllischen, verschneiten Berglandschaft.
    »St. Moritz? Oder vielleicht in die Dolomiten? Das wäre nicht schlecht«, antwortete er.
    Über das Gesicht seiner Frau huschte ein erfreutes Lächeln. Eigentlich hatte sie sich den Verlauf der Diskussion, die sie schon seit Wochen führen wollte, wesentlich schlimmer vorgestellt. »Ich würde mich freuen«, hauchte sie und stand auf, um das Geschirr abzuräumen.
    »Lass ruhig«, meinte Krafft. »Ich kann mich ja mal nützlich machen. Erledige lieber in Ruhe deine Einkäufe, bevor es zu heiß wird.«
    Was ein paar freundliche Worte doch alles bewirken können, dachte Krafft, nachdem seine Frau, fassungslos vor Glück, ins Schlafzimmer geschwebt war, um sich umzuziehen. Er hatte mit ihr allerdings auch das große Los gezogen. Immer hatte sie sich in den Dienst seiner Karriere gestellt, schon damals, als er als kleiner Referendar angefangen hatte. Sie kam aus einer angesehenen Familie, besaß perfekte Umgangsformen und sah noch dazu blendend aus. Selbst jetzt, mit einundsechzig, war sie noch sehr attraktiv.
    Der Exrichter legte die Zeitung beiseite, nahm seine Tasse Kaffee und lehnte sich in dem gemütlichen Korbsessel zurück. Aus dem ausgebauten Wintergarten, den sie zu jeder Mahlzeit nutzten, hatte er einen herrlichen Blick auf den Stadtpark, der auf der anderen Straßenseite begann. Abgesehen von ein paar Straßenzügen in Stiepel und Weimar galten die Nebenstraßen, in denen sich auch das Haus der Kraffts befand, als bevorzugte Toplage in der Ruhrstadt. Dementsprechend hoch waren die Mieten, die der frühere Richter von den anderen Bewohnern des Mehrfamilienhauses verlangen konnte. Finanziell ging es ihnen blendend.
    »Soll ich dir etwas mitbringen?«, fragte Agnes.
    »Nein danke, Liebes. Oder doch. kommst du beim Weinhändler vorbei?«
    »Eigentlich nicht. Aber er wäre kein großer Umweg. Wie immer?«
    »Wenn es keine Umstände macht.«
    Seine Frau lächelte zum Abschied, dann schnappte sie sich den Schlüssel für ihr Cabriolet und verzog sich.
    Krafft leerte seine Tasse, seufzte und begann das Geschirr zusammenzuräumen. Die Lektüre seiner Zeitung konnte er gleich auch auf der Couch fortsetzen.
    Er holte aus der Küche ein Serviertablett, auf dem er das schmutzige Geschirr platzierte. Dann packte er die Wurst und den Käse in den Kühlschrank und ging mit einem feuchten Lappen bewaffnet zurück in den Wintergarten. Die paar Krümel waren schnell beseitigt, Krafft warf einen abschätzenden Blick über das Tischtuch, dann grunzte er zufrieden. Mit der Zeitung unter dem Arm

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