Rosenmunds Tod
wanderte er ins Wohnzimmer.
Als er es sich gerade bequem gemacht hatte, klingelte das Telefon. Murrend wuchtete sich der Jurist wieder hoch und schnappte sich den Hörer. »Krafft«, bellte er verärgert in den Hörer und sagte dann etwas freundlicher: »Ach, du bist es.«
Mit zunehmender Dauer des Gesprächs verfinsterten sich seine Gesichtszüge. Krafft setzte mehrfach zu einer Zwischenfrage an, kam aber nicht dazu, sie zu stellen. Dann wurde das Telefonat abrupt vom Anrufer beendet.
Der Pensionär starrte missmutig auf den Hörer in seiner Hand. »Scheiße«, entfuhr es ihm ungewohnt derb. »Das hat gerade noch gefehlt.«
Hastig rief er das eingespeicherte Nummernverzeichnis auf. Während sich die Verbindung ihren Weg suchte, trommelte er ungeduldig mit den Fingerkuppen auf die Oberfläche des Telefontischchens.
Mist, Swoboda hatte sein Handy ausgeschaltet, noch nicht mal die Mailbox war aktiviert. Krafft wählte erneut und versuchte den Unternehmer zu Hause zu erreichen. Nichts, das Rufzeichen dröhnte laut und deutlich in Kraffts Gehörgang. Da erst fiel ihm ein, dass Swoboda einen Termin in Berlin hatte.
Krafft überlegte. Er musste einen von den anderen erreichen.
Einen Augenblick verfluchte er sich dafür, die Nummern seiner Freunde nicht in das Telefon eingespeichert zu haben, aber seine Frau hätte dumme Fragen stellen können. Der Richter streifte kurz entschlossen seine Hausschuhe von den Füßen, lief in die Diele, schlüpfte in die schwarzen Slipper und stürzte in die Garage. Von Illing wohnte ja fast um die Ecke, wenn er Glück hatte, erwischte er ihn noch zu Hause.
Sobald er den Schlüssel umgedreht hatte, schnurrte der Benz wie ein Kätzchen. Krafft wartete ungeduldig, bis das Garagentor hochgefahren war, dann schaltete er die Automatik auf D und gab Gas. Der Bolide schoss vor, das Heck rutschte zur Seite, als Krafft den Wagen mit viel zu hoher Geschwindigkeit auf die Straße drängte. An der Kreuzung zur Bergstraße hielt er noch einmal kurz, dann mobilisierte er den Motor wieder zu Höchstleistungen.
Man hatte ihn ausgetrickst. Da steckte bestimmt dieser verdammte Sturm dahinter. Während seiner aktiven Zeit im Dienst war Krafft ständig mit diesem blasierten Staatsanwalt aneinander geraten; dass ihm der Goldarmbandträger allerdings jetzt noch Schwierigkeiten machen würde, hätte er nicht gedacht.
Mit knapp hundert Stundenkilometern bretterte der ehemalige Richter Richtung Grumme, überholte in suizidaler Manier einen Smart und schaffte es gerade eben, die nächste Ampel bei Gelb zu erwischen. Zumindest waren die Straßen größtenteils frei.
Bestimmt steckte Sturm dahinter. Hatte mit der Aktion bis zum letzten Moment hinterm Berg gehalten, damit bloß niemand plaudern konnte. Mit einem Mal durchzuckte Krafft ein heftiger Schmerz in der Brust. Aber das hieße ja, Sturm wüsste, dass Swoboda einen Informanten hatte.
Der Ring um seinen Oberkörper zog sich enger zusammen, Krafft biss sich auf die Lippen. Die Straße führte auf eine ziemlich scharfe Linkskurve zu, er bremste viel zu sacht ab. Sein linker Arm gehorchte ihm nicht mehr, stattdessen brannte darin alles wie Feuer.
Verzweifelt versuchte Krafft gegenzulenken, aber die Kurve kam immer näher, mit einem letzten Kraftakt trat der Jurist erneut auf die Bremse, aber es war schon zu spät. Der Benz hüpfte über den Bordstein, donnerte über den Gehweg, durchpflügte die angrenzende Rasenfläche und prallte schließlich gegen den Stamm des einzigen Baumes, der auf dieser Seite der Straße stand.
Krafft wurde nach vorn geschleudert, der Ruck des Sicherheitsgurtes jagte eine weitere Schmerzwelle durch seinen Körper. Gleichzeitig entfaltete sich der Airbag mit einem lauten Knall und drückte von vorn auf seine Brust.
Die Motorhaube des Wagens stand fast senkrecht hoch, Krafft versuchte die Verriegelung des Gurtes zu lösen. Doch in seinen Fingern war keine Kraft mehr, außerdem war ihm speiübel. Mit einem gurgelnden Geräusch schoss der Mageninhalt aus seinem Körper heraus.
Dann wurde es dunkel um Krafft.»
7
Weyers, du bist ein Schwein. Konntest du dich nicht beherrschen?«
Kriminalhauptkommissar Ulrich Kemper wedelte heftig mit den Händen vor seiner Nase und versuchte flach durch den Mund zu atmen. Der Schadstoffgehalt der Atemluft in dem Transit war sprunghaft gestiegen.
»Nee«, japste Annette Roth und rückte von ihrem jüngeren Kollegen ab. »Hör mal, wenn du krank bist, musst du zum Arzt gehen.«
»Der ist nicht
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