Rosenmunds Tod
unterbelichtet. Wer darauf soll ich sein? Die Person oben oder unten?«
Annika Schäfer biss sich vor Wut in die Backen. »Warum haben Sie nichts für eine bessere Qualität getan? Schließlich stammen die Fotos aus Ihrem Schlafzimmer.«
»Möglich«, gab Swoboda zu. »Und?«
»Sie geben also zu, die Kamera installiert zu haben, um derartige Bilder machen zu können?«, sagte de Vries.
»Ich gebe gar nichts zu«, antwortete Swoboda lächelnd. »Ich sagte nur, dass diese Fotos offensichtlich in meinem Schlafzimmer aufgenommen wurden. Es sei denn, jemand anders hätte sich genauso geschmackvoll eingerichtet wie ich.«
»Und wie erklären Sie sich, dass in Ihrem Schlafzimmer derartige Dinge mit minderjährigen Mädchen passieren konnten?«, hakte Klinkert nach.
»Minderjährig? Haben Sie die Ausweise der Mädchen gesehen?«
Sogar de Vries schnappte einen Moment nach Luft. »Noch nicht. Aber das ist nur noch eine Frage der Zeit.«
»Wann haben Sie die Kamera angebracht?«, fragte Schäfer.
»Ich habe gar nichts«, stellte Swoboda fest. »Und ich habe keine Ahnung, um wen es sich auf den Aufnahmen handelt.«
»Bei diesen hier auch nicht?«, rief de Vries und blätterte eine weitere Bilderserie vor dem Verdächtigen auf. »Und bei diesen hier?«
»Tut mir Leid«, sagte Swoboda. »Die jungen Damen sind mir gänzlich unbekannt. Außerdem, haben Sie schon mal bedacht, dass die Tatsache, dass sich in meinem Schlafzimmer eine Kamera befindet, in keinster Weise etwas darüber aussagt, dass diese Bilder bei mir zu Hause aufgenommen wurden?«
»Sondern?«, wollte Klinken wissen.
»Ach, wissen Sie, heutzutage ist technisch doch so viel möglich. Vielleicht handelt es sich ja auch um geschickt angefertigte Montagen.«
»Warum sollte sich jemand eine derartige Mühe machen?«, fragte de Vries.
»Ein Mann wie ich macht sich mitunter Feinde«, erklärte Swoboda. »Eventuell hat ein ehemaliger Geschäftspartner mir einen Streich spielen wollen. Soll vorkommen.«
»Natürlich«, nickte de Vries. »Und bei den Mädchen handelt es sich in Wahrheit um vierzigjährige Prostituierte, die sich für die Aufnahmen auf jung geschminkt haben.«
»Daran hatte ich noch gar nicht gedacht«, meinte Swoboda anerkennend.
Annika Schäfer klammerte sich an ihre Stuhllehne, um diesem Widerling nicht das Gesicht zu zerkratzen. Plötzlich waren auf dem Flur laute Stimmen zu hören, dann stieß der Hüne von Schupo die Tür auf.
»Verzeihung, aber die Herrschaften möchten zu Ihnen«, erklärte er entschuldigend.
Auf de Vries’ Stirn zeigte sich eine böse Falte. Hinter dem Beamten tauchte ein Maßanzug nebst Inhalt und eine schlanke, durchtrainierte Frau auf.
»Da sind Sie ja endlich«, meinte Swoboda vorwurfsvoll, als er den Mann mit dem hochglänzenden Aktenkoffer sah.
»Verzeihung, aber Bochums Baustellen und die Unterversorgung mit Parkplätzen haben ein früheres Erscheinen unmöglich gemacht«, erklärte der Anwalt freundlich.
De Vries kramte in ihrem Gedächtnis. Diesen distinguierten älteren Herrn hatte sie noch nie in einem Gerichtssaal gesehen.
»Gestatten, Meinolf Richartz. Meine Kollegin, Frau op den Hövel. Sie erlauben, dass wir eintreten?«
Die Staatsanwältin mahlte mit den Backenzähnen. Klar, für einen Typ wie Swoboda war das Beste gerade gut genug. Richartz war Seniorpartner der angesehensten Kanzlei Bochums. Auf der Visitenkarte, die der Anwalt ihr reichte, waren die Standorte der weiteren Niederlassungen der Firma nicht zu überlesen: Düsseldorf, Hamburg, New York und Tokio.
»De Vries«, gab die Strafverfolgerin zurück. Die Namen der beiden anwesenden Kripobeamtinnen hielt sie nicht für erwähnenswert.
»Ich muss mich doch sehr über die Gepflogenheiten der hiesigen Justiz wundern«, ereiferte sich die weibliche Gestalt, die hinter Richartz das Zimmer betreten hatte.
Erst auf den zweiten Blick registrierte de Vries, dass sie eine außergewöhnliche Schönheit vor sich hatte. Die Frau war etwa eins fünfundsiebzig groß, knapp über sechzig Kilo schwer und strahlte unter ihren kurzen schwarzen Haaren eine Arroganz aus, die de Vries einen Moment sprachlos machte. In antiken Zeiten hätten Männer für diese Frau Kriege begonnen.
»Haben Sie mich nicht verstanden?«, keifte die Schönheit.
»Bitte?«, meinte de Vries.
»Ich fragte, aus welchem Grund Sie unseren Mandanten ohne rechtlichen Beistand unter Verletzung seiner Grundrechte einem stundenlangen Verhör unterziehen.«
»Wie war Ihr Name?«,
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