Rosenmunds Tod
dem Boden und blutete am Oberschenkel. Der Kerl hat sie dann hochgezerrt, gegen die Wand gedrückt und abgestochen.«
»Mhm, hört sich reichlich wild an«, sagte Pöppel skeptisch. »Wie heißt das Mädchen?«
»Svenja.«
»Svenja und weiter?«
»Weiß ich nicht.«
»Hast du ihre Adresse?«
»Nein. Aber sie kommt aus Bochum.«
Der Hauptkommissar zog erneut seine Augenbrauen in die Höhe. »Du hast also gestern Abend an deinem Computer einen Mord in Bochum beobachtet?«
»Ja.«
»Und du weißt weder den kompletten Namen des Mädchens noch seine Adresse?«
»Ja«, bestätigte Basti. »Hören Sie, ich weiß, wie bescheuert sich das alles anhört. Aber es ist tatsächlich geschehen.«
»Ist ja schon gut«, beruhigte Pöppel. »Am besten, wir machen eine offizielle Aussage, einverstanden? Wie heißt du, mein Sohn?«
Basti zückte eilfertig seinen Personalausweis und schob ihn dem Beamten zu. Pöppel verbiss sich ein Grinsen und notierte die notwendigen Angaben.
»Also«, fuhr er schließlich fort, »wenn ich das bisher richtig verstanden habe, kannst du mir keine genauen Angaben hinsichtlich Namen und Adresse des vermeintlichen Opfers geben, richtig?«
»Ja. Aber ich habe ein Bild von Svenja dabei.«
»Ein Bild?« Pöppel stutzte.
»Ja klar, ich kann doch das, was die Webcam überträgt, aufnehmen. Und dann ein Standbild machen. Außerdem hat sie mir ein Foto per E-Mail geschickt.«
»Zeig mal her.«
Basti kramte in seinem Rucksack und zog einen DIN-A4-Bogen hervor. Der Ausdruck war zwar nicht so hochwertig, weil er kein spezielles Fotopapier besaß, aber dennoch war Svenja gut zu erkennen.
»Hübsches Mädchen«, nickte Pöppel anerkennend. Dann verengten sich seine Augen zu Schlitzen. »Hast du den Mord etwa auch aufgezeichnet?«
»Nein. Ich hab mich ja selbst schon geärgert, dass ich gestern nicht aufgenommen habe. Dann würden Sie mir bestimmt glauben.«
»Ich bin weit davon entfernt, dir nicht zu glauben. Obwohl, ein wenig absurd hört sich das alles schon an. Mal sehen, was wir herausfinden können.«
Damit griff er zum Telefon und drückte eine Taste. »Pöppel hier«, raunte er. »Verbinden Sie mich doch mal mit der Kripo Bochum, KK 11.«
»Kripo Bochum?«, fragte Basti reichlich dämlich.
»Na klar«, gab Pöppel zurück. »Wenn die Leiche gefunden wurde, werden die im Normalfall benachrichtigt.«
Basti nickte.
»Pöppel? – Tag, Kollege Wielert. Ich habe hier einen jungen Mann sitzen, der mir von einem Mord berichtet hat. Hat er über eine Webcam beobachtet. Gestern Abend bei euch in Bochum. – Ein junges Mädchen. – Nein, viel mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
Pöppel hämmerte mit seinen Fingerspitzen ein leises Solo auf seine Schreibtischunterlage und wartete. »Nichts bekannt? – Nein, glaube ich nicht, der junge Mann macht einen recht zuverlässigen Eindruck. Hat mir sogar ein Bild des angeblichen Opfers gegeben. – Ja, ich faxe Ihnen das gerne mal zu. – Moment, bitte.«
Basti hatte aufgeregt gewinkt. »Es kann sein, dass sie noch gar nicht gefunden wurde. Sie hat mir gestern geschrieben, dass ihre Mutter nicht da ist, die ist für ein paar Tage weg.«
»Haben Sie gehört?«, sagte Pöppel in den Hörer. »Ja, warten wir es ab. Geben Sie mir noch Ihre Faxnummer, dann schicke ich Ihnen alles rüber, inklusive des Aussageprotokolls, einverstanden?«
»Junger Mann, hoffentlich setzt du uns da keinen Floh ins Ohr«, seufzte Pöppel, als der Hörer wieder auf der Gabel lag. »Weißt du eigentlich, dass es strafbar ist, wenn du uns eine Räuberpistole auftischst?«
»Natürlich«, nickte Basti, »ich bin doch nicht blöd.«
»Ist es möglich, dass man dir da gestern was vorgespielt hat?«
»Herr Kommissar, wenn Sie das gesehen hätten. nein, völlig unmöglich.«
»Täusche ich mich oder hast du das Mädchen gern?«
»Nein«, druckste Basti, »ich fand die sehr nett.«
»Und du bist absolut sicher, dass dir diese Svenja keinen Bären aufgebunden hat? Vielleicht kommt die gar nicht aus Bochum.«
»Hören Sie, warum lassen Sie nicht feststellen, wo ihr Computer steht? Dann haben Sie doch die Adresse.«
»Geht das?«, fragte Pöppel überrascht.
»Ja sicher«, ereiferte sich Basti. Warum hatte er nicht eher daran gedacht? »Sie müssen sich doch nur mit dem Betreiber des Chats in Verbindung setzen, die müssten die IP-Nummer noch gespeichert haben.«
Zweifelnd nahm Pöppel wieder sein Trommelsolo auf. »Ich hab von so etwas keine Ahnung, werde aber mal einen unserer
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