Rosenmunds Tod
ich sehe in jeder Frau ein mögliches Betthäschen, das ich vernaschen möchte? Wäre ungefähr so, als wenn ich annähme, du würdest mit jedem Kerl, mit dem du dich unterhältst, gleich ins Bett wollen.«
Katharina drückte ihre Zigarette aus und nahm noch einen Schluck Wasser. »Touché«, grinste sie. »War ein schlechter Anfang, gebe ich zu. Aber so habe ich das auch noch nie betrachtet.«
»Schwamm drüber. Geht mir leider viel zu oft so, dass ich nur über meine Sexualität definiert werde. Als ob das allein einen Menschen ausmacht.«
»Sollen wir mal langsam was bestellen? Ich hab Hunger.«
»Gerne. Ich nehme das Komplettangebot. Du auch?«
Katharina nickte. Die Bedienung nahm ihre Wünsche entgegen und verschwand wieder.
»Und wie geht es jetzt weiter?«
»Als Erstes kriegen wir die Tagessuppe«, erklärte Veronika. »Und dann wird nach Herzenslust geschlemmt.«
»Ich hab schon ein komisches Gefühl gehabt, als du mich in der Umkleide angesprochen hast«, meinte Katharina, nachdem sie sich die nächste Zigarette angezündet hatte. »Im ersten Moment wusste ich auch allerdings gar nicht, wohin ich dich stecken sollte.«
»Ist ja auch eine halbe Ewigkeit her, dass wir uns kennen gelernt haben. Aber dafür weiß ich eine ganze Menge von dir.«
»Was denn? Und woher?«
»Keine Panik«, lachte Veronika. »Claudia hat mir viel von dir erzählt. Sie hält große Stücke auf dich.«
»Wirklich?«, zweifelte die Blonde. »Ist mir noch gar nicht aufgefallen.«
»Claudia ist nicht unbedingt ein Mensch, den man auf Anhieb gern haben kann, ging mir, als ich sie kennen lernte, genauso. Aber bei dem Streifen, den sie hinter sich hat, kann ich das verstehen.«
»Was meinst du damit?«
»Das bleibt unter uns, einverstanden? Sie hat sich damals nicht ohne Grund aus Berlin versetzen lassen. Nachdem einige ihrer überaus karrieregeilen Kollegen mitgekriegt hatten, dass sie mit einer Frau zusammenlebt, brach die reinste Hölle für sie los. Plötzlich hat sie nur noch Kinderkram zu bearbeiten bekommen, keine Chance mehr auf Beförderung, man kennt ja den ganzen Mist. Und da hat sie eben versucht, sich irgendwo anders zu etablieren.«
»Und Bochum ist in dieser Hinsicht besser?«
»Um Welten. Du kannst dir nicht vorstellen, was für ein Hauen und Stechen in der Hauptstadt abgeht, nicht nur in Justizkreisen. Da zählt Leistung überhaupt nicht, ohne Beziehungen bist du da geliefert. Außerdem ist es in den letzten Jahren dort immer hektischer geworden. Deshalb sind wir halt ins Ruhrgebiet gezogen.«
»Wie lange kennt ihr euch schon?«
»Claudia und ich? Müssen jetzt so acht Jahre sein, davon sind wir fünf Jahre ein Paar.«
»Ganz schon lange Zeit. Mein Verlobter und ich sind ähnlich lange zusammen.«
»Und immer noch nicht verheiratet? Oder genießt du erst mal, was du hast, und wartest auf etwas Besseres?«
»Ach was. Bisher haben wir es einfach nicht geschafft, uns um die Hochzeit zu kümmern. Außerdem, was ändert sich dadurch schon großartig?«
»Ist das jetzt deine Meinung oder die deines Freundes?«
Katharina kratzte sich unbehaglich am Oberschenkel. »Eigentlich passen du und de Vries doch gar nicht zusammen«, wich sie aus. »Wenigstens vom Äußeren her.«
»Himmel, warum denn nicht? Wenn du alle Menschen nach ihrem Aussehen beurteilst, müsstest du bei deinem Job dauernd Probleme bekommen.«
»Mache ich ja gar nicht. Aber ihr unterscheidet euch in jeder Hinsicht. Sei mir nicht böse, aber deine Freundin macht auf mich einen sehr dominanten Eindruck.«
»Gegensätze ziehen sich nun mal an. Außerdem, hast du schon einen erfolgreichen Staatsanwalt getroffen, der pflaumenweich rumeiert? Privat ist sie völlig anders. Verständnisvoll, zärtlich, aufmerksam.«
»Das ist nicht leicht zu glauben. Wir im Präsidium sehen sie am liebsten von hinten oder gar nicht. Hast du auch Jura studiert?«
»Um Himmels willen! Ist mir zu trocken und verstaubt.«
»Und was machst du so den ganzen Tag?«
»Ich habe Volkswirtschaft studiert und bis zu unserem Umzug bei einer Bank gearbeitet. Im Augenblick arbeite ich auf Honorarbasis für ein Investmentunternehmen. Unternehmen analysieren, Fonds beurteilen, Kunden betreuen, Vorträge ausarbeiten, alles so ein Zeug.«
»Und das macht Spaß?«
»Nee. Aber ich muss mich nicht kaputtmachen, um meine Brötchen zu verdienen. Und für ein Kotelett hin und wieder reicht es auch.«
»Hast du keinen Bock auf einen festen Job?«
»Später mal wieder, Angebote
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