Rosenmunds Tod
Motiv, sie zu töten.
Scheint mir zwar die unwahrscheinlichste Möglichkeit zu sein, aber in Betracht ziehen müssen wir es. In diesem Fall hätte der Mörder ohne weiteres wissen können, dass Svenja allein zu Hause ist, und hat sich erst maskiert, nachdem er sich Zugang zum Haus verschafft hat.«
»Warum sollte er?«, unterbrach Katharina die Gedankengänge ihres Chefs.
»Fällt mir im Moment auch keine Erklärung ein, vielleicht hat es dem Täter einfach Spaß gemacht«, erwiderte Wielert gelassen. »Dritte Möglichkeit: Der Mord war eine Panikreaktion auf die Verhaftung Swobodas, einer seiner Kumpane hat durchgedreht und wollte Svenja als mögliche Zeugin beseitigen.«
»Allerdings ergäbe das nur Sinn, wenn Swoboda sich tatsächlich selbst an ihr vergangen bzw. Kontakt zu den Leuten hat, die das getan haben«, meinte Hofmann. »Wenn sich Swoboda allein auf das Sammeln von Kinderpornos beschränkt hat, wäre der Mord völlig unverhältnismäßig. Dafür gibt es doch immer noch höchstens ein Jahr Bau, und das auch noch auf Bewährung.«
»Am wahrscheinlichsten erscheint mir eine Kurzschlusshandlung«, schaltete sich Katharina wieder ein. »Wer sollte sonst ein Motiv haben, einen Teenager umzubringen? Und die Möglichkeit eines gänzlich misslungenen Einbruchs halte ich für sehr unwahrscheinlich. Wenn der Mörder es auf irgendwelche Wertgegenstände abgesehen hätte, hätte er sich nach dem Mord noch nach Geld oder Schmuck umgesehen. Aber es sieht hier nicht so aus, als ob etwas durchsucht worden wäre.«
»Es scheint so«, bestätigte Wielert. »Ich tippe auf Folgendes: Swobodas Spezis haben spitzgekriegt, dass ihr Freund verhaftet wurde, aber niemanden verpfeift. Und um nicht entdeckt zu werden, beschließt einer von ihnen – oder alle –, eine lästige Zeugin aus dem Weg zu räumen.«
»Hoffentlich bleibt es bei der einen«, unkte Hofmann.
»Haben wir inzwischen die Mutter erreicht?«
»Nein. Bei der angeblich kranken Großmutter des Mädchens ist sie jedenfalls nicht. Vielleicht wollte sie sich irgendwo ein paar schöne Tage machen und ihre Tochter nicht mitnehmen.«
Katharina schüttelte verständnislos den Kopf. »Sachen gibt es.«
»Lasst uns mal weitermachen«, bat Wielert. »Katharina, nimmst du dir den Computer vor? Du hast davon am meisten Ahnung. Berthold und ich sehen uns derweil den Rest des Hauses an. Am besten, wir beginnen hier im Wohnzimmer.«
Die Blonde nickte und hockte sich auf den drehbaren Schreibtischstuhl. Dabei setzte sie sich ganz vorne an den Rand, immerhin waren im hinteren Bereich der Sitzfläche ein paar Blutspritzer zu erkennen.
Mit einem leichten Brummen sprang der Lüfter des Prozessors an. Der Bildschirm knisterte leise, das Kontrolllämpchen sprang von Gelb auf Grün. Die BIOS-Daten huschten über den Monitor.
»Verdammt schnelle Kiste«, sagte Katharina anerkennend. »Ich wollte, ich hätte auch so ein fixes Teilchen.«
»Ich kann mich an diese Maschinen immer noch nicht gewöhnen«, gab Hofmann zu. »Als wenn das Leben früher nicht auch lebenswert gewesen wäre.«
»Bestreitet ja niemand«, grinste Katharina. »Aber hilfreich ist diese Erfindung. Uups, was ist das denn?«
»Wo?«, fragte der Stoppelhaarige verständnislos.
»Mist, da hat jemand saubere Arbeit geleistet. Die Kiste bootet gar nicht richtig hoch.«
»Soll heißen?«, fragte Wielert.
»Platte geputzt. Hier krieg ich nichts raus, am besten nehmen wir die Kiste mit und geben sie einem unserer Spezialisten an die Hand. Vielleicht kann der ja noch die eine oder andere Datei restaurieren.«
»Dann hat der Mörder sogar noch die Kaltblütigkeit gehabt, den Computer der Toten zu manipulieren«, grunzte Wielert. »Angst vor Entdeckung hatte der scheinbar nicht.«
»Oder er wusste, dass auf dem Ding etwas war, was ihn verraten konnte«, ergänzte Hofmann. »In dem Fall musste er das Risiko eingehen.«
»Spekulation«, seufzte Wielert. »Also gut, gibt es vielleicht noch irgendwo Disketten oder CDs? Unter Umständen hat der Mann die übersehen.«
»Nichts«, erklärte Katharina nach einem Blick in die diversen Schubladen des Schreibtisches. »Anscheinend hat er an alles gedacht. Aber vielleicht finden wir ja etwas in Svenjas Zimmer. Ich sehe mich gleich mal da um.« Katharina verließ ihren Platz und huschte die Treppe hoch.
Svenjas Zimmer entsprach genau den Vorstellungen, die sich die Kripobeamtin von der Behausung eines vierzehnjährigen Teenagers gemacht hatte. Überall lagen
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