Rosenmunds Tod
hatten, um Aufträge einzuheimsen und ihre Auslandskonten zu füttern – na ja, vielleicht musste das ja mal schief gehen. Sicher, alles hatte so reibungslos funktioniert, so ohne Schwierigkeiten. Ihr Frühwarnsystem hatte sie jahrelang bestens bedient, die drei Ermittlungsverfahren, die bisher gegen sie eingeleitet worden waren, hatten das Anfangsstadium nicht überstanden. Und nun diese Katastrophe.
Wenn er doch wenigstens die Finger von den Kindern gelassen hätte. Aber die Kleinen waren so süß, so weich, so wehrlos. ihre Haut fühlte sich so unbeschreiblich gut an, wenn die kleinen Körper neben ihm lagen, er mit seinen Fingern zärtlich über den Rücken, den Po streichelte.
Energisch schüttelte Belda den Kopf. Verdammt, dafür würde er einst in Teufels Küche schmoren. Und er hatte es verdient.
Ein Wagen näherte sich, Belda rutschte wieder tiefer in seinen Sitz. Endlich, von Illing. Zügig chauffierte er seinen BMW auf den Waldparkplatz und stieg, sich nach allen Seiten umsehend, aus.
Belda zerrte nervös an der Verriegelung seiner Tür. Unnötigerweise winkte er von Illing mit beiden Armen zu, obwohl dieser ihn schon längst gesehen hatte.
»Idiot«, zischte von Illing dann auch. »Fehlt bloß noch ein Megafon, um mich zu begrüßen.«
»Ich dachte, du hättest mich vielleicht übersehen«, stotterte Belda und schluckte. »Außerdem bist du zu spät.«
»Schon mal was von Stau gehört? Warum bist du nicht schon reingegangen?«
»Hab meinen Schlüssel vergessen«, gestand der Ältere zerknirscht. »Komm, mach voran, nicht wahr.«
Von Illing schüttelte verständnislos den Kopf und nahm den steilen Weg zu Swobodas Ferienhaus in Angriff. Während des Laufens fummelte er ein dickes Schlüsselbund aus der Jackentasche.
Die Luft im Ferienhaus roch abgestanden und es war kalt, trotz der hochsommerlichen Temperaturen draußen. Die umstehenden Bäume sorgten dafür, dass das äußerst gepflegte Holzhaus fast nie im direkten Sonnenlicht lag.
»Wo sollen wir anfangen?«, fragte von Illing.
»Egal«, japste Belda aufgeregt. »Warum hast du die Hütte noch nicht gefilzt, nicht wahr?«
Von Illings Finger verkrampften sich um den Schlüssel. »Blödmann. Ich hab dir doch schon am Telefon erklärt, dass letztes Mal ein Streifenwagen auf dem Parkplatz stand. Da spazier ich doch nicht hier rein.«
Der Ältere riss entsetzt die Augen auf. »Die Polizei war schon hier?«
»Was weiß ich, wahrscheinlich haben die nur Pause gemacht. Aber ich wollte kein Risiko eingehen. Los jetzt, beeilen wir uns lieber.«
Ohne ein weiteres Wort deutete er mit dem Kopf die schmale Treppe hoch und scheuchte Belda hinauf. Oben befanden sich zwei kleine Schlafkammern, von Illing glaubte eigentlich nicht, dass Swoboda dort eine Kamera aufgebaut hatte. Aber man konnte nie wissen.
Von Illing blieb in der Parterre, er ging systematisch vor. Zunächst checkte er die Küche und das Wohnzimmer, ohne etwas zu finden. Dann wechselte er in das große Schlafzimmer.
Swoboda stand auf Rot, wie immer empfand von Illing einen leichten Ekel, wenn er dieses Zimmer betrat. Die schweren, bis auf den Boden reichenden Vorhänge waren zugezogen, er konnte unbesorgt Licht machen, ohne dass es von außen gesehen werden konnte. Von Illing stellte sich vor das Bett und überlegte.
Im Kleiderschrank? Nicht anzunehmen, das Teil hatte nur zwei Türen, er wusste, dass Swoboda darin lediglich ein wenig Wäsche und Handtücher aufbewahrte. Trotzdem sah er lieber nach. Nichts, natürlich nicht.
Auch das Bett war sauber, weder eine Kamera hinter dem bombastischen hölzernen Aufbau noch hinter dem Nachtschränkchen. Auf den wenigen Bücherregalen verstaubten einige angeschmuddelte Taschenbücher.
Von Illing war gründlich, er untersuchte auch die verschnörkelte Lampe, die von der Decke herabhing, sowie die beiden mit dunklem rotem Samt bezogenen Stehlampen. Wieder nichts.
»Oben hab ich nichts gefunden, nicht wahr.«
»Herrgott, erschreck mich nicht so«, bellte von Illing aufgebracht. »Hast du auch gründlich gesucht?«
»Aber ja doch«, nickte Belda eifrig. »Hab sogar hinter die Bilderrahmen geschaut.«
»Trottel. Du bist hier doch nicht in Mission impossible. «
»Du hast gesagt.«
»Ja, ich weiß, du sollst gründlich sein. Komm, wir müssen noch in den Keller.«
Die Kellertür bestand aus billigen Bauhölzern, doch schon die Treppe verriet, dass Swoboda beim Ausbau des Untergeschosses nicht gegeizt hatte, er hatte eine elegante Wendeltreppe
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