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Rosenmunds Tod

Rosenmunds Tod

Titel: Rosenmunds Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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schlimmer als Swoboda ist für mich seine Anwältin. Sollte ich jemals einen Strafverteidiger brauchen, wüsste ich, an wen ich mich wenden würde.«
    »Ich sagte doch, diese op den Hövel ist brillant«, grinste Sturm freudlos. »Hin und wieder habe ich mir in den letzten Tagen gewünscht, sie würde in unsere Reihen gehören. Jede Wette, die bringt jeden zum Reden.«
    »Machen Sie ihr doch ein Angebot«, gab de Vries trocken zurück. »Morgen wieder um neun?«
    Sturm packte ebenfalls seine sieben Sachen und nickte.
    De Vries machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Vernehmungsraum in Richtung Ausgang. Auf den Fluren war kaum noch Betrieb, die meisten Bediensteten waren schon auf dem Weg in den Feierabend, auch der Strom der Besucher, der besonders in den Vormittagsstunden anschwoll, war längst abgerissen. Die Juristin überlegte, ob sie noch in ihr Büro gehen sollte, entschied sich aber dagegen. Eigentlich hätte sie noch jede Menge Akten aufzuarbeiten gehabt, aber de Vries hatte die Nase voll. Morgen war auch noch ein Tag.
    Im Erdgeschoss verschwand sie noch für einen Augenblick in einem der Waschräume, erledigte ein menschliches Bedürfnis und schaufelte sich danach am Waschbecken ein paar Hände kaltes Wasser ins Gesicht. Vielleicht sollte sie doch langsam mal Urlaub einreichen. Seit sie hier in Bochum angefangen hatte, war ihr Urlaubskonto stetig gestiegen, sie hatte sich erst einmal zwei Wochen Auszeit gegönnt. Und das in fast zwei Jahren.
    Als sie das Gerichtsgebäude verließ, lag der Husemannplatz im Licht der Nachmittagssonne. Hätten nicht die hässlichen Toilettencontainer direkt am Anfang des Platzes gestanden, wäre es ein malerischer Anblick gewesen. Hinter den Containern spielten ein paar Kleinkinder in den Pfützen des Jobsiade-Brunnens, der größte Teil der Fläche war von den Außentischen der Eisdiele und des Glas-Cafés zugestellt.
    De Vries überlegte nicht lange, fasste den Griff ihres Aktenkoffers ein wenig fester und steuerte das nahe gelegene Café an. Ein Milchkaffee wäre jetzt genau das Richtige, vielleicht sogar ein kleiner Eisbecher.
    Die Plätze in der Sonne waren belegt, aber das war ihr egal, sie zog es vor, innerhalb des Pavillons Platz zu nehmen. Zu viel Sonne und sie litt sofort wieder unter ihrer Sonnenallergie.
    In den Innenräumen war es angenehm kühl, de Vries fand auf der Empore einen Tisch in einer Nische. Von hier aus hatte sie einen wunderbaren Blick über den Platz, konnte aber selbst kaum gesehen werden. Seufzend legte sie ihren Aktenkoffer auf einen der leeren Stühle neben sich und griff nach der Karte. Die Beschreibung der Eisbomben hörte sich verführerisch an. Sie überlegte einen Moment, immerhin hatte sie es in den letzten Wochen geschafft, ihr Gewicht um fünf Kilo zu reduzieren. Egal, würde sie über das Wochenende wieder ein wenig Maß halten.
    Bochum war beileibe nicht der Nabel der Welt, aber so schlimm, wie de Vries es vor ihrem Versetzungsantrag befürchtet hatte, war es auch nicht. Im Vergleich zu Berlin war die Ruhrgebietsmetropole zwar nur ein Klecks auf der Landkarte, aber das Ruhrgebiet als Ganzes war von den Dimensionen her beeindruckender als die Hauptstadt. Kulturell war sogar mehr zu erleben, wenn nicht in Bochum, dann eben in Dortmund, Essen, Gelsenkirchen oder sonst wo. Und Düsseldorf und Köln waren ja auch nicht gerade weit entfernt.
    Allerdings war de Vries von Beginn an klar gewesen, dass ihre Karriere hier kaum einen Sprung nach vorn machen würde. Immerhin waren die Grabenkämpfe bei weitem nicht so schlimm. Die Kriminalitätsrate war angenehm niedrig, trotzdem hatte sie schon Gelegenheit gehabt, sich zu profilieren.
    »So ein Zufall«, hörte de Vries, immer noch in die Karte vertieft. Überrascht sah sie auf. Kellnerinnen machten sich anders bemerkbar.
    Carla op den Hövel stand vor ihrem Tisch und strahlte die Staatsanwältin gewinnend an. »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«, fragte sie.
    De Vries schluckte, ihre Kehle wurde plötzlich eng. Doch bevor sie antworten konnte, hatte sich op den Hövel schon gesetzt.
    »Es geht doch nichts über einen Kaffee in entspannter Atmosphäre, um einen Tag zu beenden, nicht wahr?«, eröffnete sie die Konversation.
    »Ich halte es für keine gute Idee, dass wir hier zusammen sitzen«, gab de Vries schleppend zurück. »Immerhin könnte das. falsch aufgefasst werden.«
    »Ach, kommen Sie. Betrachten wir das Café doch einfach als neutrales Gelände. Außerdem sind Sie wohl kaum

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