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Rosenpsychosen

Rosenpsychosen

Titel: Rosenpsychosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna-Maria Prinz
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Bild als Einziges sogar gekauft wurde. Doch, ja … also für mich waren das keine Gründe, in Jubel auszubrechen. Vielleicht kam sie deswegen nicht auf die Idee, mich zu knutschen oder so. Tja. Wissen Sie, ich komme mir vor wie ein Prahlhans. Ist doch bescheuert, diese Aufarbeitung.«
    »Macht nichts. Was noch?«
    »Dass ich mir selbst Gitarrespielen beigebracht habe? Aber meine Mutter ist unmusikalisch, das hat sie wahrscheinlich gar nicht gerafft. Mit elf habe ich eine kleine Filmmusik für einen Dokumentarfilm geschrieben und auf der Geige selbst eingespielt. Wir haben die Sendung dann gemeinsam im Fernsehen angesehen, aber kaum ein Wort dabei gesprochen. Ich glaube, wenn ich an der Stelle meiner Mutter gewesen wäre – ich hätte einen Heidenjubeltanz veranstaltet, Leute dazu eingeladen und eine kleine Kinderfete daraus gemacht. Ach, was weiß ich. Eigentlich ist das alles Pipifax. Obwohl – jetzt, wo Sie damit kommen … Vielleicht hätte sie wirklich wenigstens ein Mal sagen können: ›Toll, Kind!‹ Eigentlich erinnere ich mich nur an halbwegs zufriedenes Kopfnicken, was ich wahrscheinlich immer als ›Keine Kunst, Kind‹ interpretierthabe. Im Grunde war es auch keine Kunst für mich. Ich habe nie für die Schule gelernt, später oft geschwänzt, und trotzdem hatte ich immer Einsen. Ist das ein Verdienst? Nein, oder? Und das mag sie auch so empfunden haben. Es ist eben kein Verdienst, ein paar Talente zu haben.
    Ach, da fällt mir aber ein, dass meine Mutter später tatsächlich mal so richtig stolz auf mich war … Als ich mit vierundzwanzig diesen gut aussehenden und gut situierten Mann heiratete, war sie stolz, und da hat sie es auch durchblicken lassen. Ich habe mich damals irgendwie gewundert über sie, so kannte ich sie gar nicht. So öffentlich stolz. Auf ihn – und später auf ihr Enkelkind natürlich. Ja, auf Adam und ihr Enkelkind. Sie konnte ja nicht wissen, dass ihr Schwiegersohn einen Teddybären, der wie ein Pilot angezogen war, neben seinem Kopfkissen sitzen hatte. Phhh, er war allen Ernstes beleidigt, als ich den Roten Baron mal achtlos auf dem Fußboden habe liegen lassen. Hat den ganzen Tag nicht mit mir gesprochen. Stellen Sie sich das mal vor! Ein Mann mit einem Teddy im Bett! Und dann dieses eingeschnappte Schweigen. Unerträgliche Situation. Und im Nachhinein unerträglich, dass man den Teuersten immer wieder rettet, denn man ist ja schließlich eine Frau und weiß, wie es geht. Man hat als Frau das Zeug dazu. Und die Pflicht, stimmt’s? Und wenn man nach Jahren elender Pflichterfüllung die Nase voll hat und abhaut, dann hat man eben als Ehefrau versagt. Und wenn man selbst nicht auf den Gedanken kommt, dann bekommt man es vom Freundes-, Verwandten- und Bekanntenkreis gesagt, und zwar von anderen Frauen. Vor allem Mütter, die stolz auf ihre Schwiegersöhne sind, eignen sich dazu hervorragend. Ich sag Ihnen, ein Mann mit Plüschanhang – nie wieder. Na, lassen wir das.
    Wissen Sie, ich komme mir wie eine Muttermörderin vor. Ich glaube, ich muss aufhören, über meine Mutter herzuziehen.Vielleicht ist es ja auch die vornehmste Pflicht einer Mutter, ihren Stolz zu verbergen, um die Brut voranzutreiben. So könnte es gewesen sein. Sie hat es mir eben nicht so zeigen wollen, damit ich nicht zum Stillstand komme. Ich glaube, sie hat es gut gemeint, und als Dank dafür beschwere ich mich jetzt über sie. Lächerlich. Darüber sollte ich wirklich noch mal nachdenken. Wissen Sie, ich liebe meine Mutter wirklich sehr, und wir sind sehr oft ein gutes Team. Ich komme mir schrecklich vor.«
    »Was hat Ihre Mutter denn gesagt, als Sie sich von Ihrem Mann getrennt haben?«
    »Woher wissen Sie, dass ich mich getrennt habe?«
    »Aus Ihrem Fragebogen.«
    »Ehrlich? Habe ich da was von Adam geschrieben?«
    »Jede Menge … Wir haben viel Zeit, und darauf kommen wir noch. Ich hatte gefragt, was Ihre Mutter zu Ihrer Trennung sagte.«
    »Oh, das weiß ich noch gut. Sie sagte: ›Na, wenn du meinst, dass das so richtig ist.‹ Wow! Da war sie eine Wahnsinnsstütze.«
    »Und wie ist das jetzt mit Ihrer Mutter?«
    »Jetzt? Oh – wir verstehen uns wirklich gut, ja.«
    »Ja? Das ist schön.«
    »Na, es geht so. Ehrlich gesagt: Wenn meine Mutter bei uns ist, komme ich mir vor wie die schlechteste Mutter, die mieseste Ehefrau und die dümmste Tochter der Welt. Darüber herrscht allerdings einvernehmlich Stillschweigen und – das ist wirklich die Wahrheit – schmälert in keiner Weise meine Liebe zu ihr.

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