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Rosenpsychosen

Rosenpsychosen

Titel: Rosenpsychosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna-Maria Prinz
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die Grube fährst? Ich war treu? Soll das irgendeine Qualität sein? Ich sage dir, nicht einmal Petrus nimmt dich dann! Nicht himmelfähig bist du, wenn du einem Vogel das Fliegen verbietest!«
    »Du meinst das Vögeln, Schatz.«
    Die Bitterkeit, mit der Martin das Wort »Schatz« aussprach, ließ Marie in ihrer Parade innehalten. Es war ihr neu, dass Martin ernsthaft verbittert war, und einen Moment lang hatte sie das Gefühl, er könnte tatsächlich über eine Trennung nachdenken.
    Sie beugte den Oberkörper nach vorne und stützte den Kopf in die Handflächen. »Weißt du was? Ich liebe dich. Jaja, das sagte ich schon, aber ich glaube, du debiles Gewächs hast überhaupt keinen Schimmer, wovon ich rede. Also, ich liebe dich, und ich liebe dich jetzt, verstehst du? Nicht irgendwann. Adam, den habe ich erst richtig geliebt, als ich weg war. Dasist doch absurd! Es kann nicht sein, dass man sich erst von jemandem trennen muss, um ihn zu lieben. Und ich sag dir auch, warum ich ihn vorher nicht richtig lieben konnte: weil ich ihn belogen und betrogen habe, weil er die Wahrheit nie vertragen hätte; weil er mich immer mit seinen Rehaugen angesehen und mir dabei stumm seine simplen Bedürfnisse ins Gesicht gebrüllt hat, die sich nicht mit meinen deckten. Ich dachte, ich müsste ihn schonen. Aber das war Quatsch. Ich dachte, meine Bedürfnisse interessieren ihn nicht die Bohne, und weil ich das dachte, habe ich sie ihm auch nicht mitgeteilt. Aber das war ein großer Mist, sage ich dir, eine Riesenscheiße. Das passiert mir nicht noch einmal. Heute würde ich ihm alles sagen. Ich würde ihn nicht mehr schonen, denn Schonung ist doch nichts anderes als mangelnder Respekt und fehlendes Zutrauen. Ja, heute würde ich ihm die Wahrheit sagen und auch seine akzeptieren, aber er will sie nicht mehr hören. Und bald kann er sie nicht mehr hören, selbst wenn er wollte. Seit ich ihn nicht mehr hasse, hasst er mich. Der Zug ist weg, und es fällt mir von Nacht zu Nacht schwerer, das zu glauben. – Aber du, du interessierst dich für mich, du siehst mir mitten ins Gehirn, manchmal so deutlich, dass es mich regelrecht ankotzt. Aber egal. Auf jeden Fall willst du nicht geschont, sondern ernst genommen werden. Und das tue ich. Ich nehme dich ernst. Du sollst alles wissen, selbst das, was du nicht wissen willst. Dann hast du etwas, womit du umgehen kannst. Musst! Friss als Mann, der sein Gehirn auch ab und zu im Kopf trägt, oder stirb als Kleingeist. Das biete ich dir an. Schatz!!!«
    »Sehr großzügig, dein Angebot, ehrlich. Willst du noch einen Schluck?«
    »Blöde Frage. Übrigens will ich jetzt keinen Sex, dass das schon mal klar ist.«
    »So gar keinen? Sex wäre dir jetzt richtig widerwärtig?«Martin ging langsam auf Marie zu, die sich mit dem Rücken an die schwarzweiße Tastatur drückte. Sein Blick sagte, dass sie noch immer die Frau seiner Träume war.
    »Und wie! Rühr mich ja nicht an, du Schwein!«
    Das war das Signal.

12
    Marie geht toll aus sich heraus, Helene behauptet,
    Maries Stellvertretermutter zu sein, woraufhin
    Maries Mutter ihr Fett weg bekommt
    »Gut, dass Sie hier sind.«
    »Ja?«
    »Ja. Es ist gut. Finden Sie es nicht gut, dass Sie hier sind?«
    »Ich weiß nicht. Ich meine, nun haben Sie gesehen, dass ich geheult habe. Ist das gut? Oder ist es nicht vielmehr eine Zumutung für beide Seiten? Für Sie, weil Sie damit überhaupt nichts zu tun haben, und für mich, weil es mich fertigmacht, mich so geoutet zu haben. Sie werden ja auch diesen Fragebogen gelesen haben, und ich bereue schon wieder, mich Ihnen zum Fraß vorgeworfen zu haben.«
    »Zum Fraß?«
    »Ja, zum Fraß. Jetzt wissen Sie so allerlei über mich, und ich habe Angst davor, Sie zufällig in der Fußgängerzone zu treffen. Was nützt es denn, dass Sie nun über mich Bescheid wissen? Ich frage mich wirklich, was das hier soll – und damit will ich Sie ausnahmsweise mal nicht beleidigen. Also, nehmen Sie es bitte nicht persönlich, aber kommen Sie sich nicht irgendwie blöd vor? Wie gesagt, geht nicht gegen Sie. Aber … ich meine, ist Ihnen Ihre Arbeit nicht manchmal peinlich?«
    »Vor mir brauchen Sie keine Angst zu haben. Sie haben sich in Ihrem Leben ganz anderen Geiern zum Fraß vorgeworfen. Um Ihre Frage zu beantworten: Nein, ich komme mir nicht blöd vor. Ich tue etwas Sinnvolles, wenn ich Ihnendabei helfe, bei 34 Grad im Schatten nicht mehr frieren zu müssen. Und das ist mir nicht peinlich. Sie von Ihren vermeintlichen Peinlichkeiten und

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