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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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Mühe, unsere Kochkünste etwas zu verbessern.« Anscheinend fühlte Toby sich genötigt, mir das zu erklären.
    »Schön«, erwiderte ich unbeholfen.
    »Nora, möchtest du ein Bier oder irgendwas anderes?«, fragte Joe. »Ein Waffeleis? Beides?«
    »Ähm ... was nimmst du?«
    »Waffeleis«, antwortete Joe. Er schien sehr viel klarer zu sein als in der Bar.
    »Okay, dann nehme ich auch eins, danke.«
    Joe fischte einen Speiseeiskarton aus dem vereisten Fach und gab Toby und mir je ein Eis. Wir alle zupften das dünne weiße Papier von den Waffeln. Zuerst leckte ich das Eis an den Rändern entlang zwischen den beiden Waffeln heraus, hielt dann aber inne, weil mir der Gedanke kam, dass das ein bisschen unappetitlich aussehen könnte.
    »Also«, begann Joe. »Wie steht es so im Hause Hemsworth?«
    »Ja«, stimmte Toby mit ein. »Ich sah gestern Abend, dass dein Wagen weg war, und dachte schon, du seist wieder abgereist.«
    »Ich habe meine Mutter in Bristol besucht. Ehrlich gesagt wurde es bei Charlotte etwas schräg.«
    »Schräg? Inwiefern?«, fragte Toby.
    Schon als ich in seiner Werkstatt die alte Schulzeitung erwähnte, hatte er gelacht. Daher schien es mir nun keine gute Idee zu sein, ihnen von Charlottes Dad zu erzählen – oder dem plötzlichen Interesse der Ermittler an Aaron Dwyer als möglichem Verdächtigen.
    »Ach, es ist bloß irgendwie komisch, so viel Zeit mit jemandem zu verbringen, den man früher einmal kannte ... vor Jahren, als man selbst noch ganz anders war ...«
    Ich sah auf das weicher werdende Eis in meiner Hand und überlegte, ob ich mehr sagen sollte.
    Toby lehnte sich zurück und dachte einen Moment lang nach. »Tja, wenn es dir bei ihr zu anstrengend wird, kannst du jederzeit auch hier pennen.«
    Mit dieser Reaktion hatte ich nicht gerechnet; sie erschreckte mich sogar, was Toby zu bemerken schien, denn er schmunzelte. Doch zum Glück schien Joe nichts mitzubekommen.
    »Ich wollte dich was fragen«, wandte ich mich an Joe, denn ich musste dringend das Thema wechseln. »Wegen einer Sache, bei der du vielleicht eher Bescheid weißt als Charlotte und ich.«
    »Ja?«
    »Erinnerst du dich an Brian Pilkington? Und an seinen Autounfall?«
    »Natürlich. Der arme Kerl! Ich habe gehört, dass er sich ziemlich gut gemacht hat, wenn man die Umstände bedenkt. Er ist inzwischen Professor oder so.«
    »Aber erinnerst du dich auch noch im Detail an den Unfall?«
    »Nein, nicht mehr an viel. Es war auf der Route 5. Er ist direkt von der Straße den Abhang hinuntergestürzt.«
    »Ich weiß noch, dass mein Dad hingefahren ist und den Wagen abgeschleppt hat«, mischte Toby sich ein. »Er hat gesagt, der Dodge sei derart im Eimer gewesen, da sei es ein Wunder, dass Brian überhaupt lebend rausgekommen ist.«
    »Es war kein Dodge, sondern ein Datsun«, korrigierte ich.
    Toby guckte mich verwundert an. Natürlich war ich nicht die Art von Frau, die sich Automarken oder -modelle merkt, aber ich wollte nicht verraten, dass ich den Unfall erst heute Nachmittag nachgeschlagen hatte.
    »Tja, wie auch immer, ich erinnere mich bloß, was mein Dad erzählt hat. Gesehen habe ich den Wagen nie.«
    Joe wandte sich an Toby. »Dad hat ihn abgeschleppt?«
    »Ja«, bestätigte Toby.
    »Hm. Daran erinnere ich mich gar nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass sie behauptet haben, Brian müsse wie eine gesengte Sau gefahren sein – was überhaupt nicht zu ihm passte. Er warimmer so schüchtern und zurückhaltend. Und war er nicht Zeuge Jehovas? Vielleicht hat ihn der Heilige Geist gepackt oder so.«
    Toby seufzte; Joes schlechter Scherz war ihm sichtlich unangenehm.
    »Rasen ist eine Art heimliches Laster«, meinte Toby. »Man sieht es den Leuten nicht immer an.«
    Joe und ich nickten, denn in solchen Dingen kannte sich Toby aus.
    Doch Joe schien das Thema Brian Pilkington nicht sonderlich zu interessieren.
    »Hast du den letzten Artikel über Rose gelesen?«, fragte er mich unvermittelt.
    »Nein ... aber ein Freund von Charlotte, der bei der Zeitung arbeitet, hat mir von der Pressemitteilung erzählt.«
    »All das ist irgendwie unheimlich«, fand er. »Ich hoffe, sie hat nicht gelitten – oder wenigstens nicht lange. Dass sie so gefunden wurde ... Ich meine, ich denke da sofort daran, dass irgendwer sie einige Zeit ... na ja, am Leben gelassen hat ... oder was ähnlich Schreckliches. Krank ist das.«
    Toby warf mir einen entschuldigenden Blick zu.
    »Daran darf man gar nicht denken«, erwiderte er, und ich hatte den Eindruck,

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