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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Und durch die Tür zum Dachboden?«
    »Nach unserer Einschätzung«, sagte Danielsson, »gibt es zwei Möglichkeiten: erstens, dass er ganz einfach in Panik gerät und wild zu schießen anfängt...«
    »Wie viel Schuss hat er abgegeben?«
    »Zwei Kugeln fehlten im Magazin, was zu Marklunds Aussage passt.«
    »Lundmarks. Und was haben die anderen gesagt? Haben sie auch zwei Schüsse gehört?«
    »Einerseits haben wir noch nicht mit ihnen sprechen können, anderseits besteht keine Veranlassung, es zu bezweifeln. Zwei Schuss fehlen. Alles deutet darauf hin, dass sie abgefeuert wurden. Die Zahl stimmt.«
    »Okay... Und die andere Möglichkeit? Wenn es nicht -Panik war?«
    »Dass Lundmark ganz einfach zu nah war. Dem Afrikaner wurde klar, dass er nicht mehr weglaufen könnte. Statt dessen schoss er.«
    Söderstedt nickte. Norlander betrachtete ihn. Dieses Verhalten war ihm vertraut. Das war der alte Arto. Arto-vor-Italien. Der richtige Arto.
    »Wo lag er?« fragte der richtige Arto.
    »Wo du stehst.«
    Arto Söderstedt blickte sich nach allen Seiten um. Er stand an der Dachkante, vom Abgrund durch ein niedriges und anscheinend wackliges Gitter getrennt. Ein paar mickrige Meter rechts von ihm kam die Brandleiter hoch. Ebenso viele Meter schräg links von ihm endete die Speichertreppe mit der Tür in dem kleinen Extraaufbau. Dahinter nach links erstreckte sich noch viel Dach.
    »Und wo lag Modisanes Pistole?« fragte Söderstedt.
    »Genau neben ihm«, sagte Danielsson.
    »Und durch diese Speichertür geht es wohin?«
    »An den Speicherverschlägen vorbei und ein Stockwerk tiefer ins Treppenhaus. Zum Aufzug.«
    Söderstedt ging eine Weile auf und ab. Er schnupperte in die Luft, als versuchte er, die Atmosphäre aufzunehmen. Dabei rieb er die Fingerspitzen aneinander. »Nein«, sagte er schließlich. »Das hier stimmt nicht.«
    Ake Danielsson starrte auf Viggo Norlander, offenbar in der Hoffnung, bei einem Generationsgenossen Rückhalt zu finden. Aber Norlander war nur dem Anschein nach Generationsgenosse, er war ein wie neugeborener Papa kleiner Mädchen und hegte großen Respekt vor seinem nur wenig jüngeren Partner. Keine Blicke, die besagten ›Großer Gott, was für Zeiten stehen uns bevor‹, konnten ihm etwas anhaben.
    »Was stimmt denn nicht?« fragte Ake Danielsson gereizt.
    Arto Söderstedt betrachtete ihn engelgleich. »Ich habe keine Ahnung«, sagte er sanft.

4

    Der leicht ergraute Polizeibeamte mit dem blonden Schnauzer blickte in sein Spiegelbild, und man sah ihm an, dass er wusste, was sich dahinter befand: eine Bande prüfender interner Ermittler. Direkt vor seiner Nase. Und ein gewisses Maß an Ironie ließ sich von seinem Lächeln denn auch ablesen.
    Es gefiel Paul Hjelm nicht, was er da sah. Allzu selbstsicher. Allzu unberührt. Es würde sehr, sehr schwer werden, ihm beizukommen.
    Wenn es denn das war, worauf sie aus waren.
    Obwohl er eigentlich nicht so sehr an den Polizeiassistenten Dag Lundmark dachte. Er dachte mehr an den Anlass dafür, dass er ihn betrachtete.
    Und der Anlass stand neben ihm in dem kleinen Kabuff. Der Anlass wirkte vollkommen unberührt.
    Hjelm hatte wirklich gehofft, Niklas Grundström nie wieder zu begegnen. Nach den traumatischen Ereignissen im Gefolge der Hallunda-Schießerei war er nur noch einmal auf ihn gestoßen. Und zwar vor gut einem Jahr, im Anschluss an eine andere Schießerei, in einem Hotelzimmer in Skövde.
    Hjelm befand sich wegen einer Schusswunde am Arm im Kärn-Krankenhaus in Skövde. Die Begegnung war vollkommen problemlos verlaufen. Als ob Grundström darauf aus war, sich Meriten zu verschaffen. Und kurz darauf war er also Chef der gesamten Abteilung für interne Ermittlungen geworden. Ein Karrierist wie aus dem Bilderbuch. Aber durchaus nicht ohne Kompetenz: eine Art klarer, ungetrübter, gänzlich gefühlsneutraler Fähigkeit.
    Niklas Grundström hätte für jedes Regime arbeiten können. Das war es wohl, was ihn unangenehm machte.
    Und er würde Paul Hjelm nie, wirklich nie um Hilfe bitten, wenn er dabei nicht einen Hintergedanken hatte.
    Nach diesem Hintergedanken suchte er in Dag Lundmarks leicht verfetteten Gesichtszügen, denen die Schwerkraft merklich zusetzte.
    Und Kerstin? Was war mit ihr los? Sie war sehr bleich und verhielt sich ganz generell eigenartig. Wie hypnotisiert starrte sie den fettlichen Schnauzermann an, der allein im Vernehmungsraum saß und sie betrachtete, ohne sie zu sehen.
    Hjelm konnte sich keinen Reim darauf machen.
    Er sollte

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