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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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notgedrungen.
    Niklas Grundström wandte sich an Kerstin Holm. »Alles, was ich zu Hjelm gesagt habe, gilt auch für dich, Holm. Alles, außer der schlampigen Oberfläche.«
    Das war wohl das höchste, was Niklas Grundström an Kompliment zuwege brachte.
    »Und außer den Kindern«, sagte Hjelm.
    Kerstin Holm stand da und drehte ihren Ring. »Ich bin trotzdem befangen«, sagte sie nur.
    Grundström setzte an. »Es ist ein Grenzfall«, sagte er. »Es dürfte an die sieben, acht Jahre her sein, dass eure Beziehung zu Ende gegangen ist. Es müsste nicht unbedingt Befangenheit vorliegen. Wenn nicht dieser Ring da ...«
    Wieder wandten sich alle Blicke Kerstin Holms linker Hand zu.
    Sie hörte auf, den Verlobungsring zu drehen. »Er sitzt fest«, sagte sie.
    Grundströms Miene ließ erkennen, dass er noch etwas in der Hinterhand hatte. »Sieh ihn dir an«, sagte er und nickte zur Spiegelrückseite hin. »Man sieht doch klar, dass da irgend etwas nicht stimmt?«
    Sie betrachteten Dag Lundmark durch den blinden Spiegel. Und nickten. Alle drei. Auch Hultin.
    »Ich wende den Braten noch einmal«, fuhr Niklas Grundström fort. »Ich benötige wirklich eure Hilfe. Auch. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen will ich sehen, wie ihr arbeitet, will live sehen, ob ihr für eine so ungewöhnlich verantwortungsvolle und exponierte Stellung geeignet seid. Zum anderen will ich tatsächlich, dass ihr durch diese Maske da dringt. Ich habe nicht den geringsten Beweis, ja nicht einmal den Hauch eines Hinweises, dass bei der Schießerei in Flemingsberg etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Auf ihn wurde geschossen, und er erwiderte das Feuer. Nichts spricht dagegen. Außer ...«
    »Witterung«, sagte Kerstin Holm.
    Grundström betrachtete sie, und vermutlich glaubte er, Zeuge des Kampfs zu sein, der sich in ihrem Innern abspielte. Des Kampfs zwischen dem beruflichen und dem privaten Leben. Welches war das richtige?
    »Witterung«, nickte er.
    Hjelm dachte in anderen Bahnen: »Sollen Kerstin und ich also da drinnen sitzen und miteinander konkurrieren? Und du stehst hier draußen wie ein Punktrichter beim Kunstspringen und hältst neun Komma fünf und acht Komma null in die Höhe?«
    »So funktioniert es nicht«, sagte Grundström ernst. »Ich will mir nur ein allgemeines Bild davon machen, wie ihr denkt. Ich weiß, dass es schwierig wird, aber ihr müsst versuchen, meine Anwesenheit zu vergessen.«
    »Deine Anwesenheit im Spiegel«, sagte Hjelm. »›Sieh in dein Herz, Hjelm‹, erinnerst du dich? Ich hatte den Kosovoalbaner Dritero Frakulla gerettet, indem ich ihn in die Schulter schoss. Und du bist davon ausgegangen, dass ich aus rassistischen Motiven gehandelt habe. ›Sieh in dein Herz‹, my ass. Warum sollte dein Urteilsvermögen jetzt besser funktionieren?«
    Grundström begegnete seinem Blick. Vielleicht sprach aus dem eigenen ein klein wenig Schmerz. Ein klein wenig Scham. »Mir ist eine Fehleinschätzung unterlaufen«, sagte er. »Und ich bedaure es.«
    Er blickte sich im Kabuff um und konterte. Alles andere wäre undenkbar gewesen. Grundström war kein Mann, der auch die andere Wange hinhielt. »Es war dennoch ein Nichts verglichen mit dem Kentuckymörder, oder etwa nicht?«
    Hultin räusperte sich und starrte ihm kalt in die Augen. »Dafür haben wir einen hohen Preis bezahlt«, sagte er im frostigsten Ton der Neutralität. Die Abteilung wurde geschlossen, und ich wurde entlassen. Vielleicht erinnerst du dich. Welchen Preis hast du für deine Fehleinschätzung bezahlt?«
    Hjelm befürchtete eine Sekunde lang, dass Hultin im Herbst des Alters die frühere Unsitte wieder annehmen wollte, per Kopfstoß Augenbrauen zu zerschmettern. Doch dann erlosch Hultins Blick und wandte sich wieder dem blinden Spiegel zu. Er war gealtert. Und akzeptierte es widerwillig.
    Grundström schwieg. Okay, schwieg notgedrungen.
    Dann sagte Kerstin Holm: »Es ist trotzdem Befangenheit.«
    Grundström machte die Augen zu und brachte seine Gedanken wieder auf Kurs: »Wie ging eure Beziehung zu Ende?« fragte er.
    »Wie meinst du das?« fragte sie zurück.
    »Ist sie im Zorn auseinandergegangen? Gab es böses Blut?«
    »Böses Blut kehrt wieder«, sagten Paul und Kerstin im Chor. Obwohl sie das nie wieder sagen wollten.
    Sie sahen einander an und brachen plötzlich in ein Lachen aus, das möglicherweise befreiend genannt werden konnte.
    Grundström wartete.
    Und schließlich fasste sich Kerstin Holm: »Nicht direkt«, sagte sie. »Da war viel Wut

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