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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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eigentlich in der Lage sein, sich einen Reim darauf zu machen, aber es gelang ihm nicht. Grundström verwirrte ihn. Grundströms Hintergedanken. Wohin war die gute alte, die voraussetzungslose Polizeiarbeit entschwunden? Bei der es darum ging, die Wahrheit zu suchen, und nichts als die Wahrheit?
    Sich aus Jan-Olov Hultins Miene eine Antwort zusammenzureimen war wie üblich aussichtslos. Der Alte stand nur da und warf unergründliche Blicke durch den Blindspiegel.
    Die ganze Situation war äußerst irritierend.
    Er schaute Kerstin wieder an. Gegen Ende des letzten großen Falls der A-Gruppe waren ihrer beide Gehirne eins geworden. Sie dachten die gleichen Gedanken. Und jetzt? Nein, sie war unerreichbar.
    Was war los mit ihr?
    Er erhielt ziemlich umgehend eine Antwort.
    »Nein«, sagte Kerstin. »Nein, ohne mich.«
    »Was?« stieß Hjelm hervor.
    Hultin und Grundström betrachteten sie mit ihrer jeweiligen Form von Neutralität. Sie waren auf merkwürdige Weise wesensverschieden.
    »Das ist keine Anfrage«, sagte Hultin. »Das ist ein Befehl.«
    »Ich bin befangen«, sagte Holm. »Ich kann Dag Lundmark nicht verhören. Wir waren verlobt. Ich habe noch seinen Verlobungsring.«
    Drei Augenpaare richteten sich auf ihre linke Hand. Danach wanderten sie aufwärts zu ihrem bleichen Gesicht.
    »O verdammt«, sagte Paul Hjelm. »Der?«
    Jetzt richteten sich zur Abwechslung drei Augenpaare auf ihn.
    »Ja«, sagte Kerstin Holm und sah bedrückt aus. »Der.«
    Und Szenen vertraulicher Intimität zogen in Paul Hjelms Kopf vorüber. Wie Kerstin von dem Kollegen in Göteborg erzählt hatte, der sie gewohnheitsmäßig, ohne je darüber nachzudenken, Nacht für Nacht vergewaltigt hatte. Sein Blick kehrte zurück zu dem blinden Spiegel und dem fettlichen Schnauzbartträger. Und die Bilder passten nicht zusammen.
    Die Bilder passten nicht zusammen.
    Kerstin und – der da? Nein.
    Doch die Zeiten ändern sich und wir uns mit ihnen.
    Jetzt gab es nur noch ein neutrales Augenpaar in dem kleinen Kabuff, und das war das von Jan-Olov Hultin. Niklas Grundström war nachdenklich geworden. Offenbar grübelte er erstens über Informationslücken des internen Archivs nach und zweitens über logistische Maßnahmenpakete.
    Er fragte sich mit anderen Worten, wie zum Teufel ihm dies hier hatte entgehen können und was zum Teufel er jetzt tun sollte.
    Allem Anschein nach war er schon zu einem Entschluss gekommen, als er sagte: »Ich brauche nicht eure Hilfe.«
    Einen Moment herrschte Schweigen im Kabuff. Sogar Hultin zog eine Augenbraue hoch.
    Grundström fuhr fort: »Ich brauche einen operativen Chef.«
    Hjelm warf einen Blick auf Dag Lundmark. Der mit einem schiefen Lächeln dasaß, als hörte er genau, was hier im Kabuff vor sich ging. Diese billige Farce.
    »Du brauchst einen operativen Chef«, sagte Hjelm kühl, wandte sich um und zeigte auf Hultin. »Und du bist also einverstanden?«
    »Ja«, sagte Hultin. »Und ich habe auch Empfehlungen ausgesprochen.«
    Grundström sagte: »Wir sprechen von einem Führungsposten als Kommissar in der Stockholmer Sektion der Abteilung für interne Ermittlungen. Chef der Stockholmer Interna. Ungefähr zwanzigtausend mehr im Monat, als ihr jetzt habt. Vielleicht noch etwas mehr.«
    »Der Posten ist wie für einen von euch beiden zugeschnitten«, sagte Hultin.
    Hjelm und Holm sahen ihn an. Dann sahen sie einander an. In einer anderen Situation hätten sie angefangen zu lachen. Wenn nicht auf der anderen Seite des Spiegels Dag Lundmark gesessen hätte.
    »Wir können den Job teilen«, sagte Hjelm.
    Grundström beobachtete ihn. Nach kurzer Denkarbeit sagte er: »Irgendwo unter dieser schlampigen Oberfläche lebt wohl trotz allem ein kleiner Karrierist, Hjelm. Einer, der nichts dagegen hätte, gegen alle Wahrscheinlichkeit und gegen massiven Widerstand zu kämpfen. Einer, der nichts dagegen hätte, gewisse kranke Stellen aus dem Polizeikorps zu entfernen. Einer, der nichts dagegen hätte, sich ein paar Reisen nach Paris oder New York im Jahr leisten zu können, jetzt, wo die Kinder das Nest verlassen. Berichtige mich, falls ich mich irre.«
    Paul Hjelm betrachtete ihn. Lange.
    Er berichtigte ihn nur in einem einzigen Punkt: »Ich bin kein Karrierist«, sagte er leise.
    »Das habe ich auch nicht behauptet«, entgegnete Grundström. »Ich habe gesagt, dass irgendwo unter dieser schlampigen Oberfläche wahrscheinlich ein kleiner Karrierist lebt. Das ist etwas ganz anderes.«
    Paul Hjelm schwieg. Okay, schwieg

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