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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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lässt, hast du dein Konto ausgeglichen: Arto Söderstedt, Viggo Norlander, Gunnar Nyberg, Jan-Olov Hultin, Niklas Grundström und Paul Hjelm. Das sind auch sechs. Das gleicht sich aus.«
    Lundmark lächelte schwach. »Gerissen«, sagte er. »Du bist ein ziemlich guter Polizist, Paul.«
    Hjelm sah sich um. Grundström war mit dem Rücken an der Wand auf den Fußboden gesunken. Norlander hockte da und sah bleich aus, Söderstedt wirkte vollkommen abwesend, Nyberg und Hultin sahen wütend aus.
    Da geschah etwas auf dem Fernsehschirm.
    Das Testbild wich dem Blick über eine Stadt. Die schwache Stimme war stark erregt.
    Jetzt sah man, dass es New York war. Hinter einem Rauchschleier. Ein neues Bild erschien. World Trade Center. Die Zwillingstürme. Feuerkaskaden.
    »Was ist da los?« sagte Gunnar Nyberg skeptisch. »Ist das echt?«
    Er trat an den Fernseher und stellte den Ton lauter.
    Alle standen wie versteinert vor dem Fernseher.
    Dag Lundmark beugte sich zu Hjelm vor und flüsterte: »Das Geld ist auf dem Plumpsklo auf Ljusterö. Sorg dafür, dass Kerstin es bekommt.«
    Gewaltige Flammen schlugen aus den Zwillingstürmen. Tausende von Menschen mussten umgekommen sein. Im Herzen der westlichen Welt. Es war vollkommen unwirklich.
    Dag Lundmark sprang auf den Stuhl. Er richtete die Pistole auf sie und hielt die Hand mit dem Zündmechanismus in die Höhe. »Dies scheint die passende Gelegenheit zu sein«, sagte er. »Zeit zu sterben.«
    Die Finger seiner linken Hand lockerten sich. Es klickte im Zündmechanismus.
    Und dann blieb er zehn Zentimeter unter Dag Lundmarks Hand hängen.
    Die Zeit blieb stehen.
    Die Zeit gefror.
    Die absolute Kälte der Todeserkenntnis. Die Lebensgeister tiefgefroren. Der Nullpunkt. Alles, was man gedacht hat, alles, was man gefühlt hat, alles, was man erlebt und durchlebt hat – weg wie durch einen Zauberschlag.
    Der Mechanismus hing da und trotzte den Naturgesetzen. Aufgehängt zwischen zwei Augenblicken. An der schmalen Landzunge der Zeit. In einem paradoxen Augenblick genau zwischen Leben und Tod.
    Und alles war für immer zu spät.
    Die im Zorn gesprochenen Worte, die man nie würde bereuen können. Der alte Feind, dem man hätte vergeben sollen. Die unbedachten Worte zu den Kindern, die man über alles liebte.
    Nichts konnte man mehr tun.
    Sie waren tot.
    In diesem eingefrorenen Augenblick wussten sie alle sechs, dass sie tot waren.
    »Oh, my God!« schrie es aus dem Fernseher.
    Und der Zauber war gebrochen.
    Der Zündmechanismus fiel zu Boden. Die Leitungen legten sich auf ihn.
    Und nichts geschah.
    Außer dass Dag Lundmark sagte: »Ein bisschen Todesangst ist reinigend.«
    Dann schoss er sich in den Kopf.
    Und es wurde Abend, und es wurde Nacht. Der siebte Tag.

41

    Ein sehr milder, leiser Regen fällt über den dichten Wald. In der Nähe liegt der See, in dem die Wassergeister wohnen. Und bis vor kurzem wohnte der Regen dort. Der ist auch eine Art Wassergeist.
    Modjadji Forest. Nicht viele Kilometer entfernt von der fünfzig Millionen Jahre alten Zikadenvegetation. Den Modja-dji-Palmen.
    Ein Stück weiter weg wohnt die Regenkönigin. Die erste war eine Prinzessin aus Zimbabwe. Sie hieß Modjadji und kam im 16. Jahrhundert hierher. Sie kannte die geheimen Formeln für den Regen. Generation auf Generation sind die Formeln von Modjadji auf Modjadji vererbt worden. Wenn die Regenkönigin alt ist, wird sie eine neue Modjadji ausersehen und Selbstmord begehen.
    Aber die geheimen Formeln leben weiter.
    Der Mann im weißen Kittel denkt an Modjadji, als er aus dem fast ganz verborgenen Gebäude tritt. Die Bäume wölben ihre großen Blätter über das Gebäude und verbergen es.
    Der Mann zündet sich eine Zigarette an und beugt sich über das Geländer der Veranda. Er nimmt einen tiefen Zug und blickt in den feuchten Wald. Man sieht nicht weit. Der Wald ist sehr dicht, und das Gebäude ist schwer zugänglich.
    Er bleibt eine Weile stehen und denkt an einen Freund. Einen Freund, der tot ist. Aber dennoch lebt.
    Er streckt die Hand aus und hält sie in den leise fallenden Regen. Die Hand ist schwarz. Kohlschwarz, pechschwarz, rabenschwarz, kohlrabenschwarz, nachtschwarz.
    Besonders gegen den kreideweißen Kittel.
    Jetzt hat dieses klebrige Harz sich schon wieder auf dem
    neuen Schild abgelagert. Es ist wirklich ärgerlich. Sie müssen das Schild von dem Baum wegstellen.
    »Doktor Kani«, ruft eine Frauenstimme aus dem Innern des Gebäudes. »Doktor Kani.«
    Er holt sein Taschentuch hervor, um

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