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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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dachte an einen italienischen Müllschacht.
    »Wo waren wir?« sagte Lundmark zu Hjelm.
    »Skarlander war nicht angenehm«, sagte Hjelm. »Aber am wichtigsten ist: Warum hast du uns hier versammelt? Du hast dein Ziel erreicht. Deinen Zweck. Du hast es nicht auf die A-Gruppe abgesehen, nicht auf Hultin und nicht auf Grundström.«
    »Es ist eine Zugabe, wie gesagt. Ihr dürft ruhig ein bisschen Schwitzen. Ich hätte einer von euch sein können. Dann wäre mein Leben anders verlaufen. Wenn du mich nicht aussortiert hättest, Jan-Olov.«
    »Und du weißt ganz genau, warum«, sagte Hultin. »Dein Leben wäre nicht anders verlaufen. Du warst tief unter dem Eis, als ich dich traf. Du bist nie in Frage gekommen. Nach zwei Sekunden habe ich gesehen, daß du nicht in Frage kommst.«
    Lundmark lachte leicht. »Du hast sicher recht«, sagte er nur.
    »Was willst du denn?«
    »Ich will betonen, daß ich nichts anderes vorhatte, als einen Sohn mit seiner Mutter zusammenzubringen. Das hat ungewöhnliche Maßnahmen erforderlich gemacht.«
    Sie betrachteten ihn.
    Hjelm sagte: »Du hast also den Jungen nicht gekidnappt. Wie hast du es angestellt, dass er freiwillig mitkam? Wie konnte er so leicht darauf eingehen, seine Eltern zu verlassen? Ein Siebenjähriger.«
    »Ich hatte einiges über Anders herausgefunden«, sagte Lundmark. »Er war nicht glücklich. Er war schwierig in der Schule, widerspenstig. Als wüsste er, dass er sich an einem falschen Ort auf Erden befindet. Ich habe es geschafft, ihn einige Male heimlich zu treffen. Das war nicht besonders schwer. Ich habe ein Vertrauensverhältnis zu ihm aufgebaut. Und ich habe ihm die Idee eingepflanzt, dass er eine richtige Mama hat. Das war unser Geheimnis. Er schien sich richtig nach einem erwachsenen Mann zu sehnen, der nett war und ihn ernst nahm. Nicht auf solch strenge Weise sprachlos wie diese Bauern.«
    »Sie haben ihn geliebt«, sagte Hjelm. »Über alles.«
    »Du hast keine Ahnung. Sie konnten nicht sprechen. Sie murmelten nur. Und nie hatten sie Zeit für ihn. Der Hof nahm ihre ganze Zeit in Anspruch. Alles, was er tagtäglich tun konnte, war Videospiele zu spielen. Ich spürte, dass er sich nicht geliebt gefühlt hat.«
    »Erzähl weiter.«
    »Nachdem ich die Sjöbergs vergiftet hatte, ging ich zu Anders hinauf, der an einem seiner Videospiele saß, und sagte ihm, dass es jetzt losginge. Ich habe lange mit ihm geredet und ihm Bilder seiner richtigen Mama gezeigt. Er weinte ein bisschen, aber es klappte. Anders hat alles als Spiel aufgefasst. Er durfte zu Hause bei Sjöbergs nicht viel spielen. Er wusste kaum, was das war.«
    »Und dann?«
    Lundmark betrachtete Hjelm eine Weile, dann vollführte er eine verneinende kleine Geste und sagte: »Nein, verdammt, jetzt ist genug erzählt. Den Rest wisst ihr. Sonst wärt ihr ja nicht hier.«
    Hjelm blickte zu Gunnar Nyberg. Er sah, dass dessen Gehirn unter Hochdruck arbeitete. Gab es wirklich nichts, was man tun konnte? Konnte man nicht an diesen verdammten Zündmechanismus herankommen?
    Im Hintergrund war der Fernseher an. Das schwach pfeifende Testbild verhöhnte sie.
    Blaulichtsirenen heulten durchs Fenster herein. Kommandierende Stimmen. Stimmen in Todesangst, die wussten, dass es jederzeit vorbei sein konnte. Geräusche, scharrende Geräusche, als würden Absperrungen errichtet.
    Sterben? Explodieren? Nein, verdammt noch mal. Er fixierte Dag Lundmarks Blick. Was lag darin? Und gab es da draußen überhaupt eine Sprengladung? War das Ganze nur ein Trick? Doch die Miene sagte etwas anderes.
    Dass die Tage der A-Gruppe gezählt waren.
    Jorge und Sara und Kerstin würden neu anfangen können. Sie würden eine Weile trauern. Dann würde man aus allen Ecken des Landes neue Leute zusammensuchen. Junge Leute. Zukunftstauglich.
    »Was gibt es noch, Dag?« sagte Hjelm. »Was willst du noch?«
    Lundmark lächelte matt, ging zu dem einzigen Stuhl im Raum und setzte sich. Der Stuhl stand neben dem Fernseher. »Für mich gibt es nichts mehr. Meine Frau hat mich so gehasst, dass sie nicht nur unseren Sohn heimlich zur Welt brachte, sondern auch noch darauf verzichtete, als Mutter für ihn dazusein. Alles nur, damit mein Sohn nie in meine Nähe käme. Aber ich hatte zwei schöne Wochen mit meinem Sohn. Ich bin zufrieden.«
    »Dann kann es ja hier enden. Lass es gut sein jetzt. Du hast sechs Personen ermordet: Ola Ragnarsson, Max Sjöberg, Rigmor Sjöberg, Winston Modisane, Carl-Ivar Skarlander und Victor Lövgren. Wenn du uns jetzt gehen

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