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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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hätte man sagen können, wenn die Bewegung die geringste Ähnlichkeit mit einer Ordnung oder Struktur gehabt hätte.
    Als in einem der Räume das Telefon klingelte, entstand ein kurzer Augenblick von Chaos. Kerstin lief sofort zu einer bestimmten Tür und stieß sie auf. Sie stürzte zu dem alten Telefon und nahm ab. Eine Männerstimme, die sehr mechanisch klang, sagte: ›Hier Mattson, Migrationsbehörde. Unterbrechen Sie mich nicht. In einer Wohnung bei Ihnen, Diagnosvägen 4, neunter Stock, sitzen fünf abgewiesene afrikanische Asylbewerber, die untergetaucht sind. An der Tür steht Lundström. Kontrollieren Sie das mal.‹
    Singender Kopf.
    Es klingelte in einem anderen Raum. Sie stürzten hinaus.
    Norlander fand den richtigen. Er hob ein altes Telefon ab. Eine Stimme, die sehr mechanisch klang, sagte: ›Hier Mattson, Migrationsbehörde. Unterbrechen Sie mich nicht.‹
    Und dann klingelte es im nächsten Raum. ›Hier Mattson, Migrationsbehörde. Unterbrechen Sie mich nicht.‹ Und im nächsten.
    Und im nächsten. ›Hier Mattson, Migrationsbehörde. Unterbrechen Sie mich nicht.‹
    Ohne nachzudenken zerstreuten sie sich über den ganzen Absatz und verschwanden durch die Türen, bis nur noch Paul Hjelm übrig war.
    Es klingelte erneut. Die Waffe war gezogen. Hjelm ging zu dem Raum, der fast auf der anderen Seite des Absatzes lag. Gleich hinter der Tür stand ein altes Telefon und klingelte mit einem monotonen Hallen. Er streckte die Hand aus und nahm den Hörer ab. Eine Stimme, die mechanisch klang, sagte: ›Hier Mattson, Migrationsbehörde. Unterbrechen Sie mich nicht.‹
    Gleichzeitig sagte eine andere Stimme: »Rühr dich nicht vom Fleck.«
    Doch die kam nicht aus dem Telefon.
    Dann spürte er den Stahl im Nacken. Den bekannten Stahl.
    Er ließ den Hörer fallen. Er ließ die Waffe fallen. Er drehte sich langsam um.
    »Paul Hjelm«, sagte Dag Lundmark und lächelte. Aber sein Lächeln war verändert. Er sah erschöpft aus. Die wässrigen Augen waren vollkommen blank.
    »Du siehst müde aus«, sagte Paul Hjelm.
    In der einen Hand hielt Lundmark seine Waylander-Pistole. In der anderen eine Vorrichtung, die einer Fahrradhandbremse glich. Drähte führten von ihr ins verborgene Innere des Büros. Von dort drangen leise Geräusche heraus.
    »Müde?« sagte Lundmark und lächelte sein ausgedünntes Lächeln. »Das Wort hat eine neue Bedeutung bekommen.«
    »Du hast uns ziemlich in Trab gehalten«, sagte Hjelm und fixierte die Vorrichtung in Lundmarks linker Hand.
    »Dies hier, ja«, sagte Lundmark und nickte zur Seite hin. »Es ist der Zünder für eine aufwendige Sprengladung, die im gesamten Gebäude verteilt ist. Ich musste gestern eine Pause einlegen, weil eure billige Streife vorbeikam, den Mund voll mit Würstchen und Pommes. Wenn ich dieses handbremsenähnliche Dings loslasse, fliegen wir alle in die Luft. Und das halbe Gewerbegebiet und der halbe Flugplatz Bromma noch dazu. Nur damit wir klar sehen.«
    »Und Anders?« fragte Hjelm, ohne den Blick vom Zünder zu lassen.
    Lundmark seufzte und sagte: »Ruf jetzt die anderen. Und sieh zu, dass keiner sich als Held aufspielt. Das wäre für uns alle das Ende.«
    Hjelm beobachtete Lundmark. Seine Entschlossenheit überstieg jeden Willen.
    »Wie hast du das mit den Telefonen gemacht?« fragte Hjelm.
    Lundmark machte eine Geste zu einer Serie zusammengeschalteter Apparate auf dem Fußboden bei der Anschlussbuchse. »Das ist bloß Technik«, sagte er gleichgültig und fuhr fort: »Wir nähern uns immer mehr einer dummdreisten Heldentat von Viggo Norlander. Typ Tallinn. Wenn er mir das Dings hier aus der Hand schlägt, ist alles vorbei.«
    Hjelm rief: »Hallo, hört ihr alle? Er ist hier. Legt eure Waffen ab und folgt langsam meiner Stimme. Er hat das gesamte Gebäude vermint, also macht keine Dummheiten. Er hat einen Zünder in der Hand. Von der Sorte, die hochgeht, wenn man sie loslässt. Also bitte, Ruhe bewahren.«
    Lundmark verschwand um die Ecke in das Innere des Büros. Sie tröpfelten herein. Kerstin kam zuletzt. Der Blick, mit dem sie sich umsah, war nicht von dieser Welt.
    »Ihr könnt hier hereinkommen«, sagte Dag Lundmarks Stimme hinter der Ecke.
    Am Fenster saß ein kleiner Junge vor einem Fernseher. Er spielte ein Videospiel. Er blickte kaum auf, als die Gruppe eintrat. Es war ziemlich eng.
    Lundmark stand in der Ecke hinter dem Jungen. »Stellt euch in einer Reihe auf«, sagte er und hielt den Zündmechanismus hoch. Die Drähte daran schlängelten

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