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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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net in die Tütn,
dass Sie uns den Herrn Huber wieder wegnehman. Mei Frau hat si, glaub i,
richtig in den verliebt. Jetzt dreht’s halt überall den Schlüssel rum, und der
Burschi schaut bleed. Naa, des deafen’s uns net odoa, uns den Herrn Huber
wegnehman, gell! Dem foit bloß eine erziehende Hand, wie ma so sagt, gell!«
    Ottakring grinste. Eine Freundschaft also, die Feuer gefangen hat.
Bei ihm selbst war es nicht anders gewesen. Er durfte und wollte Herrn und Frau
Huawa nicht vergrämen. Doch ein schlechtes Gewissen blieb. Die innere Stimme
seines ganz persönlichen Staatsanwalts.
    Wenig später lenkte er den Passat wieder in die
Tiefgarage. Er hatte Schuster verständigt, dass er noch kurz ins K1 müsse und
danach sofort zu ihm käme.
    Sie warteten am Besuchertisch in seinem Büro, Chili und der
Dienststellenleiter der Polizeiinspektion. Beide machten ein Gesicht, als
hätten sie soeben eine neue Weißwurstsorte erfunden oder einen unbekannten
Biergarten entdeckt.
    »Schön«, sagte Ottakring und nahm ebenfalls Platz. »Ich höre.«
    »Das Motorrad …«, begann Chili.
    »Das Motorrad …«, klaubte ihr der Uniformierte das Wort von den
Lippen. »… wurde zur fraglichen Zeit von unserer Laserkontrolle erwischt.
Es ist sechsundsechzig anstatt fünfzig gefahren, Toleranz schon abgezogen. Die
beiden Beamten können sich genau an den Fahrer und die Frau auf dem Sozius
erinnern. Sie hat einen weißen Anorak getragen und eine ganz rote Nase gehabt,
wahrscheinlich wegen der Kälte. Obwohl sie vorschriftsmäßig einen Helm getragen
hat. Meine Beamten mussten eine Verwarnung erteilen. Das Formular ›Verwarnung‹
hat kein Feld für das Kennzeichen. Ich hab meinen Beamten aber eingebläut, bei
jeder Verwarnung das Kennzeichen auf dem Durchschlag, den wir behalten, zu
notieren.«
    »Und das war der Treffer!«, ergänzte Chili. »Ein Kufsteiner
Kennzeichen. Das macht auch Sinn, denn die Kontrolle fand in der Kufsteiner
Straße statt, nördlich der Mangfallbrücke. Richtung Autobahn also.«
    Zum ersten Mal zeichnete sich auf Ottakrings unbewegtem Gesicht eine
Art Lächeln ab. »Kufstein, ha? Müssen wir das Madl also von den Tiroler
Kollegen suchen lassen. Ihre Personalien habt ihr natürlich nicht zufällig auch
noch. Oder?«
    Beide schüttelten den Kopf.
    Chili stand auf. »Aber den Halter des Motorrads haben wir
natürlich«, sagte sie.
    Ottakring klatschte in die Hände und rieb sie Gegeneinander. »Also,
Frau Toledo, auf geht’s! Backmers o.«
    »Mei, Herr Ottakring, was soll ich sagen.«
    Polizeidirektor Schuster ging mit hinter dem Rücken verschränkten
Händen vor seinem Schreibtisch auf und ab. Ottakring fühlte sich an den
Chemielehrer in seiner Gymnasialzeit erinnert. Der allerdings hatte eine
Fistelstimme gehabt.
    »Ihr Stellvertreter, der Herr Specht, hat Anschuldigungen gegen Sie
erhoben. Sie sollen – ähem – eine sehr enge Beziehung zu Frau Toledo
pflegen.«
    Der Ausdruck, der in Schusters fragendem Blick lag, war eindeutig.
»Wie meinen Sie das?«, fragte Ottakring sanft wie ein Drittklässler. Er
versuchte faltenfrei und beherrscht zu reagieren. Innerlich aber kochte er.
    »Bumsen Sie die Frau?«
    Ottakring stützte die Hände in die Hüften und sah Schuster aus Augen
an, in denen Fassungslosigkeit und Entsetzen standen. Bitterer Zorn stieg in
ihm hoch. Er war bereits beim Betreten des Büros genervt gewesen. Von Beginn an
hatte eine gespannte Atmosphäre geherrscht. Sehr verschwommen hatte er eine
Farce wie diese fast erwartet, wenn auch nicht so krass. Gegen wen richtete
sich der giftigere Zorn? Gegen den Oberintriganten Specht oder gegen Schuster,
der dessen Gerüchte offenbar anstandslos übernahm? Er griff hinter sich und
ließ die Tür ungebremst ins Schloss fallen.
    »Sind Sie besoffen, Schuster, oder was?« Er wollte brüllen, aber
mehr als ein lautes Stöhnen brachte er nicht heraus. »Wie können Sie so einem
Kanalarbeiter wie diesem Specht Glauben schenken? Sind Sie von allen guten
Geistern verlassen?«
    Schuster hatte sich auf den Rand des Schreibtischs gesetzt und
musterte ihn eindringlich. »Und wenn es ein Gerücht ist«, sagte er leise. »Ich
muss dem nachgehen. Ein Vorgesetzter, der mit einer Untergebenen ein Verhältnis
hat, das geht nicht. Das wissen Sie genauso gut wie ich. Das muss ich klären.
Und nichts anderes hab ich getan. Ihrer Reaktion entnehme ich, dass Sie den Vorwurf
abstreiten. Können Sie ihn auch entkräften?«
    Ottakring glaubte es immer noch nicht. Er stand

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