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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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in einem Zwiespalt.
Sollte er seinen Gefühlen freien Lauf lassen? Dann konnte er ebenso gut den
ganzen Laden hinschmeißen und wieder in den Ruhestand zurückkehren. Anhaben
konnte man ihm nichts. Specht hätte er allerdings damit einen Gefallen getan.
Das wäre genau das, was dieser Herr sich vermutlich erhoffte. Oder er blieb
sachlich und klärte Schuster auf. Er hatte schließlich nichts zu verbergen.
Specht würde er sich so bald wie möglich vorknöpfen.
    Ottakring knurrte und entschied sich für die zweite Version. Er
schilderte, wie er in den Anfangszeiten seiner Polizeilaufbahn mit Chilis Vater
in München Streife gegangen war. Torsten Toledo und er hätten intensiv davon
geträumt, den Aufstieg zur Kripo zu schaffen. Doch nur er, Ottakring, hatte es
geschafft. Torsten kehrte nach Flensburg, seine Heimatstadt, zurück und schloss
sich der Hafenpolizei an. Sabrina hatte er kennengelernt, als sie gerade in
Flensburg eingeschult worden war. Im gleichen Jahr hatte die Familie ein Schock
getroffen: Torstens Frau, Sabrinas Mutter, hatte sich mit einem Opernsänger auf
Nimmerwiedersehen verabschiedet.
    Sabrina ging den Weg, den ihr Vater hatte gehen wollen. Sie schaffte
den Sprung zur Kriminalpolizei. Und zwar nach München. Zuerst hatte sie in der
Drogenfahndung gearbeitet, dann wurde sie Erkennungsdienstlerin und vor nicht
langer Zeit war sie zu Sebastian Scholls K1 gestoßen. Ihr Vater Torsten hatte seinen
Freund Ottakring gebeten, ein Auge auf »sein Mädchen« zu haben, bevor er starb.
    »Und diesen Auftrag, lieber Herr Schuster, nehme ich sehr ernst.«
Dass er tatsächlich beinahe einmal in eine Affäre mit ihr hineingeschlittert
wäre, verschwieg er natürlich.
    Auch Schuster schien befreit. Eine ziemliche Veränderung spielte
sich in seinem Gesicht ab. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Doch dann
legte er eine kleine Pause ein, als müsse er aufatmen. »Also, Herr Ottakring«,
sagte er. »Nix für ungut. Einen schnellen Erfolg wünsch ich Ihnen bei Ihrem
Fall.« Die Hand reichte er ihm nicht. Er ahnte wohl, wie Ottakring reagiert
hätte.
    Spechts Büro war leer. Er war wohl immer noch mit seiner Brandserie
beschäftigt und hinter dem Feuerteufel her. Ottakring war sicher, er würde ihn
finden und diesmal wirklich erwürgen. Das schwor er sich.
    »Grüß Gott, Herr Kriminalrat«, begrüßte Huawa ihn an der
Pforte. Respektvoll war er aufgestanden. Unter seinen ledernen Hosenträgern
trug er ein weißblau kariertes Hemd. Die Ärmel waren hochgekrempelt. »Oben wart
a Mo auf Eahna.« Damit schob er eine Visitenkarte durch den Schlitz unter der
Trennscheibe. »Scho seit bestimmt a hoibate Stund.«
    »Professor Hermann Morlock, Fachhochschule Rosenheim«, las
Ottakring. Stellung, Telefon- und Faxnummer, Handy, E-Mail. Alles in feiner
englischer Schreibschrift. Genau betrachtet waren diese Schnellfeuerwaffen der
modernen Kommunikation ein Profil des Menschen: bescheiden oder aufdringlich,
snobistisch oder zurückhaltend. Zeig mir deine Visitenkarte, und ich sag dir, wer
du bist, noch ehe ich dich kennenlerne.
    »Basst scho«, sagte er leutselig zu Huawa. Vor der ersten
Treppenstufe drehte er um und kehrte zu Huawa zurück. »Heut Abend«, sagte er
wenig selbstsicher, »krieg ich da den Herr Huber wieder?«
    Nach Huawas zustimmendem Heiterkeitsausbruch sammelte Ottakring sich
kurz auf der letzten Stufe zum ersten Stock. Mit letzter Kraft schlich er um
die Ecke und trat mit krummem Rücken durch die offene Tür in sein Büro. Es war
ein alter Trick von ihm, müde zu tun. Damit wollte er verbergen, wie wach sein
Verstand war. Er nahm, wenn er sich davon einen Erfolg versprach, gern den
Dingen ihre Schärfe.
    Ächzend reichte er Morlock die Hand und schleppte sich hinter seinen
Schreibtisch. Umständlich entfaltete er die Notiz, die halb unter seiner
Schreibunterlage klemmte. »Profesor Karl Hermann Morlock, Dekan für BWL an der FH RO , Singl, 43 Jahre,
nicht vor bestraft.« Eva M.s Schrift. Mei, dachte er, Abitur und so eine
Rechtschreibung.
    Seinem Besucher bot er den harten Stuhl vor dem Schreibtisch an. Der
Professor trug ein weißes, bis zum Hals zugeknöpftes Hemd und graue Hosen mit
scharfen Bügelfalten. Einen blauen Blazer hatte er sorgfältig gefaltet über die
Lehne eines Besuchersessels gelegt. Sein glattes Gesicht war oval und die Haare
waren so kurz geschnitten, dass sich die Schädelform deutlich abzeichnete. Auch
er verzog keine Miene.
    »Sie wissen, warum Sie hier sind«, begann

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