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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Ottakring.
    Eine Weile musste er auf Antwort warten.
    »Ungefähr«, kam es zögernd. »Niki Kirchbichler, ham Sie gsagt. Keine
Ahnung, was ich damit zu duhn ham soll.«
    Mit gespieltem Stöhnen lehnte Ottakring sich zurück. Er lächelte
gequält. »Ein Taxi hat Ihnen Rosen gebracht. Deshalb sind Sie hier. Wo hatten
Sie die bestellt? Und für wen? Wozu brauchten Sie die Rosen?« Wie ein Pfeil
schoss sein Zeigefinger hinüber Richtung Morlock.
    Wenig beeindruckt saß der ihm gegenüber, sehr aufrecht und arrogant.
Die Handflächen ruhten leicht auf seinen Knien.
    »Ja«, sagte Morlock. »Ich hab an dem Nachmiddaach einen Strauß Rosen
erhalten.« Sein Akzent war unverkennbar. Er sprach wie ein fränkischer
Ministerpräsident. »Mich würde indressieren, wieso das eine Angelechenheid der
Moddkommission is. Betriebswirtschafdlich doch eher unrendabel, oder?«
    Mit überheblichen Typen wie ihm hatte Ottakring von jeher seine
Schwierigkeiten. »Ja Himmelsakra!«, fuhr es aus ihm heraus. »Würden Sie jetzt
vielleicht allergnädigst meine Fragen beantworten? Wo hatten Sie die verdammten
Rosen bestellt? Und warum?«
    »›Und für wen?‹, ham Sie auch noch gfragt. Für mich, des is mei
Andwodd.«
    Ottakring wollte es wissen. »Gut, die Rosen waren also für Sie
gewesen. Das kann ich verstehen. Ich mag selber Rosen. Aber wie gesagt, die
Dinger sind ja nicht vom Himmel gefallen. Sie sind gebracht worden. Und wenn
Sie sie nicht bestellt haben: Wer hat sie Ihnen geschickt? Es ist in diesem
Augenblick Ihre freie Entscheidung zu sagen, ob Sie sie bestellt haben oder
nicht.«
    »So ist es«, sagte Morlock. Punkt. »So ist es.«
    Ottakring fuhr sich übers Gesicht. Es war trocken. Er wunderte sich,
dass nicht Schaum aus Mund und Nasenlöchern getreten war.
    »Hey, Prof«, versuchte er es ein letztes Mal. »Es geht um
einen – äh – ungeklärten Todesfall …«
    »Moddfall, berichded die Bresse …«
    »… in den Sie nicht direkt verwickelt sind. Sie sind Zeuge und
in dem vorliegenden Fall – ach, Himmelarsch, jetzt sagen Sie mir endlich,
was ich wissen will! Ich kann auch noch andere Seiten aufziehen. Die Ihnen
nicht gefallen werden.«
    Morlock spitzte die Lippen. »Und die wären?« Er nahm die Hände vom
Knie und verschränkte die Arme vor dem Körper. »Folder? Ausbeitschen?
Guandanamo?«
    Um Ottakrings Brustkorb hatte sich eine stählerne Klammer
gelegt. Er hatte das Gefühl, unterzugehen. Er wollte nur noch eines: ein
Weißbier. Als auch noch Kevin Specht den Kopf mit einem sächsischen »Na, Chef,
wie geht’s?« hereinstreckte und gleich wieder verschwand, hatte er genug. Er
würde den Kerl nicht erwürgen, sondern genussvoll zerstückeln.
    Draußen schneite es vor dem bodenhohen Balkonfenster, das
viel bleiches Kunstlicht von der Papinstraße durchließ. Vom Gebirge her trieb
der Wind die Flocken gegen die Scheiben, wo sie schmolzen und als Rinnsale
herunterliefen. Die beleuchtete Stadt zog sich hinter dem Balkongeländer bis
zur übernächsten Häuserlinie hin, mehr war nicht zu erkennen. Der Schnee
verwischte die Konturen. Der Wind jagte die Flocken unaufhaltsam durch die
Straßen, wo sie sich leise und unerbittlich auf Dächer, Bäume und Autos
senkten.
    Herr Huber genoss das Schauspiel. Schwanzwedelnd hockte er vor der
Balkontür und schaute hinaus. Bei den Huawas war er seinem Herrn
entgegengesprungen, hatte getan, als sei er monatelang weggewesen. Nur zwei
Dinge hatten darauf hingedeutet, dass er jemals bei fremden Leuten gewesen war:
Kaum war er zu Hause, hatte er so gierig gefressen, als stünde er kurz vor dem
Hungertod. Autos haben Anzeigen, auf den denen man sehen kann, wann der Tank
voll ist. Menschen kennen das Gefühl der Sättigung. Herr Huber kannte nichts
davon.
    Und er knurrte. Grundlos. Saß da, entblößte die Lefzen und knurrte.
Vielleicht fühlte er sich schuldig an seiner eigenen Abwesenheit und wollte
Punkte gutmachen. Ab und zu raste er kläffend Richtung Wohnungstür. Dort war
aber nichts und niemand, für den sich sein Bellen gelohnt hätte. Er tat, als
müsse er Krokodile vertreiben oder die Menschheit vor anstürmenden Wolfsrudeln
warnen.
    Eine ziemliche Verhaltensänderung für die kurze Zeit der
Abwesenheit, fand Ottakring. Dazu kam, dass die Wohnung, seit sein Hund wieder
da war, intensiv nach faulen Eiern roch.
    »Buona sera, carissimo mio« ,
hörte Ottakring am Telefon. An alles hatte er gedacht, nur nicht an Lolas
Crashkurs. Nein, sie sei in keine Depression verfallen. Ihr

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