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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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ginge es
verhältnismäßig gut. Nur fiele ihr die Decke auf den Kopf. »Keine Woche mehr,
dann weiß ich Bescheid.«
    Die Konsequenz sprachen beide nicht aus. Die Konsequenz, dass Lola
nach dieser Woche auf einem Auge blind sein könnte.
    »Ich vermisse meinen Beruf – und dich. E –
voglio sciare finalmente. Buona notte. «
    Er schüttelte den Kopf, als er aufgelegt hatte. Er selbst an ihrer
Stelle hätte sich zehn Tage in Dunkelheit vergraben, sich betrunken,
schachtelweise Zigaretten geraucht, die Telefonleitung gekappt, nächtelang
nicht geschlafen. Und seine Lola – wollte Skifahren. Er musste sie sehen,
möglichst bald musste er sie sehen.
    Er duschte, umarmte kurz Herrn Huber und ging mit einem Buch zu
Bett. Als seine Augen vor Müdigkeit allmählich immer kleiner wurden, klappte er
das Buch zu und löschte das Licht. Draußen hörte er den regelmäßigen Atem
seines Hundes. Wie es bei Menschen oftmals ist, die eine Wochenendverbindung
führen, dachte er vor dem Einschlafen noch einmal an Lola. Plötzlich saß er
aufrecht im Bett und war hellwach. Er spürte den unbezwingbaren Drang, Lola zu
sagen, wie sehr er sie bewunderte und wie stark seine Sehnsucht und Liebe
waren.
    Es war die Nacht nach dem Besuch des Maskenballs in der
Münchener Staatsoper gewesen und die Zeit vor Lolas Augeninfektion.
    Hinterher waren sie wie immer in die Kulisse gegangen, wo Ottakring
einen Tisch reserviert hatte.
    »Bedrückt dich etwas?«, hatte er beim Essen gefragt. »Du kommst mir
ein wenig niedergeschlagen vor.«
    »Nein, wieso?«
    »Bist du sicher?
    »Ganz sicher«, beteuerte sie. »Ich hab nur winzige Probleme mit
meinen Augen. Sie brennen, jucken und tränen. Und ich hab ganz trivial Fieber,
glaub ich.«
    »Hat das Fieber mit mir zu tun? Mit uns, meine ich? Mit unserem
Getrenntleben?«
    Sie wirbelte ihr Weinglas am Stiel herum und musterte ihn mit
ernster Miene. »Oh Gott, oh Gott, nein. Damit hab ich mich längst abgefunden.
Wie soll’s anders funktionieren?«
    Er wollte lachen, ließ es aber bleiben. Es hätte falsch geklungen.
Also leerte er lieber sein Glas.
    »Ich finde, es passt perfekt zwischen uns«, sagte er.
    Das hörte sich so harmlos an. Glaubte er aber selbst daran? Er
fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, nicht aufrichtig. Schon wegen des
gestellten Lächelns, das er selbst auf seinem Gesicht entdeckte.
    »Glaub mir, Joe, ich bin ein bisserl müde. Das hat nichts mit
dir – mit uns zu tun. Einfach müde. Ausgelaugt vielleicht. Oder …«, sie
lachte ihr altes, herzhaftes Lachen, »… nichts als ein Burn-out-Syndrom,
wie es bei uns im Sender heißt.« Sie streichelte seinen Arm.
    Er wagte sich. »Du hast also Fieber?«, sagte er.
    Sie nickte.
    »Dann lass uns nach Hause fahren und es löschen.«
    Konnte man ihre Beziehung als oberflächlich bezeichnen?
Sie konnten ohne einander nicht leben, obwohl sie es versucht hatten. Doch wie
sollten zwei Alphatiere miteinander auskommen? Wollte nicht jeder im Grund
seines Herzens seine Freiheit behalten? Sie waren sich treu, Lola und er, und
keiner hatte je den anderen betrogen. Was sie manchmal schlappmachen ließ, war
die räumliche Entfernung zueinander. Lolas Krankheit ließ beide an diesem
Konzept zweifeln, ohne dass sie es sich eingestanden. Wenn dieser Kirchbichler-Fall
ausgestanden war, beschloss Ottakring, würde er drauf drängen, dass endlich
Nägel mit Köpfen gemacht würden. Welches Gesicht auch immer diese Konstruktion
haben würde.
    Er drückte ihre Kurzwahl.
    »Pronto? A chi tocca?« , fragte sie mit
schlaftrunkener Stimme.
    Du lieber Gott. Nun spricht sie schon im Schlaf Italienisch. »Ich
bin’s, Schatz, dein Joe.«
    »Lass mich bitte schlafen!«
    Klick. Ottakring hielt noch eine Weile den Hörer in der Hand. Seine
Lola. Die Rätselecke in Gottes großer Weltzeitung.
    Es war schon Viertel nach neun, als er am nächsten
Morgen – mit einem Umweg über Familie Huawa – ins Kommissariat kam.
Nachdem Lola so abrupt eingehängt hatte, war er in einer Mischung aus
Gereiztheit und Nervosität die ganze Nacht wach geblieben und hatte kein Auge
mehr zugemacht.
    In diesen Stunden hatte er sich entschlossen, Specht weder zu
erwürgen noch zu zerstückeln. Er wollte ihn am Spieß braten.
    Dem Professor sollte ein ähnliches Schicksal bevorstehen.
    Besonders erfrischend für seinen seelischen Zustand wäre es,
Katharina Silbernagl zu ergreifen. Heute musste der Tag sein!

ACHTER TAG
    Das Morgenlicht färbte sich golden und senkte sich mit
Macht

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