Rosentod: Thriller (German Edition)
Päckchen vor die Füße legt. „Was ist das?“, herrscht er den Dealer an.
„Keine Ahnung“, erwidert der Schwarze.
War nicht anders zu erwarten.
„Hoffentlich lehren sie den Burschen im Knast wenigstens etwas Hygiene“, brummt der Chef der Rauschgiftfahndung und lässt den Dealer abführen.
Ein verstohlener Blick auf die Uhr. Der nächste Zugriff soll in einer Stunde erfolgen. Joe hat noch nichts im Magen, und das wird sich bis zum Abend auch nicht ändern. Der Rest des Tageswird wahrscheinlich mit Verhören draufgehen.
Klappt alles wie geplant, ist die koordinierte Aktion bis morgen früh abgeschlossen, freut sich der Chefinspektor. Noch ein kurzer Rundgang. Da ist nichts Verdächtiges mehr zu bemerken. Beruhigt schließt er die Wohnung des Dealers ab und steckt den Schlüssel in die Hosentasche.
Während er über die Treppe ins Parterre läuft, kommt ihm Ulla Spärlich in den Sinn, und er trachtet danach, den Gedanken gleich wieder zu verdrängen. Vergeblich. Warum reizt die ihn so? Er hat keinen Schimmer. Jedenfalls vergeht kein Tag mehr, an dem er nicht an sie denkt. Seltsam.
Nachdenklich verlässt der Chefinspektor das Gebäude, springt ins wartende Auto und gibt das Zeichen zum Aufbruch.
2
GEGEN DEN TOD
„Der Himmel ist zu den Füßen der Mutter“
(Sprichwort)
Mitternacht.
Roter Rock, weißes Sweatshirt, schwarze Lederjacke mit Gürtel und halbhohe Stiefel. Darüber einen schwarzen Mantel. Das optimale Outfit für die Nacht.
Ulla Spärlich stellt ihren Wagen vor dem Kommissariat ab, legt die paar Querstraßen zur Diskothek im Eiltempo zurück und denkt dabei an Franks Anruf.
Der Arsch will wissen, warum sie ihm böse ist? Wieso sie nicht mehr mit ihm spricht? Weil die Beziehung zu ihm beendet ist, hat sie geantwortet.
Angeblich liebt er sie ja noch.
Diese schmeichelnde, sanfte Stimme.
Ihr Schmelz wirkt nicht mehr.
Frank muss das Auto wieder verkaufen, um seine Schulden bei ihr zu begleichen? Das tut weh. Soll es auch.
Vor dem Tanzschuppen herrscht lebensgefährliches Gedränge. Drinnen ist es noch ärger. Es dauert eine Weile, bis Ulla einen Platz an der Theke erobert. Dort blickt sie sich erst einmal in Ruhe um. Massen von jungen Leuten. Die Musik so laut, dass man sich nur schreiend unterhalten kann. Irgendjemand tippt ihr von hinten mit dem Finger auf die Schulter.
„Einen Mojito?“, erkundigt sich die rothaarige Kellnerin. Ulla grinst und nickt. Viel zu hastig trinkt sie den Cocktail, kippt gleich noch einen und beobachtet, was ringsherum so abgeht. Einmal ist ihr, als habe sie den Blonden von neulich entdeckt, aber als sie sich bei der Kellnerin nach dem Mann erkundigt, ist er nicht mehr zu sehen. Also kämmt Ulla das ganze Lokal nach ihm ab. Vergeblich.
Der Sohn des Innenarchitekten Paulik steht auf einmal vor ihr, lächelt und deutet zur Tanzfläche. Offensichtlich will er mit ihr tanzen.
Sie schickt ihn zum Teufel.
Noch so ein junger Kerl fordert sie auf.
Wieder lehnt sie ab. Diesmal schon etwas freundlicher.
Die beiden abgewiesenen Verehrer stehen noch eine Weile an der Theke und beobachten sie. Dann bleckt Paulik die Zähne, gibt der Kellnerin einen Wink, zahlt und geht.
Unterdessen zieht die Chefinspektorin Elkes Foto aus der Tasche, wandert von Tisch zu Tisch und stellt ihre Fragen. Ob irgendwer das Mädchen kennt. Ob jemand zum Aufenthalt der Vermissten etwas sagen kann. Ein Riesenaufwand. Neuigkeiten erfährt Ulla dabei nicht. Gegen vier kippt sie noch ein kleines Bier und lässt es gut sein.
Ob Frank schon schläft? Diese Schweinebacke.
Draußen zunehmender Mond. Dazu ein Geruch nach Motoröl, Bier und Urin. Es ist wärmer geworden, und sie knöpft ihren Mantel auf. Ein leichter Windstoß streicht ihr übers Gesicht, als sie sich zwischen den geparkten Autos durchschlängelt. Nach diesem stundenlangen Höllenlärm ist die Ruhe an der frischen Luft so richtig angenehm.
Über Ulla drei zerstörte Beleuchtungskörper. Am Boden viel zersplittertes Glas. Der alltägliche jugendliche Vandalismus. Angeblich gab es den früher ja nicht. Behauptet zumindest das Stadtoberhaupt. Vorsichtig setzt Ulla mit einem großen Schritt über die Scherben hinweg und hält die Augen weiter auf den Asphalt gerichtet. Sie will nicht in Erbrochenes steigen.
Der Mond verzieht sich hinter die Wolken. Das verschlechtert die Sicht. Derweil jagt eine Polizeistreife mit heulendem Martinshorn stadtauswärts. Was da wohl wieder los ist? Plötzlich von der Seite her eine blitzartige
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