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Rosentod: Thriller (German Edition)

Rosentod: Thriller (German Edition)

Titel: Rosentod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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Grubenunglück mehr als 50 Tote. Genau acht Jahre später stürzt übrigens ein Flugzeug der Birgenair in der Dominikanischen Republik ab. 164 Deutsche finden den Tod, darunter auch Holger, ihr Brieffreund. Letzte Grüße bei der Beerdigung in Hagen. Er war so ein ruhiger, romantischer Typ. Sie war verknallt in ihn.
    Ausgespielt, beschließt Ulla. Es ist zu Ende. Frank hat sie gedemütigt. Sie will ihn nicht mehr.
    Als sie vorm Restaurant steht, geht der Schneefall in Regen über. Weit und breit kein Taxi zu sehen, der Akku des Mobiltelefons im Eimer, und weil an diesem Tag aber auch alles daneben geht, hat sie natürlich keinen Regenschirm dabei.
    Als Ulla patschnass den Fluss entlang nach Hause marschiert, will sie nur noch sterben. Was soll sie denn noch auf dieser Welt, wenn sie ja sowieso nur Scheiße baut?
    Zu Hause dreht sie sofort die Stereoanlage an. Spielt Rockmusik. Laut. Zum Abreagieren. Dann gönnt sie sich eine warme Dusche und verspeist eine ganze Tafel feinster Schokolade. Damit ist die Gefahr, in eine dauerhafte Depression zu verfallen, erst einmal gebannt.
    Als es dunkel wird, kann sie wieder klar denken.
    Sie entwickelt kühl und gelassen einen Plan.
    Der nächste Morgen.
    Straßen und Gehwege sind mit Eis bedeckt. Ullas Heizung läuft auf vollen Touren.
    Wie schön es ist, von der Kindheit zu träumen. Rodeln. Weihnachten feiern. Die Eltern, die lächelnd unterm Christbaum stehen. Bloß das Erwachen ist dann schmerzvoll. Heute will sie sich nicht in Erinnerungen verlieren. Dazu bleibt auch keine Zeit. Also los.
    Ulla lässt das Frühstück ausfallen, telefoniert mit Frank und erinnert ihn an den schriftlichen Leihvertrag, den sie vor zwei Monaten abgeschlossen haben. Eine jederzeit kündbare Vereinbarung, wonach er im Falle einer solchen Kündigung 20.000 Euro zu retournieren hat. Auf der Stelle. Sie gibt ihm drei Tage Zeit, ihr das Geld anzuweisen. Das diesbezügliche Schreiben bekomme er noch heute. Zahle er nicht, übergebe sie die Angelegenheit einem Anwalt.
    Er ist so verblüfft, dass er aus dem Stottern gar nicht mehr herauskommt. Also schnell aufgelegt.
    „Damit hast du nicht gerechnet. Mistkerl!“
    Ulla duscht ausgiebig und fühlt sich danach besser. Für die Garderobe investiert sie nicht viel Zeit. Jeans, weiße Bluse, grauer Pullover und eine dicke Jacke. Was ihr beim Öffnen des Kleiderkastens halt gerade so in die Hände fällt.
    Um zehn fährt sie mit dem Zug nach Graz und nimmt sich am Bahnhof ein Taxi. Die Fahrt durch die Stadt ist relativ kurzweilig. Einerseits ist ihr Gehirn damit beschäftigt, jede Straße und jeden Platz auf der Route mit bestimmten Menschen oder Ereignissen zu verknüpfen, und das erheitert sie. Andererseits bemerkt sie, wie viele Flecken sie noch nicht kennt, und das stimmt sie nachdenklich.
    Der Fahrer ist nett und ausgesprochen geistreich. Ein junger Lehrer ohne Anstellung. Da duldet man heillos überfüllte Schulklassen und lässt junge Pädagogen als Taxifahrer ihr Leben fristen, ärgert sich die Chefinspektorin. Dabei schwören doch alle politischen Parteien, in Bildung zu investieren. Und in Jobs. Vor den Wahlen, wohlgemerkt. Aber wie sagt Camus? Jede Gesellschaft hat die Schurken, die sie verdient.
    Als der verhinderte Lehrer von seinen zwei Kindern erzählt, fällt Ulla ein, dass sie eigentlich auch schon lange Nachwuchs haben sollte. Der ist leider nicht in Sicht. Bedrückend.
    Vor dem fünfstöckigen Mehrparteienhaus in der Plüddemanngasse steigt sie aus, gibt dem Fahrer ein ordentliches Trinkgeld und telefoniert mit dem Journalbeamten. In der Sache Elke Röhm gibt es nichts Neues. Lustlos steckt sie einen Kaugummi in den Mund, betritt das Gebäude und fährt mit dem Lift in die dritte Etage.
    „Hallo, Liebes. Schön, dass du da bist.“ Ein Kuss auf die Wange. Noch einer. Das übliche Getue. Ein prüfender Blick. Mama hat zugenommen. Oder doch nicht? Papa mochte schlanke Frauen. Sportliche, dynamische Wesen. Immer schon. Mama wissen müssen, was zu tun gewesen wäre.
    Lächelnd hilft ihr die Mutter aus dem Mantel. Im Flur riecht es nach gerösteten Zwiebeln. Ein angenehmer, vertrauter Geruch. Außer in der modernen Küche sind alle Räume hier mit Stilmöbeln bestückt. An der Wand hängen Ölgemälde in schweren Goldrahmen. Der Perserteppich am Boden müsste endlich einmal in die Reinigung. Die Flecken sind schon peinlich.
    Im Speisezimmer auf einem Beistelltischchen ein großer Strauß Blumen. Weiße Lilien? Eigenartig. Der massive Esstisch

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