Rosentraeume
in Erwartung der Wehen. Neben ihr saß die Prinzessin Isabel und sah gar nicht so aus, als habe man ihr Herz gebrochen. Sie flirtete mit einem jungen Edelmann aus der Gascogne, der in Crecy auf der Seite der Engländer stand. Bernard Erzi war der Sohn des Lords von Albret, einem Verbündeten Edwards. Isabel ließ ihn während der ganzen Mahlzeit nicht aus den Augen, und Bernard erwiderte begeistert ihre Blicke.
Isabel wollte sich schadlos halten. Als Louis sie abgewiesen hatte, war sie zum ersten Mal in ihrem Leben absichtlich verletzt worden. Der einzige Balsam, der diese Wunde heilen konnte, war die Rache. Sie wählte ihr Opfer und machte sich daran, sein Herz zu brechen.
Brianna und Robert saßen zusammen mit Prinz Lionel, der noch nicht betrunken war. Vielleicht wird er ja langsam erwachsen , dachte Brianna. Die beiden Männer unterhielten sich endlos über die Taktik im Turnier und eine kluge Vorgehensweise; Brianna war daher in der Lage, den Troubadouren zuzuhören, die mit ihren Lauten und Harfen an den Tischen entlangzogen. Ein junger Minnesänger verbeugte sich vor ihr und sang dann ein Lied, eigens für sie verfaßt, in dem ihre Schönheit und ihre Tugend gepriesen wurde. Brianna errötete heftig und warf einen verstohlenen Blick zur anderen Seite der großen Halle, wo Hawksblood zusammen mit Warrick saß. Sein Gesicht war so ausdruckslos, als trüge er eine Maske. Einen Augenblick lang konnte sie nicht atmen. Ganz sicher würde er ihr doch kein Liebeslied widmen, um ihren Verlobten wütend zu machen? Doch dann begriff sie, daß er nichts damit zu tun hatte. Christian Hawksblood würde nie einen anderen Mann vorschicken mit einer Werbung um sie.
Sie lächelte Robert dankbar an, weil sie wußte, daß er eine ziemliche Summe bezahlt haben mußte für dieses Kunstwerk.
Als die Tische zur Seite geräumt waren, konnte der Tanz beginnen. Königin Philippa sah zu, wie der König den Reigen mit Prinzessin Isabel eröffnete, dann zog sie sich zurück. Sie verspürte die ersten ziehenden Schmerzen im Rücken, doch weder mit Worten noch mit Gesten wollte sie ihrem Mann seinen Ballabend verderben. Jede Dame des Hofes freute sich darauf, mit König Edward und dann auch mit dem göttlichen Prinzen von Wales tanzen zu dürfen.
Brianna erfüllte Prinz Lionels Bitte nach einem Tanz, und ziemlich rasch wurde ihr klar, warum er den Spitznamen der Ochse trug. Sie war erleichtert, als Robert sie erlöste, trotz seiner etwas linkischen Größe fand Brianna es doch sehr liebenswert, daß er sich überhaupt die Mühe machte, sie aufzufordern, wo er doch viel geeigneter war für das Schlachtfeld oder das Turnier.
Tanzen bot eine Möglichkeit, einer Dame den Hof zu machen, sich Intimitäten zu leisten wie zum Beispiel sanfte Berührungen und geflüsterte Worte, manchmal sogar einen Kuß. Einige der kühneren Herren baten eine Dame um einen Strumpf oder ein Strumpfband, das sie als Gunstbeweis ins Turnier nehmen wollten. Brianna hatte Prinz Lionels Bitte nach einem intimen Kleidungsstück abgelehnt, und sie war dankbar, daß Robert sich auf die Figuren des Tanzes konzentrierte und darüber weitere Ansinnen vergaß.
Als Brianna sich mit Prinz Edward drehte, fragte sie ihn nach Joan aus.
Er gab sich frohgemut. »Es geht ihr gut. Wir haben uns entschieden, uns ein kleines Mädchen zu wünschen.«
»Ich vermisse sie so sehr«, meinte Brianna sehnsüchtig.
Edwards Hand schloß sich beinahe schmerzlich fest um die ihrige. »Beim heiligen Reich, nicht so sehr wie ich! Sie zu verlassen war beinahe so, als würde mir ein Arm abgeschnitten. Ihr Bruder Edmund hat mir versprochen, sich um sie zu kümmern, bis ich zurückkehre, und das soll nicht mehr lange dauern, ich schwöre es Euch.«
»Wird die Armee auch bald nach Frankreich zurückkehren?«
»Jawohl. Durch unsere Siege haben wir uns einen großen Vorteil verschafft. Wir müssen uns beeilen, dort weiterzumachen, bis das ganze Land uns gehört. Ich will zu meiner Jeanette, sobald das Turnier vorüber ist, die Armee wird kurz darauf folgen. Es wäre schön, wenn auch Ihr kommt, Brianna, ich weiß, daß Ihr Joan fehlt.«
Ganz plötzlich gab es einen Aufruhr auf der Tanzfläche. Die
Zimbeln und Tamburine verstummten, Flüstern ersetzte jetzt die Musik. Der König hatte mit Katherine de Montecute, der Gräfin von Salisbury, getanzt, als plötzlich ein blaues Spitzenstrumpfband, mit Juwelen besetzt, über den polierten Fußboden glitt und dem König vor die Füße fiel.
Katherines
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