Rosentraeume
Wangen wurden hochrot vor Verlegenheit. Edward Plantagenet, ritterlich wie immer, bückte sich, hob das Strumpfband auf und streifte es über sein Knie. Er starrte in die Gesichter der Umstehenden und sagte: »Ein Schuft, der Schlechtes dabei denkt!« Dann nahm er Katherines Hand und führte sie zurück zu ihrem Mann.
Kurze Zeit später ging der König auf die Empore zurück und wandte sich an die Gäste. »Das Strumpfband ist ein altes Symbol der Ehre in der Ritterschaft unseres Landes. Mein großer Vorfahre, Richard Löwenherz, befahl dem tapfersten Ritter, es bei der Erstürmung von Akko zu tragen. Seine außergewöhnlich kühnen und heldenmütigen Ritter wurden bekannt als die Ritter des Blauen Bandes. Ich werde den Hosenbandorden schaffen, und das Motto soll heißen: Honi soit qui maly pense!«
Robert bat Brianna um den nächsten Tanz. »Jeder Mann in diesem Raum brennt darauf, die höchsten Ehren des englischen Rittertums zu empfangen, aber nur fünfundzwanzig von uns werden erwählt werden.«
Ihr Bräutigam sah es unbestreitbar als selbstverständlich an, unter den Auserwählten zu sein. Sie betete, daß es wirklich so wäre, denn sie hatte bereits seine gräßliche Laune bei einer Enttäuschung erlebt.
»Ich kenne jemanden, dem brennend nach all dem gelüstet, was mir gehört. Dieser Bastard von Bruder schaut uns schon die ganze Zeit unbewegt zu. Er schmeichelt sich bei meinem Vater ein und hofft auf ein Stück Land und einige Schlösser. Wie sehr muß es ihn peinigen, daß der Titel mir gehört!«
»Oh, Robert, ich glaube nicht, daß er etwas gegen Euch hat«, beschwichtigte Brianna und versuchte, ihr Schuldgefühl zu unterdrücken, was ihr allerdings nicht gelang.
»Aber es wäre mir recht. Ich hoffe, es gelüstet ihn so sehr nach Euch, daß er an unserem Hochzeitstag erstickt!« Robert warf den Kopf zurück und lachte laut auf.
Brianna gab sich die größte Mühe, das Thema zu wechseln. »Ihr habt mich noch gar nicht um ein Zeichen der Gunst gebeten, das Ihr im Turnier tragen wollt.«
Lüstern blickte er auf sic hinunter. »Ich werde mich nicht mit weniger als einem Strumpfband zufriedengeben!«
Briannas Gefühle waren in einem solchen Aufruhr, daß sie weder Schock noch Belustigung über seine Forderung zeigte. Sie griff ganz einfach unter ihren Rock und zog eines ihrer Strumpfbänder aus.
»Ich hätte es mir lieber selbst geholt!« meinte er kühn. »Aber ich weiß, daß Ihr ein wenig prüde seid und mir erst an unserem Hochzeitstag erlauben werdet, Euch zu entkleiden.«
Sie lächelte nicht, sondern sah ihn ernst an. »Danke, daß Ihr Euch so lange geduldet, Robert. Ich danke Euch auch, daß Ihr mich nicht gezwungen habt, mit Euch intim zu werden. Es ist sehr ritterlich von Euch.«
In diesem Augenblick verwickelte Prinz Lionel Robert in eine Erörterung, und Brianna bedeutete Adele spornstreichs mit ihr zu verschwinden.
Am nächsten Morgen läuteten alle Glocken, zum Zeichen, daß Königin Philippa glücklich von einer weiteren Tochter entbunden war. Brianna und Adele besuchten die Königin, und man erlaubte ihnen, einen Blick in die wunderschön geschnitzte königliche Wiege zu werfen, in der die neue Prinzessin lag. Isabel, die versuchte, die Aufmerksamkeit von dem Baby abzulenken, versammelte alle Damen in ihrem Zimmer und bestand darauf, zum Turnierplatz begleitet zu werden. Auf den Feldern und Wiesen um Windsor reihten sich meilenweit die Zelte der Wettbewerber und die Zuschauermengen. Aus ganz Europa waren die Besten gekommen, um sich gegenseitig auszustechen. Prinzessin Isabel bestand darauf, den Übungsplatz aufzusuchen, wo Bernard Ezi trainierte. Brianna hatte eigentlich nichts dagegen, sie wußte, in der Menge würde sie in Sicherheit sein.
31
Am Morgen vor St. Georg wurde die Liste veröffentlicht, in der die tapfersten Ritter Englands erschienen, die am nächsten Tag in den Hosenbandorden aufgenommen werden sollten. Die Liste wurde angeführt von König Edward III. und Edward, Prinz von Wales. Als nächster rangierte Sir Walter Manny, Königin Philippas persönlicher Ritter, der ihr vom Hennegau gefolgt war. Danach kamen der Onkel des Königs, Henry, Graf von Lancaster, der Graf Warrick und William de Montecute, Graf von Salisbury. Zusätzlich wurden neunzehn Barone und Ritter in den Orden aufgenommen, die auch in der Schlacht von Crecy gekämpft hatten, einschließlich der beiden Männer, die Schulter an Schulter mit dem Schwarzen Prinzen gekämpft hatten, Sir John Chandos und
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