Rosentraeume
Sir Christian de Beauchamp.
Männer niedrigeren Standes waren so mächtigen Angehörigen der Aristokratie wie zum Beispiel den Grafen von Hereford, Pembroke und Northampton vorgezogen worden. Die jüngeren Prinzen und auch ihr Cousin, Edmund, Graf von Kent, fehlten auf der Liste.
An diesem Tag wurde der Hof beinahe zu einem Schlangennest. Einige sagten, es sei eine Liste der Favoriten des Königs, andere priesen sie, weil die Helden der großen Schlacht von Crecy geehrt wurden. Die meisten trösteten sich im Hinblick darauf, daß der riesige runde Tisch in dem neuen Turm zweihundert Rittern Platz bot; es gab also noch genug Sitze für Männer, die in der Zukunft Tapferkeit an den Tag legten.
Die Uniformen der Ritter wurden im großen Bankettsaal ausgestellt. Alle Kleidungsstücke waren neu. Jeder Ritter, der in den Orden aufgenommen wurde, sollte fleckenlose weiße Hosen und Tuniken tragen, als Zeichen der Reinheit, dazu eine mit Hermelin besetzte rote Robe, um ihre Bereitwilligkeit zum Kampf zu zeigen, sowie goldene Sporen. Fünfundzwanzig goldene Medaillons mit St. Georg und dem Drachen waren für diesen Anlaß geprägt worden, dazu fünfundzwanzig dunkelblaue Samtstrumpfbänder mit dem Motto: Honi soit qui mal y pense.
Am Vorabend von St. Georg führte der König die neuen Mit
glieder des Ordens in die Kapelle von Windsor, wo an der Wand die Waffen standen und sein Schwert für jeden auf dem Altar lag. Sie hielten die ganze Nacht über Wache, lange Stunden verbrachten sie auf den Knien im Gebet. In der Morgendämmerung kamen ihre Knappen, um sie zu baden und sie damit von ihren Sünden reinzuwaschen; dann legten sie ihre neue Tracht und schließlich auch die Rüstung an.
König Edward schlug sie mit dem großen Schwert des Staates zu Rittern, mit seinem Sohn begann er. »Stehe auf, Edward Plantagenet, Prinz von Wales. Du sollst ein Ritter des Hosenbandordens sein.« Er hängte seinem Sohn das Medaillon um den Hals und streifte ihm das Band übers Knie. Dann gab ihm der König einen Friedenskuß. Prinz Edward nahm sein Schwert vom Altar und trat zur Seite, um Platz für den nächsten zu machen.
Als die religiöse Zeremonie vorüber war, stiegen die fünfundzwanzig Zelebranten auf ihre Pferde und ritten zu dem neuen Turm Edwards III. Sie klommen die hundert Stufen empor und nahmen ihre Ehrenplätze um den runden Tisch ein, wo ihnen mit allem Pomp und Gepränge ein Frühstück serviert wurde.
»Diese verdammten Hurensöhne!« schimpfte Robert de Beauchamp. Er griff nach einem Stuhl und warf ihn gegen die Wand, wo er zerschellte. Doch das war nur ein kurzer Ausbruch, der ihm keine Befriedigung verschaffte. »Wie konnte er nur diesen stinkenden Araber auswählen und nicht mich?« brüllte er ins Leere.
Als seine Wut ein wenig abgekühlt war und er wieder klar denken konnte, richtete sich sein Haß auf den Prinzen von Wales. »Er war dieser Verräter, der seine Freunde für den Orden ausgewählt hat!« So zahlt sich die Macht aus. Sie verleiht einem die Freiheit zu tun, was man will, dachte Robert bei sich.
Er machte sich auf den Weg zu den Gemächern von Prinz Lionel und fand die schwere Tür verschlossen. Mit seinem Ersatzschlüssel verschaffte er sich Einlaß und sah dann, daß Lionel bei einem flüssigen Frühstück war. »Das ist nicht die richtige Antwort, Euer Hoheit«, brummte Robert.
»Es gibt keine Antwort, Robbie«, lallte Lionel hoffnungslos. »Mein Bruder ist ein Gott, ich bin nur ein normaler Sterblicher.«
»Ihr seid ein Prinz des Königreiches! Ihr habt Macht! Warum übt Ihr sie nicht einfach aus?« rief Robert.
»Mein Vater ist blind in seiner Liebe zu seinem Erstgeborenen. Er hat ihn so hoch auf seinen Schild erhoben, daß es mir niemals gelingen wird, solche Höhen zu erreichen.« Lionels Stimme brach, und er schluchzte auf. Sein Weinbecher fiel ihm aus der Hand, und er warf sich weinend in Roberts Arme. Doch je schwächer Lionel wurde, um so mehr gewann Robert an Kraft.
»Betrinkt Euch nicht, Lionel, rächt Euch!« drängte er.
»Wie denn?« plärrte Lionel.
Robert ergriff die Gelegenheit. Der Prinz würde nie wieder so verletzlich sein wie in diesem Augenblick. Jetzt war seine Chance gekommen, das Blatt zu wenden. Er würde nicht mehr Prinz Lionels Knappe sein, Lionel sollte der Gefolgsmann von Robert de Beauchamp werden!
»Euer Bruder ist kein Gott. Er ist aus Fleisch und Blut, genau wie Ihr und ich. Wenn er verwundet wird, blutet er. Und wenn es ihn tödlich trifft, stirbt
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