Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rosentraeume

Titel: Rosentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
Vom Netzwerk:
in Adeles Begleitung durch den Lower Ward zum Beauchamp-Turm. Ein Diener bat sie und Adele herein und führte sie dann zu dem Raum, wo der Graf auf sie wartete. Adele ließ sie allein eintreten, sie setzte sich vor der Tür auf einen geschnitzten Sessel.
    Das Gesicht des alten Grafen war zerklüftet wie ein Vulkanstein. Sie hatte keine Ahnung, was sie ihm sagen sollte. »Mein Lord, es schmerzt mich, daß Ihr einen solchen Verlust erleiden mußtet«, flüsterte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Der König hat erklärt, daß es in Windsor keine Hastiludes mehr geben wird. Sie sind viel zu gefährlich. Wir verlieren in jedem Krieg genug Ritter, als daß wir es uns leisten könnten, sie auch noch tödlichen Unfällen auszusetzen.«
    Brianna öffnete den Mund, um ihm zu sagen, daß es kein Unfall war, doch sie brachte kein Wort heraus. Wie konnte sie dem Mann, der um den Tod seines Sohnes trauerte, sagen, daß der überlebende Bruder den Mord begangen hatte.
    »Lady Bedford, ich möchte noch immer, daß Ihr meine Schwiegertochter werdet.«
    »Ich... ich verstehe nicht...«
    »Mein Sohn Christian wünscht Euch morgen zu ehelichen.«
    »Ah, Himmel, nein«, rief Brianna. »Robert hat noch nicht einmal sein Begräbnis erhalten.«
    »Meine Liebe, das ist eine ganz gebräuchliche Sitte. Wenn ein Ehevertrag aufgesetzt wurde und der Tod einen Sohn dahinrafft, erfüllt ein anderer Verwandter sehr oft diese Vereinbarung. Normalerweise will eine Familie eine Erbin nicht verlieren, aber ich schwöre Euch, das ist nicht mein Motiv. Ich habe Land und Schlösser genug für Christian.«
    »Ich kann Hawksblood nicht heiraten«, flüsterte sie.
    Das Gesicht des Grafen verhärtete sich. »Er ist entschlossen, Euch zu gewinnen. Normalerweise bekommt dieser Mann, was er haben will.«
    »Ich... ich... es tut mir leid.«
    »Gebt mir jetzt noch nicht Eure endgültige Antwort. Schlaft darüber, Lady Bedford. Morgen werdet Ihr vielleicht einsehen, daß Hawksblood zu heiraten ein guter Entschluß ist.«
    Brianna verließ das Zimmer, und sie und Adele bahnten sich einen Weg durch den Wald voller Menschen. Windsor wimmelte von Besuchern, alle beabsichtigten zu feiern. Die Lichter in dem großen Bankettsaal würden die ganze Nacht über brennen, während der Hof tanzte, trank und lachte. Das Leben ging weiter in all seiner Überschwenglichkeit, trotz der Anwesenheit des Todes, oder vielleicht gerade deswegen.
    Brianna saß in ihrem Zimmer, und die Gedanken wirbelten durch ihren Kopf. Hawksblood hatte wirklich keine Zeit verloren, um mit Warrick zu sprechen und sich seine Zustimmung zu der Eheschließung zu holen. Konnte er sich denn wirklich alle Menschen gefügig machen? Warrick hatte von Land und Schlössern gesprochen, die jetzt an Christian fielen. Ein Grund mehr, einen Rivalen auszuschalten. Und sie konnte nicht abstreiten, daß er die Menschen von Bedford behandelt hatte wie ein Grundherr. Vielleicht hatte er schon vor langer Zeit seine Pläne geschmiedet. Konnte denn niemand sehen, was er durch den Mord an seinem Bruder gewonnen hatte? Mit einem Speerwurf war er der Erbe der Grafschaft von Warrick geworden!
    Sie war so in ihre finsteren Grübeleien versunken, daß sie die Stimmen im Vorraum gar nicht hörte. Dann öffnete sich die Tür, und Christian Hawksblood stand vor ihr.
    »Was willst du?« fragte sie unbewegt.
    »Ich will dich, Brianna.«
    »Du kannst mich nicht haben«, erklärte sie ausdruckslos.
    Er machte einen Schritt auf sie zu. »Ich kann, und ich werde.«
    »Besitzt du denn gar kein Gewissen?« rief sie ungläubig.
    »Nein, keines«, erklärte er knapp.
    »Robert war mein Verlobter.«
    »Du hast ihn nicht geliebt. In Wirklichkeit bist du vor dem Gedanken, seine Frau zu werden, zurückgeschreckt.«
    Ein brennendes Schuldgefühl stieg in ihr auf. Wie konnte sie ehrlicherweise seine Worte ableugnen? »Ich hätte gelernt, ihn zu lieben!« rief sie.
    »Du kannst lernen, mich zu lieben.«
    Sie stand auf und trat vor ihn. Ihr Atem ging schnell, ihre Brüste hoben und senkten sich stürmisch. »Ich habe dich geliebt. Doch du hast diese Liebe getötet, so wie deinen Bruder.«
    Christian trat noch näher und packte sie bei den Schultern. »Er war verwickelt in eine Verschwörung, von der du keine Ahnung hast. Ich bin zum Schweigen verpflichtet. Entweder vertraust du mir oder nicht.«
    Sie blickte suchend in sein dunkles Gesicht. Es sah so hart aus, als wäre es aus Holz geschnitzt. Sie brauchte all ihren Mut, um sich ihm zu widersetzen. Ein

Weitere Kostenlose Bücher