Rosentraeume
anderer soll sie besitzen«, schwor Christian.
»Die Leute tuscheln bereits, daß du deinen Bruder umgebracht hast. Sie werden sagen, es sei kein Unfall gewesen. Es wird das Gerücht geben, du hättest ihn beseitigt, um seine Frau zu bekommen.«
»Mir ist es verdammt gleichgültig, was die Leute sagen«, erklärte Hawksblood heftig.
Schließlich meinte Warrick: »Wenn die Lady gewillt ist, habe ich keine Einwände. Ich sehe sie bereits als meine Tochter.«
32
Brianna von Bedford fühlte sich wie betäubt. Mit fasziniertem Entsetzen hatte sie das Gewimmel betrachtet, ihre Augen hatten an dem Ritter in der glänzenden Messingrüstung gehangen. Trotz des Durcheinanders und des Staubes hatte sie gesehen, wie er seinen Speer auf einen anderen Kämpfer richtete. Wenn die Wunde nicht tödlich war, so käme das einem Wunder gleich.
Mit einem dicken Kloß im Hals sah sie zu, wie der gefallene Krieger vom Feld getragen wurde. In seiner Rüstung ließ sich seine Person nicht ausmachen; doch eine Vermutung, die so schrecklich war, daß sie sich ihrer schämte, stieg in Brianna auf. Es konnte nicht Robert sein. Christian de Beauchamp wäre zu einer so feigen Tat nicht fähig. Dennoch hatte sie darauf gewartet, daß er etwas tat, was ihre Eheschließung mit Robert vereitelte?
Voller Angst verließ sie die Loge und machte sich auf den Weg zum Krankenzelt. Adele folgte ihr, sie wußte nicht genau, was geschehen war. Eine Menschenmenge hatte sich um das Zelt gebildet. Brianna sah, daß die Klappe verschlossen war, damit niemand eintreten konnte. Ein anderes Zelt stand offen, und Männer mit harmloseren Wunden gingen hinein und kamen heraus. Sie ging hinein und sah sich alle Männer an, die Master John Bray und seine Helfer behandelten. Der Graf von Salisbury lag dort mit einer Wunde am Bein, doch keiner der Männer war Robert. »Welcher Mann wurde soeben vom Feld getragen?« fragte sie angstvoll.
»Es war Warricks Sohn, Lady«, erklärte ihr einer der Knappen. Die Edelleute, die von ihrer Beziehung zu Robert de Beauchamp wußten, betrachteten sie mitleidig. Ihre Blicke sagten ihr deutlicher als Worte, daß ihr Verlobter tot war. Brianna fühlte sich furchtbar, alles um sie herum verschwamm, und der Boden des Zeltes hob sich ihr entgegen, als sie zusammenbrach.
Sir John Chandos hatte gesehen, wie sie schwankte, er trug sie nach draußen. Beinahe sofort kam Brianna wieder zu sich, und verzweifelt blickte sie in Adeles besorgtes Gesicht. »Es ist schon gut«, sagte sie. »Danke, John.«
»Ich werde Euch zu Euren Gemächern bringen, Lady Bedford.«
»Was ist geschehen?« fragte Adele, die noch immer nicht im Bilde war.
Leise erklärte John Chandos: »Robert de Beauchamp wurde in der Hastilude getötet.«
»O mein Gott«, flüsterte Adele und bekreuzigte sich.
Brianna lag auf ihrem Diwan und starrte blicklos an die Decke. Ihre Gedanken irrten zurück zu dem Augenblick, als diese unglückliche Dreierkonstellation begonnen hatte. Bei ihrer allerersten Begegnung mit Hawksblood hatte er sie schon »seine« Lady genannt.
Nachdem sie in Bedford intim geworden waren, hatte er sie schwören lassen, die Verlobung mit Robert zu lösen. Wenn sie das rechtzeitig getan hätte, wäre dann Roberts Leben verschont geblieben? Der Gedanke war unerträglich. Der Schwur lautete so: Wisset, Lady; Ihr werdet niemals Robert de Beauchamp gehören, nicht in diesem Leben und auch nicht im nächsten.
Seinen Schwur hatte er gehalten!
Brianna wußte, daß sie Robert nie geliebt hätte, und das machte alles nur noch schrecklicher. Sie hatte sich schamlos seinem Bruder hingegeben, doch von ihrem Verlobten ferngehalten. Trotz alledem traf auch Robert eine gewisse Schuld an dem brennenden Haß zwischen ihm und seinem Bruder. Noch an ihrem letzten Abend hatte er gesagt: »Ich hoffe, es gelüstet ihn so sehr nach Euch, daß er an unserem Hochzeitstag daran ersticken wird.« Jetzt würde es keinen solchen Tag geben. »Lieber Gott, laß mich bitte keine Erleichterung fühlen, weil er tot ist. Laß mich bitte nicht so böse und unmenschlich sein.«
Ein Page brachte eine förmliche Botschaft vom König, daß ihr Verlobter, Sir Robert de Beauchamp, in der Hastilude durch einen Unfall ums Leben gekommen war. Eine Stunde später traf ein Billett vom Grafen von Warrick ein, in dem er anfragte, ob sie ihn freundlicherweise besuchen wolle.
In einer schwarzen Tunika über einem grauen Unterkleid, das Haar zu einem dicken Knoten aufgesteckt, schleppte sich Brianna
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