Rosentraeume
Komplikationen voraus, weil sie so zierlich war, und die übrigen kümmerten sich gar nicht um ihren Zustand, sondern nutzten die Gelegenheit, einander zu treffen und Klatsch auszutauschen.
Brianna blieb an ihrer Seite, hielt ihr die Hand, wenn eine heftige Wehe sie überfiel. Noch ehe alles vorüber war, lobte Brianna sie, bettelte, schalt mit ihr, lachte und weinte getreulich zur Gesellschaft, bis endlich das Baby geboren war. Eine erschöpfte Brianna trat schließlich zur Seite und überließ alles weitere den 3; Hebammen.
Es dauerte noch zwei weitere Stunden, bis die Nabelschnur abgetrennt, das Kind gesäubert und Joan gebadet, bis die Bettwäsche gewechselt und das Zimmer wieder aufgeräumt war. Dann wurde das Baby fertiggemacht, um es Sir John Holland zu zeigen. Die Hebammen waren erleichtert, daß er nicht böse über die Geburt eines Mädchens war. Eigentlich schätzte sich Holland sogar sehr glücklich. Insgeheim lachte er darüber, daß der Schwarze Prinz nicht Mann genug war, einen Sohn zu zeugen!
Er machte einen Pflichtbesuch bei seiner Frau. Es war das erste Mal, daß er Joan im Bett sah, und sofort regte sich seine Lust nach ihr. Wie um alles in der Welt gelang es ihr nur, nach einer so schweren Geburt so verlockend auszusehen? Schließlich schoben ja ihn die Frauen aus dem Zimmer, damit die Wöchnerin sich ausruhen konnte; Brianna schickte danach auch die Frauen fort und versprach ihnen, die ganze Nacht bei ihrer lieben Freundin zu wachen.
»Versuche, Edward zu finden«, flüsterte Brianna Glynis zu. Dann holte sie das kleine Bündel aus der Wiege und legte es seiner Mutter in die Arme.
»Ich habe um ein kleines Mädchen gebetet. Oh, Brianna, sie ist so zauberhaft!«
»Wie könnte sie etwas anderes sein?« Das Baby sah aus wie ein rosiger kleiner Engel mit silberblonden Löckchen, die sich an den Schläfen ringelten.
»Ich kann gar nicht glauben, daß ich es geschafft habe«, flüsterte Joan voller Stolz.
Brianna hörte ein leises Kratzen an der Tür und öffnete schnell, damit der Prinz von Wales endlich aus seiner Not befreit wurde.
Edward kniete neben dem Bett, Liebe und Bewunderung erfüllten sein Herz.
»Wie spät ist es?« flüsterte Joan.
Edward brachte kaum ein Wort heraus. »Es ist bereits Mitternacht«, ächzte er.
»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein Liebster!«
Edward befand sich am Ende seiner Kräfte. Er legte sein Gesicht in ihr Haar, und Tränen des Glücks rannen über seine Wangen.
Der Geburtstag des Schwarzen Prinzen war ein großes Fest, ganz Bordeaux schien daran teilzunehmen. Die Anglo-Normannen, die schon seit Jahren hier lebten, legten viel größeren Wert auf Kultur als die Neuankömmlinge. Es schien, daß alle irgendwie künstlerisch begabt waren. Maler, Poeten, Schreiber und Minnesänger besaßen hohes Ansehen, und der königliche Hof war der perfekte Rahmen für ihre Talente.
Der französische Einfluß war bei allen unverkennbar, angefangen von der Musik und dem Tanz bis hin zu ihrem Intellekt und ihren Manieren. Ganz besonders in der Mode stellten sie den Hof von Windsor in den Schatten.
Der große Bankettsaal stand zu den Parkanlagen hin offen, deren Wege Fackeln erhellten, damit die Gäste draußen lustwandeln konnten. Auf einem wunderschönen See schwammen Boote in Form von Schwänen, auf denen Paare Gelegenheit zu einer romantischen Bootsfahrt unter Sternen hatten.
Die Eltern von Bernard Ezi, Lord und Lady Albret von Gascogne waren die Ehrengäste der Plantagenets, zusammen mit einer stattlichen Anzahl von Söhnen und Töchtern; Prinzessin Isabel machte großes Aufsehen davon, wie verliebt sie in ihren zukünftigen Ehemann war. Ihre jüngere Schwester Joanna beneidete Isabel um den gutaussehenden jungen Gascogner und betete inbrünstig, daß Pedro von Kastilien ebenso attraktiv wäre wie Bernard.
Christian, an Briannas Seite, war ihr gegenüber so aufmerksam wie immer, doch hegte er eine übertriebene Höflichkeit an den Tag, und Brianna fühlte, wie der Abgrund zwischen ihnen immer breiter wurde. Ironischerweise paßte er sich, obwohl Araber und aus einem fremden Kulturkreis, besser den neuen Sitten und Gebräuchen an als die Engländer. Er konnte sich über jedes Thema unterhalten, sei es die Astronomie, die schönen Künste oder die
Philosophie. Die neidischen Blicke, die Brianna von allen anderen Frauen erhielt, sagten ihr ganz offen, daß er dem anderen Geschlecht ausnehmend gut gefiel, und sie wußte, daß viele von ihnen sich
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