Rosentraeume
Edward hauchte federleichte Küsse auf ihre Brauen, er kostete diese kurzen Augenblicke aus, die so selten waren, und betete insgeheim, daß seine Liebste ohne größere Komplikationen ihr Kind zur Welt brächte.
Der Haushofmeister wählte für sich einen ganzen Flügel des Palastes, der durch einen Obstgarten getrennt wurde vom überquellenden Haushalt des Königs und der Königin. Ihre menage a trois erforderte sowohl genügend Platz als auch völlige Abgeschiedenheit.
Holland war wütend über den Trick, den ihm das Schicksal gespielt hatte. Die Diener beeilten sich, ihm alle blutrünstigen Einzelheiten der Hastilude zu erzählen, die Robert de Beauchamp und den besten Freund des Königs, William de Montecute, das Leben gekostet hatte. Es wurde von einer Verschwörung gegen den Schwarzen Prinzen gemunkelt, die Christian Hawksblood damit erstickt hatte, indem er seinen eigenen Bruder umbrachte.
Holland fluchte unflätig, seine Laune ließ er an den ungeschickten Dummköpfen aus, die Kisten und Truhen ins Haus trugen. Also hatte er nur diesem arabischen Schwein sein ganzes Pech zu verdanken. Wäre nicht dieser Hurensohn Hawksblood gewesen, dann würde Prinz Edward jetzt in seinem Grab liegen, und er hätte Joan für sich allein. Er schwor, sich zu rächen. Nur mit größter Mühe unterdrückte er seine Wut und hielt seinen jähen Zorn unter der Oberfläche, wo er ihn zwar fühlen, doch niemand ihn entdecken konnte. Er wußte, daß er dem König seine Ankunft mitteilen und Königin Philippa seine Aufwartung machen mußte. Als königlicher Haushofmeister mußte er sich ihnen unentbehrlich machen.
Als Holland den Empfangssaal der Königin betrat, beglückwünschte Philippa ihn zur unmittelbar bevorstehenden Geburt seines Kindes. Er nahm das großzügige Angebot an, die königlichen Hebammen ihres Amtes walten zu lassen; doch überzog eine dunkle Röte sein Gesicht, als er Brianna von Bedfords Blicke auf sich spürte. Die Königin würde nie wissen, daß das Baby von Joan ihr erstes Enkelkind war, aber diese Schlampe Brianna kannte natürlich das skandalöse Geheimnis.
Eine nach der anderen versammelten sich die Damen um den Haushofmeister: Die eine bat um eine andere Unterkunft, die andere beklagte sich über die Größe oder die Lage ihrer Zimmer, oder eine dritte beschwerte sich über die hochmütigen Diener. Schließlich rettete Königin Philippa ihn. »Sir John, ich wollte Euch nicht gleich bei Eurer Ankunft belästigen, aber der königliche Haushalt hatte Eure Dienste noch nie so nötig wie in diesem Augenblick. Wir sind schon seit mindestens drei Tagen hier, aber stecken mittlerweile in einem noch größeren Durcheinander als an dem Tag unserer Ankunft. Die Hälfte unseres Gepäckes fehlt, Betten und Möbelstücke sind in die falschen Räume gestellt worden, es gibt allein in diesem Gebäude über fünfhundert Zimmer. Und als wäre das nicht genug, so ist das Essen, das man uns serviert, auch noch anders, als wir es gewöhnt sind. Oh, ich weiß, es gibt hier Früchte und Gewürze aus der ganzen Welt, aber unser gutes englisches Essen, das uns so bekömmlich ist, wäre auch hier ganz angebracht! Sir John, ich fürchte, die Gäste für die morgige Feier kommen bereits an, und hier geht alles drunter und drüber. Glaubt Ihr, Ihr könntet uns behilflich sein?«
»Ich werde mich um alles kümmern, Euer Majestät. Man hätte mich von Euren Plänen unterrichten müssen, damit ich schon vor Euch hätte hiersein können, um alles vorzubereiten. Ich werde sofort den Dienern Anweisungen geben. Legt nur alles in meine fähigen Hände, Euer Majestät.«
Als Brianna nach Hause zurückkehrte, teilte Prinz Edward ihr mit, daß Joans Wehen begonnen hatten. »Ich muß umgehend dafür sorgen, daß man sie auf einer Bahre in die Residenz bringt. Aber wie kann ich sie hier allein lassen?« fragte er verzweifelt.
Brianna versuchte, ihn zu beruhigen. »Ich werde bei ihr bleiben, das verspreche ich, und Glynis und Adele sind auch noch da, sie richten schon alles Notwendige für sie her. Bei einer solchen Angelegenheit sind Männer eigentlich nur im Weg.«
»Brianna, gebt mir Nachricht, wie es ihr geht. Jesus, lieber würde ich einmal die Hölle durchwandern«, sagte er und fuhr sich mit den Händen durch seine goldenen Locken.
»Die Bahre, Sir, bitte!«
Joans Wehen erstreckten sich über den ganzen Nachmittag bis zum Abend. Ihre Zimmer waren überfüllt mit Frauen, einige von ihnen sprachen ihr Mut zu, andere sagten ernste
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