Rosentraeume
ihm das Gefühl, kein rechter Mann zu sein. Eines Tages würde er sie gern seiner Gnade ausgeliefert sehen - dann würde er ihr zeigen, daß er mehr Mann war, als sie ertragen konnte.
»Ihr seid jetzt Lady de Beauchamp, ist das richtig?«
Brianna wurde ganz blaß. »Willkommen in Bordeaux, mein Lord. Ich nehme Joan mit in mein Haus, bis ihr... ich meine, bis sie ihre Unterkunft beziehen kann.«
»Ich werde sie selbst abholen kommen, wenn alles bereit ist und die Geschäfte mit Eurem Mann Robert abgewickelt sind.«
Eine heiße Röte stieg in Briannas Wangen. »Sir John, es tut mir leid, Euch mitteilen zu müssen, daß Robert de Beauchamp beim Turnier getötet wurde.«
Holland sah sie benommen an. »Prinz Edward hat Robert... ?«
»Nein... er wurde von seinem Bruder umgebracht, von Christian Hawksblood.« Sie senkte den Blick, schämte sich entsetzlich, ihm zu sagen, daß sie jetzt mit Roberts Bruder verheiratet war. Brianna nahm nicht den Ausdruck tiefsten Hasses in Hollands Augen wahr. Er brauchte all seine Selbstkontrolle, um sie nicht zu Boden zu schlagen.
Brianna und Glynis halfen Joan die weißen Marmorstufen hinauf. »Ich habe noch nie so etwas gesehen... die Blumen... den Sonnenschein! Das ist ja kein Haus, sondern ein Palast«, erklärte Joan atemlos. »Gehört er dir?«
Brianna errötete. »Er gehört meinem Mann.«
»Meine Liebe, du bist verheiratet?« jubelte Joan.
»Es ist eine komplizierte Geschichte. Robert de Beauchamp ist im Turnier tödlich verwundet worden, und der König hat entschieden, meinen Verlobungsvertrag mit dem Hause Warrick einzulösen.«
»Dann bist du also mit Christian verheiratet? Oh, Brianna, dein Herzenswunsch wurde erfüllt! Ich freue mich so für dich.«
Brianna wollte protestieren. Konnte Joan denn nicht sehen, welch grausames Spiel das Schicksal mit ihr trieb? Einen Herzenswunsch erfüllt zu bekommen war doch eine Belohnung. Brianna hatte eine Belohnung erhalten, wo ihr doch eigentlich eine Strafe gebührte! Aber Joan war viel zu unkompliziert für solche schmerzlichen Feinheiten, deshalb murmelte Brianna nur: »Danke.«
Die Diener brachten Erfrischungen, Früchte und kühle Getränke. Brianna hob Joans Füße auf die Chaiselongue und stopfte ihr ein Kissen in den Rücken. Trotz der Hitze und ihrer bevorstehenden Niederkunft gelang es Joan, herrlich kühl auszusehen in einem Gewand aus feingesponnener blauer Baumwolle, das unter ihren üppigen Brüsten mit Vergißmeinnichtschleifen zusammengehalten wurde.
»Du wirst sehen, daß der königliche Palast riesig ist. Er war einmal ein Kloster und soll an die fünfhundert Zimmer haben. Wir werden jetzt schauen, ob dein Bett fertig ist und deine Sachen bereitliegen.« Brianna lief los, um Edward zu suchen. Sie fand ihn auf dem großen Balkon, von wo aus man einen herrlichen Blick in die Gärten hatte, ruhelos lief er auf und ab. »Sie wartet auf Euch, Euer Hoheit, aber ich muß sofort die Hebammen der Königin benachrichtigen.«
»Mein Gott, haben die Wehen schon begonnen?«
»Nein, noch nicht, aber es kann nicht mehr lange dauern.«
»Dann beeilt Euch. Ich werde bei ihr bleiben.«
Als Edward Joan sah, war er überwältigt von Zärtlichkeit. Er sank vor ihr auf die Knie und zog ihre Hände an seine Lippen. »Mein Herz, es ist eine Ewigkeit her, seit wir uns gesehen haben. Vergib mir für all die Trennungen, die wir ertragen müssen.«
Joans Lippen zitterten. »Liebst du mich denn noch?«
»Meine kleine Jeanette. Ich bete dich an. Dir gehört mein ganzes Herz. Du hättest mit der Reise noch warten sollen, mein Johannisapfel.«
»Ich konnte nicht länger warten, wollte doch hier sein an deinem Geburtstag.«
Edward biß sich auf die Lippen. Morgen würde ihm zu Ehren eine Geburtstagsfeier abgehalten, und natürlich mußte er bei dieser Feier anwesend sein, aber sein ganzes Herz war erfüllt von
Joan. Seine Hände strichen sanft über die kostbare Wölbung ihres Leibes. »Du wirst sehr tapfer sein müssen, liebster Schatz.«
Sie strich die Falten auf seiner Stirn glatt. »Mach dir keine Sorgen. Deine Mutter hat zehn Kindern das Leben geschenkt.« Joan gähnte.
»Du bist übermüdet. Schließ die Augen und versuche, dich auszuruhen.«
»Es ist die Hitze, die mir etwas zusetzt«, meinte sie und gähnte noch einmal.
Edward nahm sie in seine Arme, dann streckte er sich auf dem Sofa aus. »Ich werde dich ein wenig halten. Versuche zu schlafen.«
Sicher geborgen an seiner Brust, schlummerte Joan schon sehr bald ein.
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