Rosentraeume
Thronsesseln aus massivem Gold und kleineren, gepolsterten Stühlen.
Der König war nicht allein, als sie eintraten, aber die Gruppe von Männern, mit denen er sich unterhalten hatte, verließ den Raum durch eine große Doppeltür am anderen Ende. Edward Plantagenet kam auf sie zugeschritten, um sie zu begrüßen. Sein Lächeln erhellte den Raum. »Kommt näher, Lady Bedford.«
Als sie vor ihm in einen Hofknicks sinken wollte, nahm er ihre Hände. »Nein, nein, wir bestehen heute nicht auf der Etikette.«
Brianna holte tief Luft, um dem König ihre Tante vorzustellen. »Eure Majestät...«
»Nein, sagt es mir nicht... es ist Adele, die Schwester Eurer Mutter! Ein hübsches Gesicht vergesse ich niemals.«
Adele wurde über und über rot, bis an die Haarwurzeln, und war sich nie zuvor in ihrem Leben schöner vorgekommen.
»Setzt Euch!« befahl Edward. »Beide.«
Sie zögerten nur einen Augenblick, dann gehorchten sie.
»Ich denke besser, wenn ich auf den Beinen bin. Sorgt Euch nicht darum, meine Damen. Seid so gütig, mir das nicht übelzunehmen.«
Dem Protokoll nach waren sie diejenigen, die ihn beleidigten, weil sie in Gegenwart des Königs saßen und er stehen blieb.
»Ich habe Pläne, hier in Windsor zu bauen. Ein großer runder Turm soll an der Ecke des Upper Ward errichtet werden. Meine besondere Vorliebe gilt dem wunderschönen Stein aus Bedfordshire.«
Brianna wollte ihren Ohren nicht trauen. Stein! Diese Audienz mit König Edward drehte sich um Steine! Sie ließ den lang angehaltenen Atem entweichen. Sollte sie nun erleichtert oder enttäuscht sein? Dann wurde ihr klar, daß sie beides gleichzeitig fühlte. »Eure Majestät, ich fühle mich höchst geehrt, daß Ihr Euch für den Stein meiner Ländereien in Bedfordshire entschieden habt.«
»Gut! Mein Verwalter wird sich mit dem Kastellan Eurer Ländereien in Verbindung setzen und einen fairen Preis aushandeln.«
»Ah, nein, Majestät, ich würde nicht im Traum daran denken, Geld für naturgegebenes Gut zu verlangen.«
»Du lieber Himmel, was seid Ihr doch für eine Unschuld. Es ist höchste Zeit, daß Ihr einen Ehemann bekommt, der sich um Eure Angelegenheiten kümmert. Ich versichere Euch, der würde nicht zulassen, daß ich Euer Land bestehle, ohne mich dafür bluten zu lassen!«
Jetzt war es an Brianna, über und über zu erröten.
Edward dachte, Allmächtiger, sie ist eine Schönheit! Seine Blicke bewunderten verstohlen ihr herrliches Haar und die hoch angesetzten Brüste. Sie konnte einen Toten wieder zum Leben erwecken mit ihrer Erscheinung. Sein Gesicht wurde ganz weich, als er daran dachte, wie jung sie noch war, dann bildeten sich kleine Lachfältchen um seine Augen, und er lächelte sie an. »Der Graf von Warrick ist draußen. Er hat mich darum gebeten, mit Euch sprechen zu dürfen. Ihr braucht keine Angst zu haben, Ihr wißt doch, Hunde, die bellen, beißen nicht. Er hat Euch etwa ganz Besonderes zu fragen.« Der König nahm Adeles Hand und empfahl sich.
Briannas Verstand setzte aus. Sie starrte dem großen, breitschultrigen Krieger völlig entgeistert entgegen. Und während sich War rick, der Verrückte Hund, ihr näherte, riet ihr weiblicher Instinkt ihr wegzulaufen. Doch ihre Beine versagten den Dienst, genau wie ihr Verstand. Ihre Augen wurden ganz groß, als sie die Kriegsnarben auf seinem Gesicht entdeckte. Nur schwach, ganz im Hinterkopf, dämmerte es ihr, daß er seit fünf Jahren verwitwet war. Sie hatte angenommen, daß er es in seinem Alter auch bleiben würde.
Die Worte von Dame Marjorie fielen ihr wieder ein. Ich werde der Königin raten, Euch mit einem älteren Mann zu verheiraten, der Euch mit eiserner Hand führen wird. Brianna schluckte, ihr Mund war plötzlich ganz trocken.
»Lady Bedford.« Seine Stimme klang hart. Das sind all die Jahre, in denen er Befehle erteilt hat, die befolgt werden mußten, sagte Brianna sich.
»Mein Lord W-Warrick«, flüsterte sie. Ihr Vater hatte sie gewarnt, vorsichtig zu sein mit ihren Gebeten, denn es könnte sein, daß sie erhört würden. Um was hatte sie die heilige Agnes gebeten? Um einen ehrenhaften, tapferen und starken Mann. Das war er ganz sicher, dachte sie verzweifelt. Warum hatte sie nicht um einen Jüngeren gebeten?
Weil sie schon seit ihrer Kindheit ohne eine Familie lebte, sehnte sie sich danach am allermeisten. Sie wuchs als Einzelkind auf, dessen treuester Gefährte die Einsamkeit war. Ihre Träume waren erfüllt vom Lachen und Lärmen der vielen Kinder, die sie
Weitere Kostenlose Bücher