Rosentraeume
war noch in den Dreißigern und der bestaussehendste Mann der ganzen Christenheit. Jedes Herz ringsum klopfte laut. Er hatte für jedes hübsche Gesicht ein Lächeln und ein Blinzeln, doch war er Königin Philippa vollkommen ergeben. Nicht im entferntesten schien er zu bemerken, daß ihr Körper füllig geworden war von den vielen Geburten und daß ihr Gesicht erschlaffte und ihr Haar verblich.
»Ich möchte, daß du ausgeruht bist für all die Unterhaltungen, die das Turnier mit sich bringt. Übrigens habe ich mich entschieden, einen großen runden Turm zu bauen. Komm zum Fenster, Liebste, dann werde ich es dir zeigen.« Er legte einen seiner starken Arme um sie. »Der Upper Ward hat nur rechteckige Türme, aber ein Edward III.-Turm muß rund sein, damit ich die legendäre runde Tafel von König Arthur wieder auferstehen lassen kann. Ich habe den Wunsch, einen Ritterorden zu gründen. Nur die ersten Ritter des Reiches werden darin aufgenommen. Wenn wir jetzt mit dem Bau beginnen, kann er zum Turnier im nächsten Jahr gerade fertig sein. Wir werden diese wunderschönen Steine aus Bedfordshire dafür verwenden. Was hältst du davon?«
»Man sollte es Lady Bedford gegenüber erwähnen. Hast du schon eine Entscheidung getroffen wegen ihrer Verlobung?«
»Mindestens ein Dutzend Bitten um ihre Hand sind eingetroffen, aber Warrick hat um sie angehalten, also ist diese Frage entschieden. Aber da wir gerade von Verlobungen reden, beglückwünsche ich dich zu deiner Idee von einer Heirat zwischen dem Prinzen von Wales und Margaret von Brabant. Wir müssen uns Verbündete sichern, denn sonst wird Frankreich sie uns abspenstig machen.«
»Hast du schon mit Edward darüber gesprochen?« fragte Philippa.
»Nicht mehr in letzter Zeit, aber er weiß seit langem, daß Margarets Name auf der Liste derer stand, die der Rat uns geschickt hat. Ich werde ihn rufen lassen.«
»Nicht nötig, Edward, er ist bereits hier. Ich wußte, das Turnier würde ihn wie ein Magnet anziehen.«
»Soll ich dich heute abend in den Saal hinuntertragen, Liebste, oder möchtest du, daß wir hier oben zusammen speisen?«
»Unsinn. Du sollst die Gesellschaft genießen und all die Unterhaltungen; außerdem möchten deine Söhne und Isabel mit dir Zusammensein.« Die Königin sah, daß er sich in ihren Räumen eingesperrt fühlte. Er hatte viel zu viel Energie, um das Schoßhündchen zu spielen. Trotzdem faßte er sich als Vater in Geduld und war der höflichste und liebevollste Ehemann, den eine Frau sich nur wünschen konnte.
Nachdem er sie wieder auf ihre Couch gebettet hatte, zog er ihre Hand an seine Lippen. »Danke, Philippa. Ich habe Hunderte wichtiger Dinge zu erledigen, aber du und die Kinder, ihr kommt für mich immer zuerst. Vergiß das niemals.«
Als er den Turm der Königin verließ, machte König Edward sich auf den Weg vom Upper Ward hinunter zu den Behausungen seiner Gefolgsleute im Lower Ward, wo Katherine de Montecute lebte, während ihr Mann, der Graf von Salisbury, in Frankreich kämpfte.
Als sie sah, daß der König am hellichten Tage zu ihr kam, flog ihre Hand an ihren Hals. »Ihr habt Nachricht von William, Eure Majestät.« Sie sah den Schmerz in seinen blauen Augen und wußte, daß es keine gute Nachricht war. Sie schickte ihre Diener weg und sah ihm dann mit wachsender Besorgnis ins Gesicht. Ihr“ Schleier glitt durch ihre zitternden Finger und fiel zu Boden.
Ihre Schönheit nahm ihm den Atem. Sie war sehr zierlich, ihr Haar lag wie ein goldener Schein um ihr Gesicht. »William ist gefangengenommen worden«, sagte er vorsichtig.
Ein Schrei löste sich von ihren Lippen, und dann lag sie schon in den Armen des Königs, während er versuchte, ihren Schmerz zu lindern. Sie schluchzte an seiner starken Schulter, ihre Tränen benetzten den feinen Samt seines Fracks.
»Psst, Katherine. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um ihn frei zu bekommen.«
Sie zog sich ein wenig von ihm zurück und hob ihr tränenfeuchtes Gesicht zu ihm auf. Ihre Lippen zitterten. »Wirklich?« Sie fühlte sich so schuldig, daß sie am liebsten gestorben wäre. Doch in Edwards tiefblauen Augen las sie keinen Anflug von Schuld.
»Katherine, er ist mein Freund. Ich werde jede Lösegeldsumme zahlen, die Philipp verlangt.«
Erleichterung durchflutete sie. Erleichterung, daß William nicht tot war, Erleichterung, daß Edward sich als so ritterlich erwies. Auch wenn sie beide ihre Ehegatten über alles liebten, war diese Anziehungskraft zwischen
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