Rosentraeume
mit einem ganz besonderen Ritter haben würde, von dem sie sich Strenge und doch Geduld erhoffte. Zusammen würden sie liebevolle und fürsorgliche Eltern sein. Darin lag Glück und Sicherheit, und die Einsamkeit wäre für immer verbannt.
Ihre Hoffnungen auf einen jungen Ritter, einen stolzen Vater für ihre Kinder, schwanden jetzt und wurden ersetzt durch das nüchterne Bild des ernsten, alten Kriegers, der von ihrem jungen Körper seine letzten Nachkommen erwartete. Der Verrückte Hund sprach. Brianna versuchte, seine Worte zu verstehen über dem Dröhnen in ihren Ohren.
»Ich kannte Euren Vater gut. Er war ein wackerer Ritter.«
»Danke«, brachte sie heraus.
»Ich glaube, er hätte nichts dagegen, unsere beiden Häuser in einer Ehe zu vereinigen.«
Himmel, sie hatte um einen Ritter von edler Herkunft gebetet. Niemand im ganzen Land stand höher als der Graf von Warrick. »Nein, mein Lord, Ihr erweist mir eine viel zu große Ehre... ich bin Eurer nicht würdig.«
»Das laßt mich entscheiden.« Seine Worte brachten sie zum Schweigen. Doch dann, als bereue er seine Schroffheit, lenkte er ein. »Ihr werdet eine wunderschöne Braut sein. Ich bin sehr erfreut. Allerdings liegt die letzte Entscheidung bei Euch. Ihr seid von hoher Geburt und lebt für einen Mann meines Alters schon in einer neuen Welt.«
O weh, er muß vierzig sein oder vielleicht sogar schon fünfzig, dachte sie verzweifelt. Sie würden keinerlei Gemeinsamkeiten haben. Er würde kein Gefährte, mit dem sie zusammen lachen könnte. Ihre Einsamkeit würde ihr ganzes Leben lang dauern.
Brianna klammerte sich an die Worte »ein Mann meines Alters«. Das könnte vielleicht eine Entschuldigung sein. Sie hob den Blick und sah den Ausdruck von Stolz und Hoffnung auf seinem zerfurchten Antlitz. Sie brachte die Worte nicht heraus, sich ihm zu widersetzen. »Ihr ehrt mich viel zu sehr«, sagte sie hölzern, dann senkte sie den Blick wieder, allerdings nicht, ehe sie kurz die Aquamarinfarbe seiner Augen wahrgenommen hatte. Diese Augen, die einem anderen, jüngeren Paar so ähnlich waren, verursachten ein scharfes Reißen in ihrer Brust. Und als Warrick näher trat, hatte sie das Gefühl, eine dunkle Wolke schwebe über ihrem Kopf. Der Schmerz war beinahe unerträglich, und sie fragte sich, ob sie wohl daran sterben würde.
Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich so elend gefühlt. »Ich... ich werde Zeit brauchen«, versuchte sie ihn hinzuhalten und hoffte, daß ihre Stimme nicht so verzweifelt klang, wie sie sich fühlte. »Ich finde, eine lange Zeit der Werbung ist besser, damit das Paar einander richtig kennenlernen kann.«
Warrick lachte. »Die Werbung und das Freien überlasse ich Robert, jetzt, wo ich weiß, daß Ihr einverstanden seid, Euch mit meinem Sohn zu verbinden.«
Ganz plötzlich war die dunkle Wolke verschwunden, und die Sonne kam wieder hervor. »Robert de Beauchamp...«, murmelte Brianna glücklich. Ihr stockte der Atem, und sie dachte wieder an jenen eindringlichen, leuchtend blauen Blick. Ihre Welt würde sich endlich vor ihr entfalten, so, wie es sein sollte!
Flugs sandte sie ein Dankgebet an die heilige Agnes. Himmel, sie hatte den großen Grafen von Warrick entsetzlich behandelt. Um ihn dafür zu entschädigen, bedachte sie ihn mit einem strahlenden Lächeln und sank in einen tiefen Hofknicks. »Ihr erweist mir eine viel zu große Ehre.« Diesmal kamen ihr die Worte aus dem Herzen.
Er streckte ihr die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. Sie war so sanft und weiblich. Eine bezaubernde Frau für einen ganzen Mann. Gütiger Himmel, wenn er noch einmal ein junger Krieger wäre...
Adele wartete in der Wachstube auf Brianna, mit einem ängstlichen Gesichtsausdruck. In ihrer Aufregung hatte sie den Saum ihres Oberkleides zerrissen. »Oh, mein Lämmchen, hat Warrick etwa die Absicht zu heiraten?«
Briannas Stimmung war leicht und sorglos. »Ja, du hattest recht. Der König hat endlich einen Mann für mich ausgewählt.«
»Oh, Maria und Joseph, hast du der Verbindung etwa zugestimmt?« fragte Adele unglücklich.
»Natürlich habe ich zugestimmt. Ich hätte nie zu hoffen gewagt, daß ich so hoch aufsteigen werde. Eines Tages bin ich Gräfin!«
»Ja, aber...«
»Natürlich erst in der Zukunft. Ich werde warten müssen, bis mein Ehemann, Robert de Beauchamp, den Titel Graf von Warrick von seinem Vater erbt.«
»Robert de Beauchamp? Oh, mein Lämmchen, ich dachte schon, du solltest mit Warrick verlobt werden!«
Brianna lachte
Weitere Kostenlose Bücher