Rosentraeume
Gesundheit und auch ihre alte Figur nach den Begleiterscheinungen der Schwangerschaft wiedererlangt; doch irgend etwas stimmt trotzdem nicht mit ihr.
Sie ist nicht mehr so unbeschwert, und auch äußerst nervös, so daß sie niemals allein gelassen werden möchte.« Als sie an der Tür angekommen waren, blieb Glynis zurück, sie verabschiedete sich von ihm mit den Worten: »Ich hoffe, daß Ihr die Medizin seid, die sie nötig hat, Prinz Edward.«
»Mein süßes Herz, kannst du mir je vergeben, daß ich nicht bei dir war, als du mich brauchtest?«
»Oh, Edward, Gott sei Dank hast du alles heil überstanden!«
Zärtlich nahm er sie in seine Arme. Er glaubte zu verstehen, was sie bedrückte. Sie hatte ihren Bruder im Krieg verloren und bangte nun um sein Leben.
Joan klammerte sich an seine Hand und führte ihn zu der Wiege, wo Jenna lag und fröhlich gurgelte. Edward hob sie hoch, erstaunt, daß er etwas so Winziges geschaffen hatte. Er hielt sie auf seinem starken Arm, ihre blauen Plantagenet-Augen blickten aufmerksam zu ihm auf. Er lauschte erfreut, als Joan ihm alles von seiner kleinen Tochter erzählte, doch bemerkte er auch die dunklen Schatten unter den Augen seiner Geliebten und sah, daß sie nicht schlank war, sondern absolut mager. Als er bemerkte, daß das Baby eingeschlafen war, legte er es vorsichtig in die Wiege zurück und hob Joan auf seine Arme.
»Kleine Jeanette, mein Herz, sag mir, was geschehen ist?«
»Edward...« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Lieber Gott im Himmel, beinahe hätte sie ihm alles gestanden! »Nichts ist geschehen ... halt mich nur fest«, bat sie.
Edward sank in einen Sessel und zog sie auf seinen Schoß. Sie legte ihren Kopf an seine breite Brust, und seine starken Hände strichen zärtlich über ihr Haar. Diese Geste brachte das Faß zum Überlaufen. Sie barg ihr Gesicht an seiner Brust und schluchzte sich das Herz aus dem Leib.
Sie aßen in Joans Gemächern zu Abend und machten bei Dunkelheit, als niemand sie mehr erkennen konnte, einen Spaziergang im Obstgarten. Später, als sie zusammen schlafen gingen, stellte Edward keine sexuellen Ansprüche an sie. Als sie in seinen Armen einschlief, lag Edward wach, voller Bedauern über das, was er dem Menschen angetan hatte, den er auf der Welt am meisten liebte.
Aus einem lachenden, übermütigen jungen Mädchen hatte er eine unsicheres, verängstigtes Kind gemacht. War er nicht der unbesiegbare Schwarze Prinz? Der stärkste Ritter der Christenheit? Er hätte die Einwände des Königs und der Königin überwinden müssen und seine Cousine heiraten sollen. Sie an einen anderen Mann zu binden war ein Akt der Feigheit gewesen, und er schämte sich in Grund und Boden.
Vielleicht könnte er die Ehe auflösen lassen. Es würde Jahre dauern und einen unerhörten Skandal auslösen, aber das wäre unbestreitbar die einzige ehrenhafte Wiedergutmachung. Er würde Joan nichts davon sagen, bis er seine Erkundigungen eingezogen hätte. Es könnte ihr ernsthaften Schaden zufügen, wenn sie zu hoffen begann und dann die Enttäuschung um so größer wäre, wenn sich eine Annullierung der Ehe als unmöglich herausstellte. Jetzt, wo Edmund tot war, nahm Joan einen wesentlich höheren Stand ein. Sie war eine Gräfin von Kent und Lady Wake von Liddell von Geburt. Ihre riesigen Besitztümer und ihr Reichtum würden das ihrige dazu beitragen, vom Papst einen Dispens ihrer Ehe zu erwirken.
Die Gerüchte über den Schwarzen Tod, der in den Häfen des Mittelmeeres viele Leben forderte, hielten sich hartnäckig. Zwei Soldaten fielen auch in Bordeaux einer geheimnisvollen Krankheit zum Opfer und starben innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Hawksblood verbrachte den Abend in Warricks Haus und diskutierte darüber.
»Man sollte die Leichen verbrennen, um zu verhindern, daß sich jemand ansteckt. Alle neuen Krankheitsfälle gehören unter Quarantäne!«
Warrick nickte zustimmend. »Ich werde ein Gebäude einrichten als Siechenhaus, und die Männer müssen dort abwechselnd Dienst tun.«
»Nein«, wehrte Hawksblood ab. »Das würde die Krankheit in der ganzen Armee verbreiten. Das Siechenhaus muß außerhalb von Bordeaux liegen, in einem Dorf mit einer geringen Bevölkerungsanzahl. Es sollten nur Freiwillige dort arbeiten, die sich selber in den Dienst teilen. Der Verkehr zu diesem Dorf wird abgeriegelt, und der gesamte Bereich muß gesperrt werden.«
Warrick runzelte die Stirn, und als Hawksblood die Gedanken seines Vaters erkundete, erkannte er
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