Rosentraeume
bei ihm die gleichen Sorgen. Vater und Sohn waren beide höchst alarmiert, daß die Pest, die im Osten wütete, Christians Mutter, Prinzessin Sharon, erreichen könnte.
Hawksblood legte Warrick eine Hand auf die Schulter. »Ich denke auch an sie.«
Der Graf blickte seinem Sohn tief in die Augen. Es war ein seltener Augenblick des Einverständnisses zwischen den Generationen. »Vermutlich werde ich sie nie Wiedersehen. Wenigstens nicht in dieser Welt«, prophezeite Warrick unglücklich.
Hawksblood lächelte seinen Vater an, um seine Sorgen zu vertreiben. »Ich habe den Vorteil, sowohl Allah als auch den Christengott um eine Gunst bitten zu dürfen. Bestimmt wird einer von ihnen unsere Gebete um ihre Sicherheit erhören.« Doch Hawksblood war absolut nicht sicher. Er hatte eine Vorahnung, daß diese entsetzliche Plage in der Tat seine Eltern treffen könnte, und auch wenn er danach trachtete, diese trüben Gedanken beiseite zu schieben, so drängten sie sich ihm doch immer wieder auf.
Als der König und Prinz Edward mit ernsten Gesichtern bei Warrick eintrafen, stellte sich heraus, daß es noch mehr Bedrängnis gab. Die Spione König Edwards hatten berichtet, daß Johann, der neue König von Frankreich, darum bemüht war, die Niederlage seines Vaters in Crecy wieder wettzumachen; also eiferte er dem König von England nach mit einer französischen Ordensgründung zu Ehren Unserer Dame vom Hohen Hause. Seine Ritter bedrängten ihn, in diese Bruderschaft aufgenommen zu werden. Alle Berichte sagten, daß Offiziersränge der französischen Armee immer mehr Einfluß gewannen, und das zu einer Zeit, in der die Engländer versuchten, einen Friedensvertrag abzuschließen.
König Edward warf verärgert die Botschaften auf den Tisch, die er vom Herzog von Lancaster anläßlich seines Besuches beim Papst in Avignon erhalten hatte. Augenscheinlich versammelten sich am päpstlichen Hof die Franzosen scharenweise. Französische Kardinäle, Beamte, Baumeister und Händler waren ausgeschwärmt nach Avignon, um an dem enormen Reichtum teilzuhaben, den der vorige Papst bei seinem Tod hinterlassen hatte.
Der neue Papst, Innozenz, lehnte Edwards Vorschläge ab, nämlich daß er seine Herrschaftsansprüche in Frankreich aufgeben wollte und im Gegenzug dafür die volle Souveränität über seine Besitztümer erhielte. Zum ersten Mal in seinem Leben entdeckte Prinz Edward einen Ausdruck der Niederlage im Gesicht seines Vaters. Er erkannte deutlich, daß der alte Recke genug hatte vom Krieg und er jetzt an der Reihe war, den Fehdehandschuh für die englische Sache aufzunehmen.
Er griff nach einem der Dokumente, die sein Vater auf den Tisch geworfen hatte, und reichte es Warrick. »Diese Nachricht klingt nicht ganz so aussichtslos. Sobald Lancaster feststellte, daß die Franzosen ein Bollwerk um den Papst herum aufgebaut hatten, schickte er nach seiner eigenen Armee. Sie hätte eigentlich gestern in Cherbourg landen müssen.«
Warrick meinte: »Glaubt Ihr, wenn wir uns nach Süden wenden an unseren Verbündeten in Navarra, er würde uns mit seinen Truppen unterstützen?«
Hawksblood mahnte zur Vorsicht. »Navarras direkter Nachbar, Karl von Spanien, ist ein Verbündeter Frankreichs. Ich möchte behaupten, Navarra wird erst erfahren wollen, in welche Richtung der Wind weht, ehe es sich bindet.«
Prinz Edward verzog das Gesicht. »Wie immer haben wir nur uns selbst, auf die wir uns verlassen können.«
Hawksblood grinste seinen Freund an. »Wann hat uns das je geschreckt?«
Warrick entschied: »Wir werden Kundschafter aussenden, um herauszufinden, wie stark die französische Armee ist und ob sie sich bereits in Marsch befindet.«
Prinz Edward nickte. »In der Zwischenzeit führe ich meine Männer nach Norden und schließe mich den Soldaten von Lancaster an.«
Prinz Edward wäre lieber allein der französischen Armee gegenübergetreten, als Joan zu erklären, daß er sie wieder einmal verlassen mußte, um in eine Schlacht zu ziehen. Sie klammerte sich an ihn, um in zweierlei Hinsicht von seiner Kraft zu zehren, und gab ihm das Gefühl, sie zu verraten. Er mußte sie auf die Trennung vorbereiten, durfte sie nicht erst im letzten Augenblick damit überfallen.
»Mein süßes Herz, Lancasters Armee ist in Cherbourg gelandet und zieht nach Süden. Ich werde meine Truppen zu ihm nach Norden führen. Das wird die Anzahl unserer Soldaten verdoppeln, sollte es zu einem weiteren Zusammenstoß mit den Franzosen kommen.« Sie saßen auf Joans
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