Rosentraeume
Ihr-wißt-schon-was«, sagte Paddy, viel zu abergläubisch, um das Wort laut auszusprechen.
»Du lieber Gott, doch nicht etwa die Pest? Prinzessin Joanna ist daran gestorben, vor nicht einmal einer Woche!«
Paddy schüttelte traurig den Kopf. »Hawksblood und Ali sind besser als jeder Arzt, aber ich bin leider genauso nutzlos wie Titten an einem Eber!«
»Ich muß zu ihm! Vielleicht kann Glynis mir helfen. Sie weiß, worum es bei dieser Krankheit geht.«
Glynis war erst am vergangenen Tag zu Joan zurückgekehrt; nach dem Tod der Prinzessin hatte sie eine volle Woche gewartet, um die Krankheit nicht zu den Menschen zu tragen, die sie liebte.
Joans Gesicht war voller Hoffnung, als sie Brianna begrüßte, doch ihre Augen blickten immer noch unsicher. »Edward will warten, bis es dunkel ist, ehe er zu mir kommt. Oh, Brianna, ich glaube nicht, daß ich es ertragen kann, ihn in diesen Gemächern zu empfangen.«
»Warum erwartest du ihn nicht in unserem Haus, wo Edward kommen und gehen kann, wie es ihm beliebt, ohne daß ihn neugierige Blicke treffen. Doch ich werde leider nicht dort sein. Warrick ist krank geworden, und ich habe vor, zu ihm zu ziehen, bis er sich wieder erholt hat. Christian ist noch nicht zurückgekehrt, und ich kann nicht zulassen, daß er in ein Haus des Todes kommt.«
Glynis zog ihren Sargnagel hervor, mit dem sie Unheil abwehrte. »Judas, Ihr glaubt doch nicht etwa an den furchtbaren Schwarzen Tod?«
»Ich habe ihn noch nicht gesehen. Laßt uns beten, daß dem nicht so ist. Gerade wollte ich zu ihm gehen.«
Glynis wandte sich an Joan. »Wenn Ihr Euch mit Adele zusammentut, könnte ich Lady Brianna helfen, Warrick zu versorgen.«
»Ihr beide seid so tapfer«, sagte Joan voller Bewunderung.
»Nein, ich habe schreckliche Angst«, gestand Brianna ihr.
Als sie in Warricks Haus ankamen, saß er noch genau dort, wo Paddy ihn hingesetzt hatte. Sie traten zu beiden Seiten von ihm, um ihm aufzuhelfen. »Wir müssen Euch zu Bett bringen, mein Lord«, erklärte Brianna.
Sein Gesicht war gerötet, seine Augen blickten glasig. »Nein... Siechenhaus... Quarantäne...«
»Es ist niemand in diesem Haus, außer Euch und den Dienern. Ihr könnt auch hier in Quarantäne bleiben.« Sowohl Brianna als auch Glynis wußten, daß er viel zu krank war, um zu dem Siechenhaus im Dorf gebracht zu werden. Als er aufstand, übergab er sich zum ersten Mal.
»Und so beginnt alles von vorn«, sagte Glynis und bestätigte damit, was ihm fehlte. Sie legten ihn auf sein Lager in saubere, kühle Laken, und Brianna badete den fiebrigen Körper. Sein Oberkörper war voller Narben von ehemaligen Wunden, doch immer noch fest und muskulös. Diesem zähen, alten Krieger erklärte Brianna mit einem Funken Hoffnung im Herzen, daß er stark und widerstandsfähig genug sei, diese Krankheit zu überwinden.
Ab und zu verfiel er in ein Delirium, und sie wußte nicht, ob er das, was sie ihm sagte, auch verstand; doch es hielt sie nicht davon ab, ihn beharrlich zu ermutigen.
»Der Arzt des Königs und ich sind uns absolut nicht einig in der besten Behandlung für diese schreckliche Heimsuchung«, vertraute Glynis Brianna an.
»Ich würde immer auf deinen Rat hören und nicht auf seinen. Du hast seit jeher die Kraft zu heilen besessen.«
»Sie haben Joannas Fenster fest verschlossen, um das Böse in der Luft von ihr fernzuhalten, aber ich glaube, daß frische Luft guttut. Und wenn es schon nicht für den Patienten gut ist, dann wenigstens für diejenigen, die ihn versorgen. Der Gestank in einem Raum, in dem die Pest herrscht, genügt, um einen Toten zu ersticken.«
Die beiden bekreuzigten sich bei Glynis’ unglücklicher Wortwahl. »Eine andere Sache, in der ich anderer Meinung bin als der Arzt des Königs, sind die überaus starken Abführmittel. Man verschreibt den Kranken Schierling, damit sie sich übergeben sollen. Jesus, wenn der Patient nicht an der Pest stirbt, dann stirbt er an der Behandlung! Ich denke, es wäre besser, einen beruhigenden Kräutertrank zu verabreichen, wie zum Beispiel Kamille. Kamille ist auch gut als Klistier. Der Himmel allein weiß, daß sein Darm ohnehin schon genügend entzündet ist, da muß man nicht noch ein Senfklistier verabreichen!«
Sie öffneten weit die Fenster und schworen, Guy de Beauchamp so kühl und sauber zu halten, wie nur irgend möglich. Sofort entfernten sie die übelriechende Exkremente, wechselten die Bettwäsche und reinigten seinen Körper. Es würde eine lange Krankenwache
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