Rosentraeume
werden, daher arbeiteten sie einen Plan aus, nach dem sich eine von ihnen um Warrick kümmerte, während die andere ausruhte. Am Morgen und am Abend untersuchten sie eine Armbeuge und seine Lenden nach den schrecklichen harten Beulen, die in allen tödlichen Fällen auftraten.
Während Brianna in den langen Stunden der Nacht an Warricks Bett wachte, gingen ihre Gedanken in viele Richtungen, von der Vergangenheit über die Gegenwart bis in die Zukunft. Christian war noch nicht zurückgekehrt, und sie fürchtete, daß sie ihren Mann vielleicht niemals wiedersah! Seine letzten Worte zu ihr hatten sie ermahnt, auf ihr Herz zu hören. Doch wie machte man so etwas?
Während sie schweigend am Bettrand saß und nachdachte, sich ihren Kopf nach Antworten zermarterte, versank sie tiefer und tiefer in sich. Ihr wurde klar, daß sie Christian mehr liebte als das Leben selbst. Ganz langsam begriff sie, daß ihre Liebe zu ihm, die sie erfüllte, eindeutig und ohne jegliche Bedingung war. Sie liebte ihn, ganz gleich, was er getan hatte. Ihre Liebe war vollkommen und ewig. Sie würde ihn immer lieben!
Langsam stürzten die kleinen Barrieren, die sie innerlich gegen ihn errichtet hatte, ein. Und dann geschah etwas Wunderbares. Ihr Herz füllte sich mit Wärme und einem heißen Glücksgefühl. Brianna erfuhr eine Freude, wie sie sie noch nie zuvor erlebt hatte. Und dann kam ihr ganz blitzartig die Erkenntnis, daß Hawksblood seinen Bruder nicht getötet hatte. Gütiger Gott im Himmel, wie blind war sie doch gewesen!
Schon die ganze Zeit hatte es vor ihr gelegen, doch sie war viel zu störrisch gewesen, um die Wahrheit zu begreifen. Christian und Edward hatten schon zuvor die Rüstung miteinander getauscht. Prinz Edward hatte Robert de Beauchamp umgebracht!
Eine einzelne Träne rann über ihre Wange, und dann begann sie zu weinen, sie schluchzte heftig über das aufgestaute Mißtrauen, das ihr Herz vergiftet hatte. Würde er ihr vergeben? Die Antwort lautete umgehend, ja! Er würde ihr alles vergeben. Würde er zu ihr zurückkehren? Ja, tausendmal, ja! Seine Liebe war unendlich. Genau wie seine Ehre. Brianna begann, durch die Tränen zu lächeln, und ihr Lächeln wurde zu einem Lachen, und dieses Lachen wurde zu einem tiefen, allumfassenden Glücksgefühl.
Sie bemerkte ein Paar aquamarinfarbener Augen, die aus der Dunkelheit zu ihr aufsahen. Brianna stöhnte leise und beugte sich dann über das Bett. »Seid Ihr aufgewacht, mein Lord?« »Sharon? Meine Rose von Sharon? Seine Stimme klang rauh, es war nicht mehr als ein Krächzen, dennoch ergreifend?« Warum hast du mich verlassen?« wollte er wissen. »Warum hast du mein Schiff mitten in der Nacht verlassen?«
Brianna suchte verzweifelt in ihrer Erinnerung. Er glaubte, sie sei Christians Mutter. Brianna griff nach seiner Hand.
»Meine kleine arabische Prinzessin! Warum hast du mich betrogen?«
Sie sah, daß er einer Sinnestäuschung erlegen war und sich schrecklich aufregte. Brianna entschied schnell, ihm nachzugeben, das zu sein, was er in ihr sehen wollte, wenn ihn das beruhigen würde.
»Guy?«
»Ja, meine Schöne?«
»Ich ... ich hatte Angst, mit dir in ein fremdes Land zu reisen.«
»Aber ich war doch dein Mann und der Vater deines Kindes. Warum hast du ihn vor mir geheimgehalten?«
Brianna war erstaunt. War Christians Mutter wirklich eine arabische Prinzessin und hatte Warrick sie offiziell geheiratet? Er klammerte sich an ihre Hand, hielt sie fest, als wolle er sie nie wieder freigeben.
»Wir kamen aus zwei verschiedenen Welten«, murmelte Brianna.
»Du weißt, wenn du mir etwas von dem Kind gesagt hättest, hätte ich dich gezwungen, mit mir zu kommen!«
»Ja... ja. Ich dachte, es wäre besser, dich unwissend zu lassen.«
»Aber er hat mich gefunden! Er hat so lange nach mir gesucht, bis er mich fand.«
»Ja, das hat er.«
»Er verkörpert all das, was ich mir immer an einem Sohn gewünscht habe. Ich danke dir.« Mit Briannas Hand in der seinen schloß Warrick die Augen und schlief ein.
Als das erste Licht der Morgendämmerung durch den offenen Balkon ins Zimmer fiel, wurde Brianna klar, daß sie schon seit einer Woche hier war und daß Warrick immer noch lebte. Als Glynis erschien, um sie abzulösen, zogen sie die Decken zurück, um ihn auf eine der schwarzen Beulen hin zu untersuchen. Ganz plötzlich bekam Warrick eine Erektion.
Die jungen Frauen sprangen zurück und blickten voller Unglauben auf ihn.
»Na ja, was, zum Teufel, erwartet ihr eigentlich,
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