Rosentraeume
Schlaf. Ali stand schnell auf und kleidete sich an. Paddy beklagte sich laut, daß er doch gerade erst eingeschlafen sei. Hawksblood grinste ihn an. »Du gewöhnst dich immer besser daran, zu allen Stunden der Nacht gestört zu werden, Daddy.«
»Himmel, setze Alibaba bloß keinen Floh ins Ohr, denn sonst werde ich bis ans Ende meines Lebens nur noch Daddy-Paddy heißen.«
»Ich werde für Prinz Edward nach Avignon reisen und nehme Ali mit. Du und Randal«, er blickte zu dem gesammelt aussehenden jungen Mann hinüber, »ihr sollt auf die Ladys aufpassen. Meine Mission ist zwar nicht gerade geheim, aber je weniger Leute davon wissen, desto besser.«
Ali hockte sich neben Paddy und flüsterte: »Sag Glynis...« Er zögerte. Dann wurde ihm jedoch klar, wie lächerlich es war, einem Mann gegenüber zurückhaltend zu sein, der ihm das Leben gerettet hatte und umgekehrt. Paddy war wohl der engste Freund, den er je im Leben gehabt hatte. »Sag Glynis, sie soll damit beginnen, ihr Hochzeitskleid zu nähen... nein, das wäre wohl männliche Arroganz! Sag ihr einfach, ich werde zurückkommen, was auch immer geschieht.«
Auf dem Ritt nach Bordeaux begann Warrick plötzlich sein Alter zu spüren. Vielleicht war es ja doch nicht langweilig, wenn der Krieg mit Frankreich endlich aufhörte. Die Plantagenets hielten jetzt sowohl den König von Schottland als auch denjenigen von Frankreich gefangen, und in den nächsten Jahren würde wohl Frieden herrschen. Wenn dann irgendwann die Schwierigkeiten wieder von vorn begännen, und das war sicher unvermeidlich, dann wäre er zu alt, um in den Krieg zu ziehen. Er hatte sich stets vor diesem Tag gefürchtet, doch jetzt, wo er gekommen war, fühlte er Erleichterung. Und Müdigkeit. Eine riesengroße, allumfassende Müdigkeit schien durch seine Adern zu rinnen und drang bis in seine Knochen!
Paddy war der erste, der bemerkte, daß der alte Krieger in seinem Sattel zusammensank. Er wußte, daß mit dem Marschall etwas nicht stimmte, denn sein Rücken war sonst immer kerzengerade. Paddy sprach schnell mit Randal, und die beiden ritten zu beiden Seiten neben Warrick her. Als sie sahen, daß sich seine Augen erschöpft schlossen, riefen und lachten sie, um ihn wach zu halten; sogleich ritten sie noch näher heran, damit er nicht vom Pferd fiel.
Die Nachricht vom Sieg des Schwarzen Prinzen eilte der Armee voraus, und als sie sich Bordeaux näherten, waren die Straßen schwarz vor Menschen, die ihnen zujubelten, sich umarmten und feierten. Den zurückkehrenden Eroberern wurden auf ihrem Weg nach Hause Leckerbissen und Wein angeboten, Küsse und Blumengirlanden.
Im Palast trauerten der König und die Königin um ihre süße Tochter Joanna, die ihnen durch den grausamsten Tod entrissen worden war; doch König Edward ließ nicht zu, daß sein Schmerz das rühmliche Willkommen überschattete, das sein siegreicher Sohn verdient hatte. Sofort begann er mit den Vorbereitungen, ihre königlichen Gefangenen in sicheren Gewahrsam nach England zu schicken; gleichzeitig setzte er die Summen für das Lösegeld und die Bedingungen für ihre Freilassung fest.
Paddy und Randal schafften es, den erschöpften Warrick in sein Haus zu bringen, dort überließen sie ihn den Dienern. Warrick war wirklich krank, und Paddy wünschte bei Gott, daß Hawksblood und Ali nicht nach Avignon geritten wären. Beide besaßen eine beträchtliche medizinische Erfahrung, die ihm völlig fehlte. Er fürchtete sehr, daß Warrick ein Opfer der schwarzen Pest geworden war!
Als Paddy durch die Tür kam, lief Adele auf ihn zu, küßte ihn und schickte ein Dankgebet zum Himmel, weil er sicher und heil zurückgekehrt war, schließlich brach sie sogar in Tränen aus. Paddy war so gerührt von der Sorge seiner Frau um ihn, daß auch seine Augen feucht wurden.
Brianna kam angelaufen, ihr Gesicht war gerötet, erhitzt und wunderschön. »Ist er zu Hause?« fragte sie.
Paddy schüttelte den Kopf. Brianna sah seine tränenfeuchten Augen, und ihre Hand flog zu ihrer Brust, während sie auf den schlimmsten Augenblick ihres ganzen Lebens wartete.
41
»Er ist gesund und munter, meine Lady. Es gab eine Mission für den Prinzen zu erfüllen. Ich wünschte allerdings, er hätte es nicht getan. Sein alter Herr ist krank wie ein Hund. Ich dachte, er würde auf unserer Reise zurück nach Bordeaux schon den Löffel abgeben.«
»Warrick ist krank? Hat er eine Verwundung davongetragen?« fragte Brianna erschrocken.
»Nein, ich fürchte, es ist
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