Rosentraeume
gesenkten Augenlidern zu ihm auf. »Er hat es versucht«, gab sie zu und fragte sich, ob er wohl Ähnliches im Sinn hatte. Und dann wurde ihr plötzlich klar, daß es genau das war, was er beabsichtigte. »Edward, alle sehen uns zu.«
»Es tut mir leid, Jeanette, aber du raubst mir den Verstand. Ich möchte bei dir sein, mit dir reden, wo uns nicht alle anstarren.«
»Das ist unmöglich, Euer Hoheit.«
»Nichts ist unmöglich, wenn ich mich zu etwas entschlossen habe. Es ist nur ein wenig Strategie nötig.«
»So, wie du es sagst, klingt eine Tändelei nach einem militärischen Manöver.«
Er wollte sie in seine Arme reißen. Sie war so klein, so hinreißend. Allmächtiger, er konnte nicht mehr klar denken in ihrer Nähe! Mit erhobenem Haupt sah er sich in dem großen Saal um. »Ich werde mit Isabel tanzen, und du tanzt mit deinem Bruder. Dann läßt du dich von ihm auf die Galerie führen.«
Robert de Beauchamp verbeugte sich vor Brianna. »Möchtet Ihr tanzen, Demoiselle?«
»O ja, mein Lord, ich tanze gern.« Sie befürchtete, viel zu eifrig zu klingen. Als sie zur Tanzfläche gingen, schlug sie die Augen nieder. Doch dann hatte sie endlich den Mut, zu ihm aufzusehen. »Ihr habt ja eine Schnittwunde im Nacken!« platzte sie heraus.
»Nur ein Kratzer. Narben sind Zeichen der Ehre, meine Lady.«
Bis jetzt hatte Brianna eine Narbe noch nie unter diesem Gesichtspunkt betrachtet. Männer sahen die Dinge in einem anderen Licht als Frauen. Vielleicht bewiesen Narben tatsächlich den Mut eines Kriegers. Sie erinnerte sich an Warricks vernarbtes Gesicht, und ein Schauder lief durch ihren Körper.
»Leider fühle ich mich auf dem Schlachtfeld mehr zu Hause als auf dem Tanzboden, meine Lady«, erklärte er. Er war viel zu groß, um anmutig tanzen zu können; doch Brianna hielt dies für eine sehr liebenswerte Eigenschaft.
»Bitte, sagt Brianna zu mir.« Himmel, schon wieder klang sie viel zu eifrig.
»Aber nur, wenn Ihr einverstanden seid, mich Robert zu nennen.«
»Meine Lady und mein Lord klingt in der Tat recht förmlich.« Jetzt hatte sie ihn unzweideutig ermutigt!
»Brianna, ich möchte gern Euer Held im Turnier sein. Würdet Ihr mir Euer Halstuch geben oder Euren Ärmel?«
»O ja, Robert, ich fühle mich höchst geehrt!«
Als sich der Tanz dem Ende zuneigte, schlug Prinz Lionel Robert auf den Rücken. »Beauchamp, kommt und setzt Euch zu mir. Ihr haßt das Tanzen doch genauso wie ich.« Lionels Blicke wanderten von Briannas Mund zu ihren Brüsten und dann wieder zurück. »Sie ist ein verlockender Bissen, Robert, aber die Mündel des Königs sind für den galanten Zweikampf verboten.«
Brianna wurde über und über rot.
»Prinz Lionel, Lady Bedford und ich werden, so hoffe ich, schon sehr bald miteinander verlobt werden«, erklärte Robert förmlich.
»Ah, Ihr seid ein Glückspilz! Dann wird sie für den Bräutigam freilich nicht mehr verboten sein.« Er lachte über seinen vermeintlichen Scherz.
Beauchamp legte zuvorkommend einen Arm um Brianna und zog sie mit sich. »Entschuldigt mich, Euer Hoheit, aber ich muß Lady Bedford zurückbringen. Danach werde ich mich Euch gerne anschließen.«
Brianna war glücklich, daß Robert sie so ritterlich vor Prinz Lionel abgeschirmt hatte. »Er ist ein solcher Grobian«, murmelte sie verlegen.
»Ich stehe in seinen Diensten, meine Lady. Als Lehnsherr verhält er sich sehr großzügig. Ich hoffe, der Haushofmeister seines Haushaltes zu werden.«
»Loyalität ist eine bewundernswerte Eigenschaft, mein Lord.« Brianna hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen, weil sie den königlichen Prinzen kritisiert hatte. Jetzt gingen sie wieder förmlich miteinander um.
»Meine Lady... Brianna, ich hoffe, Ihr seid mir nicht böse, daß ich eine baldige Verlobung erwähnte, wo ich Euch noch nicht einmal gefragt habe.«
»Nein, nein, ich bin nicht böse«, versicherte sie ihm.
»Dann darf ich also die entsprechenden Schritte einleiten?« drängte er sie.
»Ja, mein Lord... Robert... wenn Ihr das wünscht.«
Beauchamp beugte sich über ihre Hand und ließ sie dann in Adeles Obhut zurück.
»Er will sich um die Verlobung kümmern«, erzählte Brianna Adele atemlos.
»Nach nur einem Tanz? Da muß er sich aber Hals über Kopf in dich verliebt haben!«
Eher hat es mich getroffen, dachte Brianna.
Joan ging am Arm Edmund von Kents durch die Galerie. Am anderen Ende entdeckte er plötzlich Prinz Edward und Prinzessin Isabel. »Dieses Treffen hier ist kein Zufall«,
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