Rosentraeume
wird.«
»Eher Gefangener als Gast, Edward!«
»Katherine, zweifellos hat er heute abend genauso üppig diniert wie wir, und wahrscheinlich genießt er gerade in diesem Augenblick eine delikate kleine Französin.«
Sie lachte über seine Scherze.
»Das ist schon besser. Keine Tränen, meine Liebste. Das Leben dauert nicht lange. Wenn dieser Tanz vorüber ist, möchte ich, daß du mit mir ins Sonnenzimmer kommst. Ehe ich zur Königin hinaufgehe, möchte ich mich noch ganz privat von dir verabschieden.«
Prinz Edward und Joan fuhren auseinander, als die Tür geöffnet wurde. Die Kohlelampen aus dem Flur erhellten die Umgebung und verrieten ihnen, daß der König und die Gräfin von Salisbury das Zimmer betreten hatten.
»Vater!« rief Edward überrascht.
»Edward? Bist du das?« Der König nahm eine Lampe aus der Halterung und hielt sie hoch, um das Zimmer zu beleuchten. Die beiden Plantagenets starrten einander schweigend an. Doch keines der strahlend blauen Augenpaare zeigte auch nur den geringsten Anflug von Schuldgefühl.
6
Unbefangen meinte der König: »Wir haben eine ganze Menge zu besprechen. Hat deine Mutter schon dir gegenüber etwas von unseren Plänen verlauten lassen?«
»Nein, ich habe sie noch nicht gesehen.«
»Gut, dann werden wir zusammen zu ihr gehen.« Der König wandte sich an Katherine de Montecute. »Ich möchte, daß Ihr aufhört, Euch Sorgen um William zu machen. Ich werde ihn sicher wieder nach Hause holen.«
Joans benommener Verstand suchte verzweifelt nach Worten. »Ich war auf der Suche nach meinem Bruder. Gute Nacht, Sire.«
Die beiden hohen Herren verließen das Sonnenzimmer und gingen zusammen zum Turm der Königin, jeder in seine eigenen Gedanken versunken.
Philippa begrüßte sie erfreut und schickte dann ihre Dienerinnen fort, während Gemahl und Sohn sich zu ihr beugten, sie küßten und sich nach ihrer Gesundheit erkundigten.
Prinz Edward ergriff sofort die Initiative. »Ich habe über eine Heirat nachgedacht. Als ihr letztes Mal dieses Thema angeschnitten habt, war ich wenig daran interessiert.«
»Deine Mutter ist für eine Verbindung mit Margaret von Brabant...«
»Nein, ich möchte lieber eine englische Braut«, unterbrach Edward ihn.
»Edward, du mußt eine Frau aus einer königlichen Familie heiraten. Eine passende Partie gibt es in England nicht«, erklärte ihm Philippa.
»Joan von Kent besitzt königliches Blut«, erklärte er entschlossen.
Die Vermutung des Königs bestätigte sich.
»Ihr seid Cousins«, sagte Philippa, und ihr Blick wurde eisern.
»Der Papst wird uns einen Dispens erteilen.« Mit einer Handbewegung tat Edward diesen Einwand ab.
Philippa zeigte ihm offen ihre Ablehnung. »Dein Vater hat mich ausgewählt, um eine starke Allianz mit Hennegau und Flandern zu schmieden. Die Söhne des Königs von England müssen seinem Beispiel folgen.«
»Mein Bruder John ist verlobt mit Blanche von Lancaster«, warf Edward ein.
»Blanche ist die Erbin des Lancaster Vermögens. Joans Bruder hat das Vermögen und die Ländereien Kents geerbt. Ihr selbst steht nur wenig Besitz zu«, erklärte der König barsch.
Prinz Edward war nicht so dumm, darauf zu bestehen, daß irdische Güter nicht zählten. Er wußte, daß es so war.
»Doch Mangel an Reichtum hat nichts mit meiner Ablehnung von Joan zu tun«, erklärte Edwards Mutter. »Ihr Vater ist wegen Hochverrates geköpft worden.«
Prinz Edward widersprach. »Ich habe genug Geschichtskenntnisse, um zu wissen, daß er dieses schlimmen Verbrechens nicht schuldig war. Mortimer hat ihn umbringen lassen, um seinen eigenen Hals zu retten.«
Sie sprachen nie über die Mutter des Königs, Königin Isabella und ihren Buhlen Mortimer, der König Edward II. gemeuchelt hatte.
»Trotzdem sind die Kents durch diesen Skandal beschmutzt worden! Ich glaube kaum, daß das Parlament einer Joan von Kent als der zukünftigen Königin Englands zustimmen würde«, erklärte Philippa heftig.
Prinz Edward hielt sich zurück. Er sah ein, je weniger er über seine kleine Jeanette erzählte, desto besser könnte er planen.
»Der Rat wäre sicher mit einer Verbindung mit Margaret von Brabant einverstanden. Wir können Frankreich nur dann erobern, wenn wir uns unsere Verbündeten sichern. Edward, solltest du nichts dagegen haben, werde ich die Verhandlungen über eine Verbindung mit Brabant einleiten«, schlug sein Vater vor.
Prinz Edward war schlau. Noch vor einiger Zeit hatte das Parlament vorgeschlagen, er solle die Tochter
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