Rosentraeume
Lady.«
Ihre Kopfhaut prickelte vor Furcht. Ihre Smaragde hatten ihr heute abend kein Glück gebracht. Alle neugierigen Blicke in dem großen Saal ruhten auf ihr und diesem arabischen Ritter. Sie wollte keinen Klatsch, keine Gerüchte von neuesten Eroberungen und dergleichen. »Gute Nacht, Sir!« Sie wäre am liebsten gerannt, aber weil sie wußte, daß alle Augen ihr folgten, ging sie gemessenen Schrittes auf die Galerie zurück.
Brianna war erleichtert, als sie Roberts blonden Schopf am anderen Ende ausmachen konnte. Sie hob die Röcke, um sich zu sputen, und eilends erreichte sie ihn. »Es tut mir leid. Ich bin zurückgekommen, sobald ich konnte.«
Er leerte einen Becher mit Bier. »Kommt, wir wollen hier verschwinden«, murrte er.
Brianna zögerte, doch verstand sie seine gedemütigten Gefühle angesichts der prinzlichen Ohrfeige. Sie gingen nach draußen in die Dunkelheit. Der Nachtwind kühlte ihre erhitzten Wangen. Als sie sich seinen Schritten anpaßte, griff er nach ihrer Hand. Brianna suchte verzweifelt nach einem Gesprächsstoff, doch sie konnte weder von Joan sprechen noch von Prinz Edward oder Roberts Bruder. Sie wollte ihn trösten und ihn nicht noch mehr verärgern, deshalb schwieg sie auf dem Weg zum Upper Ward.
Als Robert schließlich stehenblieb, bemerkte Brianna, daß sie den Clarence Turm erreicht hatten. Er holte einen Schlüssel aus seiner Tasche und schloß die schwere Tür auf. »Kommt mit mir«, bat er sie ohne Umschweife.
»Das kann ich nicht. Dies sind die Gemächer von Prinz Lionel«, protestierte sie.
»Es ist schon in Ordnung. Er ist nicht da. Ohnehin würde er nichts dagegen haben!«
»Robert, ich bin ohne Anstandsdame.«
»Himmel!« fluchte er. »Bitte!« Sein Griff um ihre Hand verstärkte sich. »Brianna, ich brauche Euch!«
Kurz überlegte sie, und er benutzte diesen Augenblick, um sie auf seinen Arm zu nehmen und die Treppe hinaufzutragen. Pechfackeln brannten und warfen lange Schatten. Er war so groß, Brianna wußte um die Vergeblichkeit ihres Sträubens, dennoch versuchte sie es verzweifelt. Sie fürchtete sich nicht wirklich. Er war immer ein Mann mit tadellosen Manieren gewesen, nach außen hin unbedingt ritterlich. Sein Benehmen heute abend führte sie auf zuviel Alkohol zurück, und das machte sie nervös.
Schließlich gab er nach und stellte sie auf die Füße, als sie vor einem der oberen Räume angekommen waren. Doch im gleichen Moment, als Brianna Boden unter den Füßen fühlte, hatten sich schon seine Lippen auf ihre gepreßt, und er küßte sie wild. Er roch nach Bier und Schweiß. Keiner der beiden Gerüche stieß sie grundsätzlich ab, doch waren sie natürlich keineswegs geeignet, sie in eine romantische Stimmung zu versetzen. Der Druck seiner Lippen verstärkte sich, so daß sie gezwungen war, ihren Mund zu öffnen, damit seine Zunge sich hineinschieben konnte. Noch immer fürchtete Brianna sich nicht, doch jetzt erwachte ihr Zorn. Sie griff mit der Hand nach seinem Gesicht, und unglücklicherweise stieß sie ihm dabei den Finger ins Auge. Seine Lippen lösten sich von ihren, er fluchte, dann ließ er sie los und rieb sich die schmerzende Stelle. Sie versuchte, sich einen Schritt weit zu entfernen, doch er hielt ihre Hand fest. »Brianna, habt keine Angst vor mir. Wir sind doch schon beinahe verlobt... Ihr werdet mir doch sicher einen Kuß erlauben?« drängte er.
»Ich sollte nicht allein sein mit Euch«, wehrte sie ihn ab.
»Helft mir doch, Brianna!« Er zog sie wieder an sich. »Könnt Ihr Euch denn nicht überwinden, etwas freundlicher zu sein? Wir werden bald zu einem Feldzug nach Frankreich aufbrechen, vielleicht sogar schon in ein paar Tagen. Ich hatte gehofft, Ihr würdet Euch ein wenig großzügiger erweisen. Es gibt hier auch etwas zu trinken. Ein wenig Eisenkraut in Euren Wein gemischt, und Ihr werdet Euch nach meinen Küssen sehnen.«
Brianna war schockiert von seinem Vorschlag. War es etwa das, was er und Prinz Lionel tranken? »Keinen Wein mehr. Ihr... Ihr habt sowieso schon zu tief ins Glas geschaut.« Sie versuchte, sich ihren Widerwillen nicht anmerken zu lassen.
Er fuhr mit den Händen durch ihr Haar. »Ich habe die Erlaubnis, Euch den Hof zu machen. Weist mich bitte nicht ab, Brianna. Ich werde Euch nicht gegen Euren Willen zu etwas zwingen.«
»Es tut mir leid, Robert. Ich... ich habe wenig Erfahrung, getändelt habe ich noch nie mit einem Mann...«
»Psst, mein Johannisapfel. Ich weiß, daß Ihr noch Jungfrau seid. Ihr habt
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