Rosentraeume
die Meinung Eures Bruders, daß die Kunst des Schreibens unmännlich ist?«
Hawksblood warf ihr einen amüsierten Blick zu. »Wohl kaum. Ich habe selbst Schriften aus dem Persischen und aus Sanskrit ins Arabische übersetzt.«
»Dann wärt Ihr wahrscheinlich ein begnadeter Priester geworden«, spottete Robert.
»Voraussichtlich wird er sich in allem hervortun, was er anfängt«, meinte Prinz Edward und sah seinen neuen Freund mit unverhüllter Bewunderung an.
»Dann wollen wir sehen, ob Ihr auch des Tanzens mächtig seid«, meinte Joan fröhlich und nahm Christians Arm.
Innerlich kochte Robert de Beauchamp. Er ließ seinem Verdruß freien Lauf, als dieser fremde Bastard, sein sogenannter Bruder, die Gruppe verlassen hatte. »Eure Freundin, Joan von Kent, ist eine kleine Schlampe«, murmelte er.
Prinz Edwards Augen blitzten. Sein aufbrausendes Temperament ließ ihn ausholen, und er schlug Robert ins Gesicht. »Ihr besitzt eine genauso ungehörige Zunge wie mein Bruder Lionel.« Edward nahm Briannas Hand. »Kommt, Lady Bedford.«
Brianna war in ihren Grundfesten erschüttert! Ganz gleich, für welche Seite sie sich entschied, sie saß in der Patsche. Zu ihrem Bedauern hatte sie dem Prinzen von Wales zu gehorchen, doch die Loyalität für ihren zukünftigen Ehemann war ebenfalls Pflicht. Warum nur mußten die Männer sich so benehmen? Tatsächlich akzeptierte sie absolut nicht Robert de Beauchamps Urteil über Joan - wirklich geschmacklos! Er war heute abend schlecht gelaunt, und nur Christian Hawksblood konnte der Grund dafür sein. Eine Spur Mitleid erwachte in ihrem Herzen. Der arme Robert, er hatte sehr schlecht abgeschnitten im Vergleich zu diesem souveränen Eindringling.
Sobald der Prinz und Brianna den Saal betraten, tanzten Christian Hawksblood und Joan auf sie zu und machten vor ihnen halt. Hawksblood wußte, daß Edward und Joan keinen Augenblick länger warten konnten, einander in Armen zu halten.
Der Prinz lächelte ihn dankbar an, dann beugte er sich Joan entgegen, und sie kam willig auf ihn zu. All das geschah rasch und ohne großes Aufsehen.
Schließlich stand Brianna vor dem dunklen Fremden. Er beugte leicht sein stolzes Haupt. »Meine Lady.«
Ihr Herz schlug schneller, ihr Puls raste, ihre Wangen röteten sich. Er war der mächtigste und zugleich der arroganteste Mann, dem sie je begegnet war. »Ich bin nicht Eure Lady!« Sie hob trotzig das Kinn. Doch eine kleine Stimme in ihrem Inneren rief: Dies ist der unwiderstehliche Ritter ; der deine Träume beherrscht! Entschlossen brachte Brianna die Stimme zum Schweigen, indem sie sich weigerte, darauf zu hören.
Das Begehren wollte ihn beinahe überwältigen. Visionen von ihr hatten seit langem einen starken körperlichen Einfluß auf ihn, und als sie jetzt in Fleisch und Blut vor ihm stand, konnte er sich kaum mehr zurückhalten. Er ballte die Hände zu Fäusten, um nicht einen Finger auf das Grübchen in ihrem Kinn zu legen. Seine Vorstellungskraft wurde unwillkürlich aktiv, auch in ihre anderen Grübchen hätte er gern seinen Finger gelegt. Sie hielt den Kopf hoch erhoben, ihr goldenes Haar hüllte sie ein. Nie zuvor hatte er etwas so Herrliches gesehen. Die Frauen aus Arabien, Griechenland und auch Byzanz hatten alle schwarzes Haar. Vor seinem inneren Auge sah er sich selbst, nackt, auf ihrem Ruhelager, während sie ihre Locken über seinen Körper gleiten ließ. Er erstickte ihre entzückten Schreie der Leidenschaft mit seinem Kuß. Es war ein Blick in die Zukunft. »Ich habe Euch schon viele Male gesehen, Demoiselle.«
»Wo denn?« fragte sie patzig.
»In meinen Visionen.«
Brianna war männlichen Schmeicheleien gegenüber immun. »In Euren Träumen natürlich! Wie originell!«
»In meinen Visionen und auch Träumen«, korrigierte er sie. »Ihr habt ein Hexenmal auf Eurem...« Er sah, wie sie erstarrte.
Himmel, wie ist das nur möglich ? Wie kann es sein, daß wir den gleichen Traum gehabt haben? Ihre Wangen verfärbten sich noch mehr, als sie sich daran erinnerte, daß er im Traum den Schönheitsfleck auf ihrem Gesäß hatte küssen wollen.
»Wie könnt Ihr es wagen?« flüsterte sie.
»Wir werden tanzen«, erklärte er.
»Das werden wir nicht «, lautete ihre Antwort.
»Warum nicht?« wollte er ungeduldig wissen.
»Ich... ich werde Euren Bruder Robert heiraten.«
»Das glaube ich nicht«, erklärte er fest.
»Wenn er mich mit Euch sieht, wird er böse!«
»Dann sollten er und auch Ihr Euch von nun an daran gewöhnen, meine
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