Rosentraeume
Eure Unberührtheit für Euren zukünftigen Ehemann bewahrt. Und der bin ich, also bin ich auch derjenige, der sie Euch nehmen wird.« Brianna wußte, daß sie sich auf gefährlichem Pflaster befand. Er hatte zwar gesagt, er würde sie nicht zwingen, doch war er ziemlich betrunken und offensichtlich in einer Stimmung, in der er sich nach einer Liebschaft sehnte. Sie wußte, daß sie sich etwas einfallen lassen mußte.
Er legte seine Finger unter ihr Kinn. »Ihr seid eine so wunderschöne, warmherzige Frau. Wenn ich aus Frankreich nicht zurückkehre, wird es Euch leid tun, daß Ihr so kalt zu mir gewesen seid«, meinte er sanft.
Fürchtete er sich? Sie hätte ihm erlaubt, sie in die Arme zu nehmen, wenn er die ganze Sache anders begonnen hätte. Sie wäre durchaus gewillt gewesen, ihn mit einem zarten Kuß und ein wenig Zärtlichkeit zu trösten, doch sie fürchtete sich vor der Gier in seinen Augen. »Robert, ich muß jetzt wirklich gehen.«
Seine Stimme wurde rauh und ganz intim. »Warum seid Ihr mit mir hier heraufgekommen? Um mich zu necken?«
Brianna holte tief Luft. »Ich habe mit Euch zusammen den Saal verlassen, weil ich sah, daß Ihr Sorgen habt. Mir ging es um ein Gespräch über Eure Kümmernisse.«
Am liebsten hätte er sie erwürgt. Sie war nichts anderes als ein kokettes Weib. Das letzte, was er jetzt wollte, war ein Gedankenaustausch. Doch wenn er erwartete, sie für sich zu gewinnen, dann mußte er seine fleischlichen Gelüste kühlen, bis zur rechtmäßigen Hochzeit, soviel war ihm klargeworden.
»Zweifellos bedeutete es einen Schock für Euch zu erfahren, daß Ihr noch einen Bruder habt; aber wenn Ihr erst einmal zur Ruhe gekommen seid, wird es nicht mehr so schlimm sein.«
»Ich bin der rechtmäßige Erbe meines Vaters, und ich werde eines Tages der Graf von Warrick sein. Die Tatsache, daß mein unehelicher Bruder sich in den königlichen Zirkel eingeschlichen hat, interessiert mich nicht im geringsten!«
Das sprudelte so heftig heraus, daß Brianna seine Not begriff. Sie fühlte Mitleid in ihrem Herzen, stellte sich auf die Zehenspitzen, drückte einen Kuß auf seine Wange und floh dann zur Tür.
Er starrte ihr nach, seine groben Flüche hallten von den Wänden wider. Doch dann hielt er inne, weil er etwas gehört hatte. Es klang, als wäre Prinz Lionel eingetroffen, und dem Kichern nach, das er von der Treppe hörte, hatte er ein Mädchen mitgebracht. Ein Anflug seiner guten Laune kehrte zurück. Vielleicht war der Abend ja doch noch zu retten.
Prinz Edwards Blicke ergötzten sich an Joans Schönheit, während sie sich gesittet auf der Tanzfläche bewegten, unter den Augen des ganzen Hofes. »Jeanette, hast du mit Hawksblood über uns gesprochen?«
»Natürlich nicht, Euer Hoheit. Wir haben uns über meinen Bruder Edmund unterhalten.«
»Bin ich denn so leicht zu durchschauen, daß er sofort mein Verlangen nach dir erkannt hat?«
Joan geriet in Wallungen bei diesem Geständnis. »Er brauchte nur in mein Gesicht zu sehen. Es verrät mich, immer wenn ich in deiner Nähe bin.«
»Dann müssen wir beide lernen, uns unter Kontrolle zu halten«, warnte er sie.
Joan blickte zu ihm auf, es gelang ihr nicht, den Schmerz in ihrem Blick zu verbergen.
Er drückte ihre Hände. »Meine Süße, ich meine nicht, daß wir unsere Gefühle unter Kontrolle halten müssen, sondern unseren äußeren Umgang. Es ist meine Pflicht, deinen Ruf zu schützen.«
Joan lächelte ihn an. »Und wenn wir allein sind, Euer Hoheit?« forderte sie ihn heraus.
»Ich wünschte bei Gott, wir könnten jemals allein sein«, beklagte er sich, während er in Gedanken eine Möglichkeit nach der anderen durchging.
»Wir könnten uns im Garten beim Brunnen treffen«, schlug Joan vor.
»Zu viele Fenster gehen dort hinaus. Treffen wir uns lieber auf den Zinnen meines Turmes.«
»Und was ist mit den Wachen?« fragte sie atemlos.
»Vertrau mir, mit denen weiß ich umzugehen, mein Herz«, antwortete er.
»Ich würde dir mein Leben anvertrauen«, flüsterte sie.
Edward verließ den Saal sofort, Joan wartete noch eine Weile. Sie sah sich eilig nach einer Fluchtmöglichkeit um, als William de Montecute sich ihr näherte. Nicht weit entfernt entdeckte sie Christian Hawksblood, der sich mit Prinz Edwards Männern unterhielt.
Er blickte in ihre Richtung, als hätte er ihren Hilferuf aufgefangen. Sie winkte ihn mit den Augen zu sich, und wie durch ein Wunder stand er dann neben ihr, eine Schrittlänge bevor der Montecute sie
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