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Rosentraeume

Titel: Rosentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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gewählt. Es galt sowohl als Ehre wie auch als ernste Verantwortung, die demjenigen oblag, der die höchsten Ideale der Ritterschaft verkörperte.
    Die Farben, die man für dieses Spektakel ausgewählt hatte, waren Gold und Azur, und die seidenen Standarten, die das Turnierfeld umsäumten, zeigten goldene Leoparden im Ginsterkranz auf einem Hintergrund von strahlendem Blau.
    Christian Hawksblood war beeindruckt von den kostbaren Preisen, die als Trophäen winkten. Er hatte schon an vielen Turnieren teilgenommen, wo die Preise verblaßten im Vergleich zu denen, die der Plantagenet-König von England bot. Wer auch immer einen Gegner besiegte, gewann einen Dolch mit dem Wappen des Königs. Jeder Mann, der aus drei Turnierritten siegreich hervorging, erhielt ein Breitschwert, dessen Heft besetzt war mit Halbedelsteinen, Turmalinen, Amethysten oder Karneolen.
    Der Prinz von Wales jedoch bot den großartigsten Preis des Tages. Es war ein goldener Abendmahlsbecher, dessen Kelch in den feinstgedrechselten Klauen des Drachen von Wales ruhte. Das Stück besaß einen immensen Wert, außerdem war es herrlich anzusehen, und natürlich hatte jeder Wettkämpfer den Wunsch, diesen Kelch zu gewinnen - wenn auch nur in seinen kühnsten Träumen.
    Der König hielt, wie immer, einen ganzen Stapel mit Kronen gefüllter Börsen bereit, die er demjenigen Herausforderer zuwerfen würde, der der Menge am besten gefiel. Neben den Preisen, die die königliche Familie zur Verfügung stellte, waren auch diesmal Pferde und Rüstung des Gegners zu gewinnen; zusätzlich gab es einige private Wetten zwischen den Teilnehmern des Turniers, zum Beispiel wurde um einen wertvollen Falken, um Hunde, Waffen oder Sättel gewettet.
    Christian Hawksblood wunderte sich, daß nur wenige Teilnehmer ihn herausforderten. Sicher würde doch ein Mann mit hitzigem Blut gern gegen einen Neuankömmling kämpfen, der seine Kunst noch nicht unter Beweis gestellt hatte. Er ahnte ja nicht, wie einschüchternd sein dunkles Gesicht auf die hellhäutigen jungen Engländer wirkte.
    Godfrey de Harcourt, ein französischer Ritter, der in englischen Diensten stand, weil der französische König seine Ländereien beschlagnahmt hatte, sandte Hawksblood die Aufforderung. Er hatte von dem Ruf des Arabers gehört und wollte sein Glück versuchen.
    Christian schonte auch bewußt seinen Bruder Robert, er hatte nicht den Wunsch, ihn vor dem ganzen Publikum zu erniedrigen. Jedoch, als der Tag des Turniers näher kam, war es Robert, der diesem fremden Bastard den Fehdehandschuh hinwarf. Christian übte sich in Geduld und hoffte, daß noch ein dritter Herausforderer auftreten würde, um eines der juwelenbesetzten Breitschwerter zu gewinnen. Am Vorabend des Turniers jedoch, als nichts weiter geschehen war, trat er an seinen Freund, Prinz Edward, heran in der Absicht, ihn herauszufordern. Ein schwarzer Berberhengst, den Edward besaß, stach ihm ins Auge; daher suchte er ihn in seinem Pavillon auf.
    Edward stöhnte. »Um Himmels willen, Christian, habt Erbarmen mit mir und verschont mich!«
    Christian sah, daß sein Freund es ernst meinte. Er betrachtete Edward von Kopf bis Fuß und suchte dabei nach einer Verletzung. »Stimmt etwas nicht?«
    Edward fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Sagt es ihm«, bat er Chandos, seinen Knappen.
    »Der Prinz hat zwei Dutzend Herausforderungen erhalten. Ein halbes Dutzend ist das Äußerste für die meisten Männer. Wir stecken ein wenig in der Klemme. Wenn er einen Kampf ablehnt, wird es ihm als Feigheit ausgelegt.«
    »Da ich so wenige und Ihr so viele bekommen habt, hätte ich vielleicht einen Vorschlag, Euer Hoheit, wenn Ihr gestattet«, meinte Christian.
    John Chandos legte den schwarzen Brustpanzer, den er soeben polierte, zur Seite und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf Hawksblood.
    »Ihr und ich, wir haben ungefähr die gleiche Größe und besitzen beide eine schwarze Rüstung. Ich nehme Euch die Hälfte Eurer Herausforderungen ab. Niemand wird den Unterschied erkennen.«
    »Das kann ich nicht«, bedauerte Edward, seine Ritterehre sprach aus seinen Worten.
    »Ihr könntet schon«, warf Chandos ein. »Wenn Ihr wollt!«
    Die drei Männer lachten über die Verwegenheit dieses Plans, doch dann gab der Knappe Chandos zu bedenken: »Selbst zwölf Herausforderungen sind unmöglich zu bewältigen.«
    »Ja, wenn wir einen Ritt nach dem anderen machen. Aber wenn wir uns abwechseln und uns zwischendrin ausruhen, dann könnten wir mit all den

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